Papst empfängt Korridor-Geflüchtete im Vatikan

Menschen erzählen ihre Fluchtgeschichten

Papst Franziskus hat Hunderte Geflüchtete und ihre Helfer im Vatikan empfangen. In einer überfüllten Audienzhalle begrüßte er die sogenannten Korridor-Geflüchteten und dankte allen, die ihnen geholfen haben, nach Europa zu kommen.

 Papst Franziskus empfängt Korridor-Geflüchtete
 / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Korridor-Geflüchtete / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Der Heilige Vater hob hervor, dass es sich um eine gemeinsame Aktion der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, der italienischen Caritas, der evangelischen Kirchen in Italien und mehrerer europäischer Regierung handele.

 Papst Franziskus empfängt Korridor-Geflüchtete
 / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Korridor-Geflüchtete / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

In Anwesenheit des sichtlich bewegten Papstes schilderten einzelne Geflüchtete aus Libyen und dem Libanon ihre Fluchtgeschichten. Auch Helfer, die Migranten in ihrem Haus aufgenommen haben, sprachen über ihre Erfahrungen.

Papst: Mittelmeer darf kein Friedhof werden

Der Papst betonte, dass es sich bei der Flucht über sichere Korridore um eine wichtige Alternative zum oft tödlichen Weg über das Meer handle. Man dürfe nicht zulassen, dass das Mittelmeer zu einem Friedhof werde, so der Papst.

 Papst Franziskus empfängt Korridor-Geflüchtete
 / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Korridor-Geflüchtete / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Die Organisation von humanitären Korridoren zur Flucht aus Kriegs- und Notstandsgebieten wurde im Jahr 2016 gestartet. Nach Angaben von Helfern haben seither 6.800 Menschen auf diesem Weg Europa erreicht, unter ihnen zahlreiche Kinder. Die meisten von ihnen wurden in Italien untergebracht. Außerdem beteiligen sich Frankreich, Belgien, Andorra und die Republik San Marino an der Aktion.

Auf illegalem Weg, meist in Booten über das Mittelmeer, landeten allein im vergangenen Jahr 105.000 Migranten in Italien, im Jahr zuvor waren es etwa 60.000. Jedes Jahr ertrinken Hunderte Menschen beim Versuch, nach Europa zu gelangen.

Große Bedeutung humanitärer Korridore

In seinem Redetext, den der sichtlich erschöpfte Papst nicht vollständig vortrug, hieß es: „Diese Initiative ist in tragischer Weise aktuell und notwendiger denn je. Das zeigt auch der jüngste Schiffbruch bei Cutro. Dieser Schiffbruch durfte nicht passieren, und man muss alles unternehmen, damit er sich nicht wiederholt.“ Die humanitären Fluchtkorridore seien „Brücken, die so viele Kinder, Frauen, Männer und Alte in Sicherheit, Legalität und Würde genutzt haben. Sie überqueren Grenzen und die Mauern der Gleichgültigkeit, an denen die Hoffnung so vieler Menschen zerschellt.“

Nach seiner Ansprache schüttelte der Papst bei einer Rollstuhlfahrt durch die Menge Hunderte von Händen und machte Kindern kleine Geschenke.

Humanitärer Korridor

Asylsuchende, die über den Libanon, über Äthiopien oder über Marokko nach Europa wollen, brauchen künftig nicht unbedingt mehr ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Die römische Basisgemeinschaft Sant'Egidio, auch "UNO von Trastevere" genannt, hat zusammen mit der Föderation Evangelischer Kirchen Italiens (FCEI) die Idee eines humanitären Korridors entwickelt: Frauen, Kinder und Behinderte, die in größter Not sind, sollen in diesen Ländern Einreisevisa nach Italien erhalten. Mit einer Million Euro sollen zunächst Aufnahme und Integration von 1.000 Menschen möglich gemacht werden.

Stacheldrahtzaun um das Erstaufnahmelager Pournara für Flüchtlinge und Migranten in Kokkinotrimithia (Zypern) / © Andrea Krogmann (KNA)
Stacheldrahtzaun um das Erstaufnahmelager Pournara für Flüchtlinge und Migranten in Kokkinotrimithia (Zypern) / © Andrea Krogmann ( KNA )
Quelle:
KNA