![Renardo Schlegelmilch beim Synodalen Weg / © Christian Schnaubelt (kath.de) Renardo Schlegelmilch beim Synodalen Weg / © Christian Schnaubelt (kath.de)](/system/files/styles/w21_dmr_theme_embed_xs_1x/private/image/ren2.png.avif?itok=Xawfxekg)
In der katholischen Kirche geht es nicht um ein "Entweder-oder", sondern um ein "Sowohl-als-auch", das haben wir bei der letzten Synodalversammlung gelernt, "et et" auf Latein. Mit dieser Aussage könnten die Synodalen auf zwei Ebenen recht behalten. Der Synodale Weg hat einiges erreicht, aber wird es gelingen, auch den Vatikan davon zu überzeugen? Oder setzt man damit nur ein Zeichen? "Sowohl-als-auch"?
Deutschland will nun unter anderem einen Segen für homosexuelle Paare einführen und für den Diakonat der Frau eintreten. All das mit einer Zweidrittelmehrheit der Bischöfe. Das ist beachtlich.
Unterstützung aus Flandern
Dass der Antrag zum Segen überhaupt durchgekommen ist, ist zum großen Teil dem flämischen Bischof Johann Bonny zu verdanken, der in einem Gastbeitrag erläuterte, wie es die flämischen Bischöfe im vergangenen Jahr hinbekommen haben, solch einen Segen ohne den Widerstand des Vatikans einzuführen: Man ist einfach weniger auf direkte Konfrontation mit Rom gegangen als die Deutschen. Man könnte sagen, die Belgier haben sich geschickter verhalten.
Nun wird auf die Situation in Deutschland sicherlich mehr Aufmerksamkeit gerichtet als auf die kleine Bischofskonferenz im Nachbarland. Der Vatikan hat sich zudem bereits 2020 gegen einen solchen Segen ausgesprochen. Was macht die Synodalen so sicher, dass das jetzt nicht auch noch einmal so passiert? "Wir vertrauen auf den Heiligen Geist", sagt Bischof Bätzing.
Knackpunkt Frauendiakonat
Auch für eine Diakoninnenweihe spricht sich die Mehrheit der Synodalen aus. Das hat allerdings bereits die "Würzburger Synode" in den 1970er Jahren gefordert. Damals stand der Vatikan im Weg. Wird das heute anders aussehen? Schaut man sich die Aussagen von Papst Franziskus zum Thema an, ist damit sicherlich nicht zu rechnen.
Die Segensfeiern werden erst einmal – so lange es keinen Widerspruch aus Rom gibt – angegangen. Die Forderung nach einer Frauenweihe soll mit einer zweifellos stichhaltig ausgearbeiteten theologischen Argumentation dem Heiligen Stuhl präsentiert werden.
Ein bekanntes Problem
Hier wird der Synodale Weg aber auf sein altbekanntes Problem stoßen: Das schlechte Verhältnis Deutschlands zum Vatikan. Während der letzten vier Jahre hat die Kurie mal mehr mal weniger deutlich ihre Missgunst über den deutschen Reformprozess ausgedrückt. Bei der Umsetzung der hiesigen Reformwünsche ist man nicht nur auf gute Argumente angewiesen, sondern auch auf guten Willen der Gegenseite. Die Chancen dafür stehen aber zur Zeit so schlecht wie sehr lange nicht.
Aber: Selbst wenn das nächste Stoppschild aus Rom käme, wäre trotzdem nicht alles umsonst gewesen. Schaut man sich die Resonanz auf das deutsche Reformprojekt an, positive wie negative, dann schlägt dieser Synodale Weg innerkirchlich und weltkirchlich riesige Wellen. Die Kirche in Deutschland hat einen großen Einfluss auf die Weltkirche: theologisch, historisch, finanziell. Wenn diese bedeutende Kirche in fast vollständigem Einmut solch große Reformschritte wagt, wird das auch andere aus der Deckung locken.
Die Umfragen zur Weltsynode haben gezeigt, dass in vielen Ländern ähnliche Reformwünsche gehegt werden. Nun sieht man erstmals eine der großen Nationalkirchen, die daraus auch weitreichende Konsequenzen zieht. "Die Zahnpasta kriegt man nicht zurück in die Tube" sagte Bischof Bode nach der Synodalversammlung mit Blick auf das Thema Synodalität. Er könnte auch darüber hinaus recht behalten.