Weg für Segensfeiern für homosexuelle Paare ist frei

Nach kontroverser Debatte

Zukünftig kann es in der katholischen Kirche in Deutschland Segensfeiern auch für homosexuelle Paare geben. Zivil wiederverheiratete Geschiedene sollen ebenfalls ihre Beziehung von der katholischen Kirche segnen lassen können.

März: Vatikan sagt "Nein" zur Segnung homosexueller Paare / © Angyalosi Beata (shutterstock)
März: Vatikan sagt "Nein" zur Segnung homosexueller Paare / © Angyalosi Beata ( shutterstock )

Das Reformprojekt Synodale Weg verabschiedete am Freitag in Frankfurt nach einer kontroversen Debatte mit einer Mehrheit von knapp 93 Prozent ein Papier, das empfiehlt, zeitnah angemessene liturgische Feiern zu entwickeln und einzuführen. Von den Bischöfen stimmten knapp 81 Prozent dafür.

Handreichung für Segensfeiern

Erarbeitet werden soll ist eine Handreichung für Segensfeiern für verschiedene Paarkonstellationen. Seelsorgern, die eine solche Segensfeier durchführen, dürften keine disziplinarischen Konsequenzen mehr drohen. Für alle interessierten Paare solle es zur Vorbereitung Gespräche mit Seelsorgenden und gegebenenfalls Seminare geben.

Priester Heiner Dresen segnet ein homosexuelles Paar beim Segnungsgottesdienst mit dem Titel Liebe gewinnt in der Kirche Sankt Martin in Geldern am 6. Mai 2021. / © Rudolf Wichert (KNA)
Priester Heiner Dresen segnet ein homosexuelles Paar beim Segnungsgottesdienst mit dem Titel Liebe gewinnt in der Kirche Sankt Martin in Geldern am 6. Mai 2021. / © Rudolf Wichert ( KNA )

Das Papier mit dem Titel "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" betont, eine Weigerung, die Beziehung zweier Menschen zu segnen, "die ihre Partnerschaft in Liebe, Verbindlichkeit und Verantwortung zueinander und zu Gott leben wollen" sei unbarmherzig bis diskriminierend. Insbesondere weil sich dies "gnadentheologisch nicht überzeugend" begründen lasse.

Das verabschiedete Papier ist eine etwas abgeschwächte Form des ursprünglichen Textes, indem nun zunächst eine Arbeitsgruppe mit unter anderem der Deutschen Bischofskonferenz und dem Laien-Dachverband ZdK eine liturgische Handreichung erarbeiten soll.

Sr. Dr. Katharina Ganz OSF, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen / © Katharina Gebauer (privat)
Sr. Dr. Katharina Ganz OSF, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen / © Katharina Gebauer ( privat )

Die Ordensschwester Katharina Ganz betonte, der Text sei ein "wichtiges Signal in die Weltkirche". Martina Kreidler-Kos betonte, es werde "eine Herausforderung für manche Teile der Weltkirche sein - das darf es aber auch".

Der Vertreter der Katholiken anderer Muttersprache, Emeka Ani, sagte: "Katholiken aus der afrikanischen Kultur sind strikt gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften." Das Thema sollte auf Ebene der Weltsynode behandelt werden, wo er aber keine Mehrheit dafür sehe.

Essens Bischof Franz-Josef Overbeck entgegnete: "Ich halte uns als Weltkirche für so interkulturell divers, dass wir an dieser Stelle sagen müssen, wir müssen es in unserem Land anders beantworten als anderswo."

Brief römischer Glaubenskongregation

Die römische Glaubenskongregation hatte in einem 2021 veröffentlichten Schreiben nochmals bekräftigt, die Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Denn zu diesen gehörten sexuelle Aktivitäten außerhalb der Ehe von Mann und Frau. Gott segne sündige Menschen, nicht aber die Sünde, so die Vatikanbehörde.

Ein gleichgeschlechtliches Paar hält sich an den Händen / © Harald Oppitz (KNA)
Ein gleichgeschlechtliches Paar hält sich an den Händen / © Harald Oppitz ( KNA )

Das war in Deutschland und anderen Ländern auf Kritik gestoßen. Im Handlungstext heißt es dazu, der Rücklauf der Befragungen im Rahmen der Bischofssynode habe gezeigt, "dass die diesem Dokument grundgelegte Sicht auf Homosexualität vielerorts als nicht ausreichend angesehen wird".

Es brauche eine theologische Weiterentwicklung. Der deutsche Vorstoß solle deshalb in den weltweiten synodalen Prozess einfließen.

Theologe: Bibel verurteilt Homosexualität nicht

Nach Ansicht des Bonner Professors für die Exegese des Alten Testamtens, Ulrich Berges, verbietet die Bibel Homosexualität nicht. Das gelte auch für Levitikus 18, 22, sagte Berges im Gespräch mit DOMRADIO.DE.

"Der Text Levitikus ist ungefähr 500 Jahre vor Christus geschrieben worden. Er bezieht sich immer auf einen Analverkehr zwischen Männern, wobei der Analverkehr immer ein Akt der Demütigung ist. Das ist also überhaupt nicht zu vergleichen mit einer freien, zwischen gleichen Partnern geschlossenen oder versprochenen Lebensbeziehung", so Berges.

Homosexuelles Paar / © LikClick (shutterstock)
Quelle:
KNA