DOMRADIO.DE: Bruder Paulus, wer D-Mark bei sich zu Hause findet, kann sie an die Frankfurter Franziskustreff-Stiftung spenden. Das Geld kommt dann der Obdachlosenhilfe zugute. Wie ist die Idee entstanden?
Bruder Paulus Terwitte (Kapuzinerbruder und im Vorstand der Franziskustreff-Stiftung): Wir haben hier in Frankfurt mit Bruder Michael, der den Franziskustreff leitet, unser Frühstück für obdachlose Menschen, wo jeden Tag 130 bis 160 Menschen zum Frühstück kommen. Angelehnt an das geflügelte Wort "Haste mal ne Mark" hatten wir vor zwei Jahren mit Bruder Michael die Idee, wir können doch mal nach D-Mark fragen, die noch überall schlummern und die Leute bitten, ihre gefundenen D-Mark in der Filiale der Frankfurter Sparkasse einzuwerfen. Wir bringen das Geld dann zur Bundesbank und führen es der Franziskustreff-Stiftung zu.
DOMRADIO.DE: Täglich kommen bis zu 130 bis 160 Menschen zu ihnen in den Franziskus-Treff, um da ein warmes Essen zu bekommen, haben Sie gesagt. Wie viel Geld braucht man im Jahr, um diese Hilfe leisten zu können?
Bruder Paulus: Damit wir dieses Frühstück anbieten können, haben wir im Jahr ein Budget von 400.000 €. Aber die D-Mark wollen wir für ganz anderes nutzen: Wir möchten in diesem Jahr eine Krankenstation für obdachlose Menschen eröffnen, die im Krankenhaus waren und eigentlich gar nicht richtig genesen können, wenn sie auf die Straße zurück müssen. Außerdem wollen wir eine Produktionsstätte einrichten - eine Werkstatt, in der obdachlose Menschen, die bei uns frühstücken, eine Stunde arbeiten können und dann ihren Nettolohn auf die Hand ausbezahlt bekommen, um so wieder einen Schritt ins Erwerbsleben zu tun.
DOMRADIO.DE: Wie funktioniert die Aktion denn konkret? Wenn ich in Köln wohne und D-Mark finde, müsste ich es theoretisch nach Frankfurt bringen. Ist das richtig?
Bruder Paulus: Ja, das ist leider so, weil wir die Aktion auf die Region Rhein-Main beschränkt haben. Aber man kann das Geld auch in einen wattierten Umschlag stecken und uns unter dieser Adresse zuschicken.
DOMRADIO.DE: Jetzt hat die Inflation im vergangenen Jahr stark zugenommen. Beeinflusst Sie das auch in Ihrer Arbeit? Kommen seitdem mehr Menschen, die Sie versorgen müssen?
Bruder Paulus: Wir haben natürlich immer wieder neue Menschen, die zu uns kommen. Und es fällt auf, dass vermehrt Frauen kommen, was uns sehr freut, dass wir eine Vertrauensstellung geworden sind, auch für obdachlose Frauen. In den letzten Monaten waren 25 Prozent unserer Gäste Frauen. Das Zweite, was wir feststellen, ist: Wir müssen viel mehr ausgeben für Lebensmittel. Die Kosten haben sich um fast 25 Prozent erhöht, weil wir immer nur sehr frische und sehr gute Ware anbieten. Außerdem kommen mehr kleine Rentner zu uns, also Menschen, die mit ihrer Rente einfach nicht auskommen und dann bei uns mit einem guten Frühstück für 0,50 Euro ihren Start in den Tag haben.
DOMRADIO.DE: Wie steht es um die Spendenbereitschaft? Spenden die Menschen weniger wegen der Inflation?
Bruder Paulus: Ich habe den Eindruck, dass die Menschen, die für sich selber merken, dass sie den Gürtel enger schnallen müssen, den Blick nicht verloren haben für die anderen, die noch ärmer sind als sie. Von daher konnten wir mit Freude feststellen, dass die Leute uns vertrauen. Und sie haben uns in diesem Vertrauen, dass wir wirklich die Dinge direkt zu den obdachlosen Menschen weitervermitteln, auch weiter gespendet. So hatten wir keinen großen Einbruch.
Das Interview führte Tobias Fricke.