Das sagt der Direktor des Tübinger Weltethos-Instituts, Ulrich Hemel, in der "Herder Korrespondenz". Die Entkopplung des materiellen Ressourcenverbrauchs vom wirtschaftlichen Wachstum sei eine soziale Frage. Der Papst wünsche sich "eine solidarische Welt und eine Wirtschaftsform, die vorrangig dem Gemeinwohl verpflichtet" sei. Solche Gedanken spiegelten sich heute auch im Mainstream wirtschaftlichen Handelns wider, betont Hemel.
Teil der Finanzwirtschaft
Er geht auch darauf ein, dass der Papst als Chef des Vatikanstaats und juristischer Alleinentscheider "auch am praktischen Leben in der Finanzwirtschaft" teilnimmt. Beim Bestreben nach Transparenz bescheinigt der Wissenschaftler dem Kirchenoberhaupt Teilerfolge undeinen persönlich bescheidenen Lebensstil. Deutlich werde aber auch "die Eigenart seines Führungsstils", die manchmal als einsam und autoritär bezeichnet werde.
Einsam und autoritär
Der Papst gewinne organisatorische Macht, aber nicht immer organisatorische Gefolgschaft. "Im organisatorischen Handeln wirkt er daher immer wieder wie ein machtvoller und zugleich sich ohnmächtig fühlender Einzelgänger", so Hemel. Für die Durchschlagskraft seiner Bemühungen sei diese Art der Führung ein Hindernis.
Gespür für Menschenwürde und Gerechtigkeit
Den Eigenanspruch einer Kirche der Armen habe Franziskus nicht erfüllen können. Andererseits seien die sozialen Aufgaben einer Religionsgemeinschaft mit knapp 1,4 Milliarden Menschen nicht ohne Finanzmittel zu stemmen. So sehr einzelne Aspekte kritisch gesehen werden könnten, so deutlich werde in der Summe, "dass dieser argentinische Papst mit seinem Gespür für Menschenwürde und weltweite Gerechtigkeit ein Leuchtturm der Orientierung sein kann".
Hemel äußerte sich in einem Sonderheft der "Herder Korrespondenz". Darin geht es unter dem Titel "Über Geld spricht man nicht" um das Thema Kirche und Finanzen.