Das Thema Schulen ist heikel, das ist den Verantwortlichen bewusst. Trotzdem hat sich die Diözese Eichstätt zu einem harten Schnitt entschlossen: Sie wird ihre fünf allgemeinbildenden Schulen - vier Realschulen und ein Gymnasium - aufgeben. Zu teuer erscheint der Aufwand angesichts einer prekären Haushaltslage.
Schulen werden abgegeben
Für das Schulzentrum Gnadenthal in Ingolstadt wird allein der Sanierungsbedarf bei den Gebäuden auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. Durch den Schulbetrieb fährt das Bistum dort jedes Jahr ein Minus von 1,5 Millionen Euro ein. Im Eichstätter Ortsteil Rebdorf ist das nicht anders.
Am Donnerstag wurde der Öffentlichkeit ein 20-seitiges Papier präsentiert, das es in sich hat. Es nennt sich Zukunftsplan und soll nach zwei Jahren Strategiedebatten auf allen Bistumsebenen eine neue Aufbruchsstimmung erzeugen. Bei nicht wenigen dürften es aber erst mal für Trennungsschmerz sorgen. Im Erzbistum Hamburg führte das verkündete Aus für kirchliche Schulen zu jahrelangen Protesten.
Einiges ist an der Altmühl ähnlich wie an der Alster, aber nicht alles. Das Bistum Eichstätt trennt sich nicht nur von einigen Standorten, sondern gleich von seiner gesamten Schulsparte. Damit dürften sich wenigstens qualvolle Diskussionen darüber erübrigen, für wie viele Schulen noch das Kirchengeld reicht.
Und: Ein Ausstieg der Kirche muss in Bayern anders als in der Hansestadt noch lange nicht gleichbedeutend sein mit Schließung.
Zumindest am Erhalt der beiden Realschulen in Eichstätt hat auch der Freistaat ein vitales Interesse, da es sich um die einzigen dieses Typs dort handelt. Ein Zeitpunkt, wann die Kirche den Betrieb einstellt, steht dem Vernehmen nach noch nicht fest. Die Gespräche mit potenziellen anderen Trägern laufen noch.
Springt der Staat ein?
Vor noch nicht allzu langer Zeit waren fast alle katholischen Schulen Deutschlands in Hand von Ordensgemeinschaften. Das gilt auch für Eichstätt. Als die Brüder und Schwestern angesichts von Nachwuchsmangel zunehmend mit ihren Bildungseinrichtungen überfordert waren, boten sich diözesane Schulwerke als Auffanglösung an. So auch in Eichstätt. Jedoch wurde die Schulsparte dort strukturbedingt nie so groß wie etwa in Regensburg und Augsburg.
Wer weiß, vielleicht springt man von dort aus dem notleidenden Nachbarn zur Seite? Den betroffenen Eltern und Schülern dürfte es vergleichsweise egal sein, solange dadurch der Standort erhalten bliebe und auch die von manchen weiterhin geschätzte kirchliche Prägung. Sollte der Staat einspringen, dürfte sich die Aufregung ebenfalls in Grenzen halten.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, unter welchem finanziellen Druck das Bistum Eichstätt inzwischen steht. Soeben hat der Diözesansteuerausschuss grünes Licht für den Wirtschaftsplan 2023 gegeben, wenn auch erst im zweiten Anlauf. Warum, ist mit einem Blick zu erkennen. Zum Jahresende rechnen die Haushälter damit, dass in der Kasse ein Loch von knapp 15 Millionen Euro klafft. Es wäre das vierte Defizit hintereinander, mit steigender Tendenz.
Schulden aufnehmen ist ein Tabu
Die freien Rücklagen - aus diesem Topf wird ausgeglichen, was an Einnahmen fehlt - betrugen Ende 2021 noch 56 Millionen Euro. Im Klartext: Ohne strukturelle Einschnitte müssten schon in wenigen Jahren Schulden aufgenommen werden. Aber das ist ein Tabu.
Weniger Pfarreien, eine schlankere Verwaltung - in Eichstätt setzt man natürlich auf Rezepte, die schon in anderen Bistümern gegriffen haben. Neu ist, dass nun auch der Geldbeutel der eigenen Priester nicht mehr unantastbar ist. Sie sollen einen Teil ihrer Einkünfte für ihre Altersversorgung zurücklegen, und zwar 4,65 Prozent vom Grundgehalt. Das gibt es bisher in keinem anderen bayerischen Bistum und vermutlich in ganz Deutschland noch nicht. Der Eigenanteil orientiert sich an der gesetzlichen Rentenversicherung, ist aber nur halb so hoch wie bei gewöhnlichen Arbeitnehmern.
Von der Suche nach Einsparpotenzialen bleibt das Bischofshaus nicht verschont. Bischof Gregor Maria Hanke und sein Apparat könnten vollständig im künftigen Zentralgebäude des Ordinariats untergebracht werden, heißt es im Zukunftsplan. Vorausgesetzt, der Bischöfliche Stuhl findet einen zahlungskräftigen Nachmieter. Der Bischof würde dann übrigens in einer ehemaligen katholischen Schule wohnen.