Mehrere orthodoxe Kirchen solidarisieren sich mit der Ukrainisch-Orthdoxen Kirche (UOK) und verurteilen das Vorgehen der Kiewer Regierung gegen die lange mit dem Moskauer Patriarchat verbundene Kirche. Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije bezeichnete am Mittwoch "die Vertreibung von 250 Mönchen und Hunderten Professoren und Theologiestudenten aus dem Kiewer Höhlenkloster" als "bevorstehenden Höhepunkt des Terrors" der ukrainischen Regierung. Das Kloster sei die Quelle des orthodoxen Christentums in der Ukraine, Russland und Belarus.
Die Entscheidung der Staatsführung in Kiew, die UOK und ihr Oberhaupt Metropolit Onufri aus dem Kloster zu entfernen, sei ein "Synonym für entsetzlichen Staatsterror gegen die Kirche und die gröbste Verletzung ihrer Grundrechte, der Religions- und Gewissensfreiheit", so der Belgrader Patriarch. Die serbisch-orthodoxe Kirche beobachte mit tiefer Besorgnis und Trauer die "Gewalt und Verfolgung", die die ukrainische Regierung gegen die "kanonische Kirche und damit gegen die Mehrheit ihrer eigenen Bürger" ausübe.
Kiewer Höhlenkloster wird geräumt
Das Kulturministerium hatte am 10. März angeordnet, dass die UOK das Höhlenkloster bis zu diesem Mittwoch verlassen müsse. Es gehört wie viele andere ukrainische Gotteshäuser dem Staat. Die Kündigung des 2013 geschlossenen Pachtvertrags mit der Kirche begründete das Ministerium mit Verstößen gegen die Nutzungsbestimmungen. Auf dem Klostergelände seien mehrere Gebäude ohne Genehmigung errichtet worden.
Der georgisch-orthodoxe Patriarch Ilia II. hatte den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel bereits am Wochenende aufgerufen, sich für die Mönchsgemeinschaft im Höhlenkloster einzusetzen. Ilia II. betonte, dass der "größte Teil der Priester" der UOK im Krieg loyal zur Ukraine stünde und sich die Kirche vom Moskauer Patriarchat getrennt habe.
"Mit großem Schmerz im Herzen"
Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Johannes X. Yazigi, bekundete auf Facebook seine Unterstützung für das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufri: "Mit großem Schmerz im Herzen beobachten wir aus der Ferne die Verfolgung, die Sie und Ihre heilige Kirche für Christus erleiden." Er bitte den Herrn, "diesen tragischen Krieg schnell zu beenden und alle Bedrohungen zu beenden, denen Ihre Heilige Kirche ausgesetzt ist". In einem Brief an den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. beklagte er, die UOK werde verfolgt. Ihr seien Heiligtümer anvertraut, "die das Herz des Patriarchats von Moskau und ganz Russlands bilden".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte das strikte Vorgehen seiner Regierung gegen die UOK als "Bewegung zur Stärkung unserer spirituellen Unabhängigkeit" bezeichnet. Man werde nicht zulassen, dass Russland "irgendeine Gelegenheit bekommt, die Spiritualität unseres Volkes zu manipulieren", so Selenskyj.
Seine Regierung beschuldigt die UOK, mit Moskau zu kollaborieren, was diese bestreitet. Das Höhlenkloster ist ein Wahrzeichen Kiews und umfasst rund 140 Gebäude. In ihm hat neben der Leitung der UOK auch deren wichtigeste Bildungseinrichtung, die Theologische Akademie, ihren Sitz.