Auf der Kloster-Website teilten die Ordensmänner am Mittwoch mit, dass sie nicht beabsichtigen, das bedeutendste orthodoxe Heiligtum der Ukraine "ohne ein entsprechendes Gerichtsurteil" und ohne grundlegende Dokumente für die Kündigung des Pachtvertrags zu verlassen. Eine Zwangsräumung durch Staatsorgane verstieße gegen ukrainische Gesetze und die Verfassung, erklärten sie.
Auf dem Gelände des Klosters versammelten sich unterdessen Hunderte Anhänger der Kirche, um laut örtlichen Medienberichten gegen den von der Regierung verfügten Verweis der UOK-Geistlichen aus der Abtei zu protestieren. Sie folgten einem Aufruf der Kirchenführung, zu beten und "mit allen legalen Mitteln unser kostbarstes Heiligtum, das Kiewer Höhlenkloster, zu schützen".
Mönche mussten Kloster verlassen
In dem Kloster lebten bislang rund 200 Mönche; die Leitung der Kirche hat hier ihren Sitz. Das Kulturministerium hatte am 10. März angeordnet, dass die UOK das Kloster bis zu diesem Mittwoch verlassen müsse. Es gehört wie viele andere ukrainische Gotteshäuser dem Staat.
Die Kündigung des 2013 geschlossenen Pachtvertrags mit der Kirche begründete das Ministerium mit Verstößen gegen die Nutzungsbestimmungen. Auf dem Klostergelände seien mehrere Gebäude ohne Genehmigung errichtet worden.
Als politisches Motiv für den Rauswurf der Kirche aus ihrem Hauptheiligtum sehen Beobachter mutmaßliche Fälle von Kollaboration mit Russland. Klosterabt Metropolit Pawlo wies derartige Vorwürfe zurück und betonte, die Mönche seien "keine Kollaborateure". Die Kirche reichte bereits vor einigen Tagen eine Klage gegen die Kündigung ihres Pachtvertrags bei einem Kiewer Gericht ein.
Noch kein rechtskräftiges Urteil
Solange es kein rechtskräftiges Urteil für eine Annullierung des Vertrags gebe, sei die Kirche nicht zur Räumung des Klosters verpflichtet, so Pawlo in einer Videobotschaft. Komme es ohne Urteil zu Zwangsmaßnahmen, würden die Vereinten Nationen und andere internationale Institutionen "sehr negativ" reagieren, warnte der Abt.
Rechtsexperten widersprechen Pawlos Darstellung. Der Jurist Dmytro Wowk sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), nur ein einstweiliger Gerichtsbeschluss könne der staatlichen Museumsverwaltung, die für das Kloster zuständig ist, bis zu einem endgültigen Urteil den Rauswurf der Mönche untersagen. Den gebe es aber bislang nicht.
Der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Oleksij Danilow, versicherte unterdessen, es werde keine gewaltsame Räumung des Klosters geben: "Niemand wird jemanden an den Beinen ziehen." Alles werde in Einklang mit dem Gesetz vor sich gehen. In Zukunft werde es keine "Moskauer Kirche" mehr im Höhlenkloster geben, so Danilow. Dort sollten weiter Kirchen tätig sein und Gottesdienste abhalten, aber keine "künstlichen Gebilde, die einst außerhalb der Gesetze der Ukraine geschaffen wurden".
Zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen in der Ukraine
Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche unterstand lange dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt. Erst im Mai 2022 sagte sie sich von ihm los und erklärte sich für unabhängig. Dieser Schritt wird aber von der ukrainischen Regierung angezweifelt. In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen.
Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und orthodoxen Ehrenoberhaupts Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Sie ging aus zwei Konfessionen hervor, die sich bereits vor mehr als 30 Jahren vom Moskauer Patriarchat getrennt hatten.
Das Höhlenkloster aus dem 11. Jahrhundert gilt als die Wiege der ostslawischen Orthodoxie. Noch zu Sowjetzeiten zog die russisch-orthodoxe Kirche 1988 in das Heiligtum ein, aus dem sie das Moskauer Regime in den 60er Jahren geworfen hatte. 2013 schloss die UOK unter dem damaligen Staatspräsiden Viktor Janukowitsch einen unbefristeten Vertrag zur kostenlosen Nutzung des Höhlenklosters.
Dieses ist ein Wahrzeichen Kiews und umfasst rund 140 Gebäude. Es trägt den Ehrentitel "Lawra", wie insgesamt nur drei Abteien in der Ukraine und zwei weitere in Russland. Die Unesco nahm das Kloster 1990 in ihre Welterbe-Liste auf.