Papst ignoriert seine eigene Neuformulierung des Vaterunsers

"Führe uns nicht in Versuchung..."

Papst Franziskus hat die von ihm selbst eingeführte veränderte Fassung des Vaterunsers ignoriert. 2020 wurde eine Formulierung von der italienischen Bischofskonferenz geändert. Der Papst verwendete nun die ältere, überholte Form.

Bild vom Oktober 2022: Papst Franziskus betet während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Bild vom Oktober 2022: Papst Franziskus betet während seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz am Sonntag verwendete er die überholte italienische Form, in der es in der vorletzten Zeile sinngemäß hieß: "Und führe uns nicht in Versuchung..."

Papst Franziskus winkt den Gläubigen am Ende seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus winkt den Gläubigen am Ende seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz / © Andrew Medichini ( dpa )

Diese Formulierung hatte die Italienische Bischofskonferenz auf Wunsch des Papstes im Jahr 2020 geändert. Seither heißt es in Italien und im Vatikan in der italienischen Fassung sinngemäß: "Und überlasse uns nicht der Versuchung..."

Änderung führte zu kontroversen Debatten

Der Änderungswunsch des Papstes hatte damals in vielen Ländern für kontroverse Debatten gesorgt. Im deutschen Sprachraum und auch in der lateinischen Version wurde sie nicht umgesetzt.

Ein Grund für den jüngsten "Versprecher" von Papst Franziskus könnte die Tatsache sein, dass er bei den Generalaudienzen am Mittwoch mit den Gläubigen aus aller Welt stets das lateinische Vaterunser betet, das weiterhin die alte Formulierung enthält.

Stichwort: Vaterunser

Das bekannteste Gebet des Christentums hat seinen Namen nach den ersten beiden Worten, die in der lateinischen Fassung "Pater noster" (Vater unser) lauten. Es gilt in den Kirchen als "das Gebet, das Jesus selbst uns gelehrt hat". Dies bezieht sich auf das sechste Kapitel des Matthäus-Evangeliums, wo berichtet wird, Jesus habe seine Jünger dieses Gebet gelehrt. Das Gebet enthält sieben Bitten, die alles umfassen, worum Menschen Gott bitten können. Das Vaterunser ist das einzige Gebet, das von Christen aller Konfessionen gebetet wird.

Vaterunser / © Harald Oppitz (KNA)
Vaterunser / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA