Kyrill bittet zum orthodoxen Osterfest um Frieden

Kehrtwende in Moskau?

Hält Patriarch Kyrill I. an seiner vor allem für den Westen irritierenden Haltung zum Ukraine-Krieg fest? Das orthodoxe Osterfest, das an diesem Wochenende gefeiert wird, böte ihm erneut Gelegenheit zum Flaggezeigen.

Autor/in:
Oliver Hinz
Patriarch Kyrill leitet einen orthodoxen Ostergottesdienst in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale / © Pavel Bednyakov (dpa)
Patriarch Kyrill leitet einen orthodoxen Ostergottesdienst in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale / © Pavel Bednyakov ( dpa )

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat seine Nähe zu den Opfern des Krieges gegen die Ukraine unterstrichen. In seiner schriftlichen Botschaft zum orthodoxen Osterfest, die das Moskauer Patriarchat am Samstag veröffentlichte, bat er Gott darum, jede Trauer zu trösten und alle seelischen Wunden zu heilen. Zugleich richtete der 76-Jährige eine Fürbitte an Gott, "dass er einen dauerhaften und gerechten Frieden den Brudervölkern schenke, die aus dem einen Taufbecken des Dnjepr hervorgegangen sind", eine Umschreibung für das russische und das ukrainische Volk.

Keine Forderung nach einem Waffenstillstand

Moskau und der Vatikan

Die Beziehungen zwischen Moskau und dem Vatikan gelten seit jeher als schwierig. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet wichtige Stationen nach:

988: Durch die Taufe und seine Eheschließung mit der Schwester des oströmischen Kaisers rückt Wladimir, Fürst der Kiewer Rus, in die Familie der christlichen Könige des Mittelalters auf. Er betreibt die Christianisierung vielfach brutal. In dieser Periode werden in mehreren Städten auch lateinische Kirchen errichtet; die Bischöfe sind allerdings durchweg "Griechen".

Kyrill I. und Papst Franziskus (Archiv) / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Kyrill I. und Papst Franziskus (Archiv) / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Am orthodoxen Osterfest, das am Sonntag gefeiert wird, bete man besonders für die Menschen in den Kriegsgebieten, so das Kirchenoberhaupt. "Wir als Christen dürfen nicht gleichgültig bleiben gegenüber den Nöten und Entbehrungen unserer Brüder und Schwestern, deren Herzen vom Feuer des für beide Seiten vernichtenden Konflikts verbrannt werden." Die Osterbotschaft des Patriarchen wird traditionell in allen russisch-orthodoxen Kirchen verlesen.

Einen Waffenstillstand forderte Kyrill I. jedoch nicht. Dagegen hatte er zum orthodoxen Weihnachtsfest Anfang Januar beide Konfliktparteien zu einer 36-stündigen Feuerpause aufgerufen, damit die Menschen an den Gottesdiensten teilnehmen könnten. Russlands Präsident Wladimir Putin entsprach nach eigenen Angaben diesem Wunsch. Die Ukraine beschuldigte Moskau, die Angriffe trotzdem fortgesetzt zu haben.

Wichtiger Verbündeter Putins

Das orthodoxe Kirchenoberhaupt ist ein wichtiger Verbündeter Putins. Kyrills Predigten für den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sorgten international für Empörung. Erst am Donnerstag berichtete das Moskauer Patriarchat erneut von seiner Unterstützung für die russischen Soldaten in der "Zone der speziellen Militäroperation", wie der Kreml den Angriffskrieg gegen die Ukraine nennt. In Moskau habe ein Bischof einen Altar und eine Ikonenwand für ein Kirchenzelt gesegnet, in dem Angehörige der russischen Streitkräfte in der Ukraine Gottesdienste feiern sollen, so das Patriarchat. Großbritannien, Litauen und Kanada haben Kyrill I. wegen seiner Unterstützung des russischen Angriffs mit Sanktionen belegt.

In der orthodoxen Kirche wird in diesem Jahr eine Woche nach der katholischen und evangelischen Kirche Ostern gefeiert. Der abweichende Termin geht auf verschiedene Berechnungsarten zurück. So bestimmen die Ostkirchen den Ostertermin nach dem alten Julianischen Kalender und nach einer anderen Methode als die Westkirchen, die sich an die Gregorianische Kalenderreform des 16. Jahrhunderts halten. Die Ostertermine können deshalb bis zu fünf Wochen auseinanderfallen. Zu einem gemeinsamen Ostertermin kommt es 2025.

Quelle:
KNA