Gänswein empfindet schwere Zeit als Testamentsvollstrecker

"Das war sehr bitter"

Erzbischof Georg Gänswein hat laut eigenem Bekunden schwierige Phasen als Testamentsvollstrecker von Benedikt XVI. erlebt. Das erzählte er in einem Interview. Dort warnte er auch vor einer Kirchenspaltung durch den Synodalen Weg.

Erzbischof Georg Gänswein (r.) bei der Trauermesse für Papst Benedikt XVI.  / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein (r.) bei der Trauermesse für Papst Benedikt XVI. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die von dem verstorbenen Papst verfügte Vernichtung privater Korrespondenz bezeichnete Gänswein in einem Interview der Mediengruppe Bayern (Dienstag) als den schmerzhaftesten Moment.

"Im Testament stand, die privaten Briefe der Familie sind ohne Ausnahmen zu vernichten. Er hatte sie alle sorgfältig gebündelt aufbewahrt. Als ich die Briefe schreddern musste, war das sehr bitter."

Gänswein rechnete mit Kritik

Zugleich betonte der Erzbischof und langjährige Vertraute von Benedikt XVI.: "Es ging dabei nur um die Briefe, die die Eltern Ratzinger an ihre Kinder schrieben oder später auch die Geschwister untereinander. Ich sagte zu Papst Benedikt noch zu Lebzeiten, ich werde sicher dafür kritisiert." Gleichwohl sei er dem letzten Wunsch des Verstorbenen ohne Ausflüchte nachgekommen.

Erzbischof Georg Gänswein (m.) / © Paul Haring (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein (m.) / © Paul Haring ( KNA )

Der allergrößte Teil des Nachlasses sei an das Institut Papst Benedikt XVI. in Regensburg gegangen, so Gänswein. Weitere wichtige Dokumente gelangten demnach in das päpstliche Geheimarchiv und in das Archiv der Glaubenskongregation.

Er selbst habe von Benedikt einen Tabernakel für seine neue Kapelle geschenkt bekommen, fügte der Erzbischof hinzu. "Aus seinem Nachlass habe ich ein wunderschönes bayerisches Holzkreuz erhalten, das er selbst in seiner Kapelle als Kardinal hatte."

Warnung vor Kirchenspaltung durch Synodalen Weg

Erzbischof Georg Gänswein warnt unterdessen vor einer Kirchenspaltung durch den Synodalen Weg. Der von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken initiierte Reformdialog habe zu "Spannungen innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland und mit dem Heiligen Stuhl" geführt, sagte Gänswein weiter.

Fünfte Synodalversammlung in Frankfurt / © Maximilian von Lachner (SW)
Fünfte Synodalversammlung in Frankfurt / © Maximilian von Lachner ( SW )

Mehrfach habe der Vatikan eindeutig und klar Grenzen aufgezeigt, die es, ernst zu nehmen gelte. "Ich bete und hoffe, dass eine Spaltung verhindert werden kann."

Gestartet wurde der Synodale Weg unter dem Eindruck einer jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal noch einmal verschärfte. Im März gingen die Beratungen zuende. Im Mittelpunkt standen die Themen Macht, Rolle der Frau, Sexualmoral und priesterliche Lebensform. Die Gespräche zwischen Bischöfen und Laien sollen in einem Synodalen Rat fortgeführt werden.

Keinerlei bindende Rechtskraft

Er bezweifle, dass der Synodale Weg, so wie er sich entwickelt habe, die richtige Antwort auf die Missbrauchskrise gewesen sei, sagte Gänswein. Die dort behandelten Themen gingen über die notwendige Beantwortung der Missbrauchskrise weit hinaus. "Dabei ist die Gefahr erwachsen, dass Sonderwege aus der Einheit der Universalkirche hinausführen."

Kurienerzbischof Georg Gänswein / © Alessia Pierdomenico (shutterstock)
Kurienerzbischof Georg Gänswein / © Alessia Pierdomenico ( shutterstock )

Seiner Ansicht nach besitze der Synodale Weg keinerlei bindende Rechtskraft. Auch liefere die Initiative keine Antworten auf die tatsächlichen Nöte der Gläubigen, sagte der Erzbischof und langjährige Vertraute des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., der immer noch als einer der wichtigsten deutschen Vertreter im Vatikan gilt.

"Der Glaubensverlust ist durch den Synodalen Weg eher noch gewachsen", bilanzierte Gänswein. Anstatt Strukturfragen zu erörtern, gelte es, den Glauben wieder zu vertiefen. "Glaube wird, wenn ich es ernst nehme, nur durch wirkliche persönliche Umkehr und Vertiefung zu neuem Leben erwachen. Das freilich setzt ein persönliches Mühen und Entschiedenheit voraus."

Georg Gänswein

Nach seiner Kindheit in Riedern im Landkreis Waldshut studierte Gänswein in Freiburg und Rom Theologie. 1984 wurde er zum Priester geweiht. Nach seinen Kaplansjahren schickte ihn der damalige Freiburger Erzbischof Oskar Saier für eine Doktorarbeit im Kirchenrecht nach München, die er 1993 mit der Bestnote abschloss.

Erzbischof Georg Gänswein / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema