Ökumenische Gedenkfeier nach Amoktat von Hamburg

"Die Hoffnung nicht aufgeben"

Gut eine Woche nach dem Amoklauf bei einer Versammlung der Zeugen Jehovas ist am Sonntag in der Hamburger Hauptkirche Sankt Petri der Opfer gedacht worden. Erzbischof Stefan Heße und Bischöfin Kerstin Fehrs leiteten den Gottesdienst.

Blumen am Ort des Amoklaufs in Hamburg-Alsterdorf / © Marcus Brandt (dpa)
Blumen am Ort des Amoklaufs in Hamburg-Alsterdorf / © Marcus Brandt ( dpa )

Erzbischof Stefan Heße rief bei dem ökumenischen Gottesdienst dazu auf, die Hoffnung auf eine friedlichere Welt nicht aufzugeben. "Je unüberwindbarer die Schwierigkeiten und je düsterer die Aussichten auf Sicherheit und Frieden erscheinen, umso eindringlicher muss unser Gebet sein und umso mehr müssen wir in dieser Stadt zusammenstehen."

Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Lars Berg ( KNA )

Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs würdigte in ihrer Predigt den Einsatz von Polizisten, Rettungskräften und Notfallseelsorgern. "Für mich war Gott genau in Ihnen anwesend. Gott war da - in Ihnen, die Wunden verbunden, Tote geborgen, Erschrockene umarmt, Nachbarn beruhigt haben."

Zeugen Jehovas

Die "Zeugen Jehovas" verstehen sich als christlich orientierte Religionsgemeinschaft. Die 1881 vom ehemaligen Adventisten-Prediger Charles Taze Russell in den USA gegründete Gruppierung zählt nach eigenen Angaben weltweit über acht Millionen Mitglieder, in Deutschland um die 170.000. Die deutsche Zentrale ist in Selters im Taunus, die internationale Zentrale in New York.

Zeugen Jehovas Schriftzug an Hauswand / © Harald Oppitz (KNA)
Zeugen Jehovas Schriftzug an Hauswand / © Harald Oppitz ( KNA )

Am 9. März hatte ein 35-jähriges ehemaliges Mitglied der Gemeinschaft bei einer Zusammenkunft der Zeugen Jehovas in Hamburg-Groß Borstel sieben Menschen erschossen - darunter ein ungeborenes Kind. Anschließend brachte der Mann sich selbst um. Neun weitere Menschen wurden verletzt.

Vertreter der Zeugen Jehovas nicht dabei 

Ausrichter der Gedenkfeier waren katholische und evangelische Kirche sowie die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Offizielle Vertreter der Zeugen Jehovas, die keinen Dialog mit anderen religiösen Gemeinschaften pflegen, nahmen nicht teil. Die Kirchen bekräftigten, der Gottesdienst könne und wolle keine eigene Gedenkfeier der Gemeinschaft ersetzen.

Die Zeugen Jehovas hätten in einem Schreiben das ökumenische Gedenken als Zeichen der Anteilnahme gewürdigt. Sie wollen nächstes Wochenende eine eigene Trauerfeier in Übereinstimmung mit ihren Glaubensüberzeugungen ausrichten.

An dem Gottesdienst nahmen unter anderem Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer teil. Während der
Feier wurden vier Kerzen entzündet: je eine für die Betroffenen und die Opfer, für die Einsatzkräfte, für die Nachbarschaft und für den Frieden. Ein Notfall- und ein Polizeiseelsorger sprachen Fürbitten. 

Quelle:
KNA