Hilfswerke Misereor und Renovabis prüfen Fusion

"Gute Form verbindlicher Zusammenarbeit"

Die zwei großen katholische Hilfswerke Misereor und Renovabis tragen sich mit Hochzeitsplänen, haben es aber nicht eilig. Die Verlobung ist beschlossen. Für alles Weitere will man sich aber zehn Jahre Zeit lassen.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die beiden katholischen Hilfswerke Misereor und Renovabis rücken enger zusammen. In einer am Dienstag in Freising und Aachen veröffentlichten gemeinsamen Pressemitteilung ist von einer Kooperationsvereinbarung die Rede. Am Ende eines zehnjährigen Prozesses könne eine Zusammenführung unter einer Leitung stehen.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Marken Misereor und Renovabis sollen jedoch eigenständig bleiben, auch die Standorte Aachen und Freising sowie die unterschiedlichen Aufträge der Werke dauerhaft erhalten werden.

Die Belegschaften beider Häuser seien Ende März über diese Entscheidung informiert worden, erklärten Sprecher auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Initiative gehe von den Geschäftsführungen beider Werke aus.

"Gute Form verbindlicher Zusammenarbeit"

Ziel sei die Entwicklung einer "guten Form verbindlicher Zusammenarbeit". Dieser Prozess sei angesichts steigender Kirchenaustrittszahlen, sinkender Kirchensteuereinnahmen und eines nachlassenden Engagements in Pfarrgemeinden für die Eine-Welt-Arbeit umso wichtiger.

Misereor, gegründet 1958, betreibt Entwicklungszusammenarbeit mit Partnern in 90 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien.

Renovabis, das gerade 30 Jahre alt geworden ist, ist als Osteuropahilfswerk in 29 Ländern aktiv, von Estland bis Tadschikistan, von Albanien bis Sibirien.

Beträchtliche Größenunterschiede von Renovabis und Misereor

Die Größenunterschiede zwischen beiden Werken sind beträchtlich. Misereor beschäftigt rund 370 Menschen, Renovabis etwa ein Siebtel davon. Auch die Einnahmen bewegen sich in dieser Relation: 2021 waren es bei Misereor 247 Millionen Euro, bei Renovabis 34,8 Millionen Euro. Bei den geförderten Projekten ist es ähnlich.

Die Einnahmen beider Hilfsorganisationen setzen sich unterschiedlich zusammen. Misereor kann jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag aus dem Haushalt des Entwicklungsministeriums einsetzen, bei Renovabis sind es nur einige wenige Millionen Euro. Dafür erhält Renovabis fast doppelt so viele Kirchensteuermittel wie Misereor.

Fast die Hälfte der von Renovabis geförderten Projekte hat einen kirchlichen oder seelsorglichen Bezug. Für solche Zwecke können keine Staatsgelder verwendet werden.

Außer Misereor gibt es in Deutschland noch vier weitere katholische weltkirchliche Hilfswerke: Adveniat, missio (München und Aachen), Caritas International und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger".

Renovabis

Renovabis ist das jüngste der sechs katholischen weltkirchlichen Hilfswerke in Deutschland. Es wurde im März 1993 auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von den deutschen Bischöfen gegründet. Seither gibt es jedes Jahr eine mehrwöchige bundesweite Aktion. Sie endet jeweils am Pfingstsonntag mit einer Kollekte in den katholischen Gottesdiensten in Deutschland.

Der lateinische Name des Hilfswerks geht auf einen Bibelpsalm zurück und bedeutet "Du wirst erneuern".

 © Renovabis
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Quelle:
KNA