Kirchen widmen Woche für das Leben der "Generation Z"

Wie leben in Erwartung weiterer Krisen?

Am Samstag ist die "Woche für das Leben" in Osnabrück eröffnet worden. Das Thema "Generation Z(ukunft). Sinnsuche zwischen Angst und Perspektive" widmet sich der jungen Generation angesichts zahlreicher Krisen.

Autor/in:
Roland Juchem
Jugendliche mit Smartphones / © Potstock (shutterstock)
Jugendliche mit Smartphones / © Potstock ( shutterstock )

"Heute zu leben bedeutet auch, im Krisenmodus zu leben: Corona-Pandemie, Krieg, Klimawandel und damit einhergehende Natur- und Umweltkatastrophen scheinen Alltag geworden zu sein", schreibt die Jugendseelsorgerin Sonja Lexel im Themenheft zur "Woche für das Leben". Überflutet von Bildern und Hiobsbotschaften müssten vor allem junge Menschen - die sogenannte Generation Z - einen Umgang mit den vielfältigen Krisen finden.

Dieser Generation Z werden in Soziologie und Sozialpsychologie überwiegend jene Menschen zugerechnet, die zwischen Mitte 1990er und Anfang 2010er Jahre geboren wurden. Trotz Vorbehalten gegenüber kollektiven Zuschreibungen an eine Alterskohorte wollen Fachleute mit Bezeichnungen wie "Generation ..." eine Art Zeitgeist beschreiben, der sich in Einstellungen und Handlungen vieler Individuen einer Generation niederschlägt.

Politisch und für Fortschritte

Die "Gen Z" wird als sehr politisch beschrieben, fordernd und zunehmend perfektionistisch. Erste wissenschaftliche Ergebnisse scheinen diesen Eindruck zu unterstützen. Menschen dieses Alters wollen vergangene Missstände keinesfalls wiederholen, fordern Fortschritte und grenzen sich vehement von vorherigen Generationen ab. Was die Generation Z in manchem den sogenannten 68'ern ähnlich macht. Was Z von 68 unterscheidet, ist permanentes soziales Vergleichen - so erst möglich über soziale Medien.

Besonders nachhaltig geprägt hat die Generation Z die Covid-19-Pandemie: stark eingeschränkte direkte Kontakte und deutlich mehr digitale Kommunikation. Die fiel der ersten Generation, die von klein auf mit Tablet, Handy, Laptop und Social Media groß geworden ist, nicht schwer. Die seelischen Folgen indes sind noch nicht ganz absehbar.

Klar ist: Durch die Lockdown-Phasen in der Pandemie, gefordert auch aus Solidarität mit "den Alten", erlitten junge Menschen in einer entscheidenden Phase ihrer sozialen Entwicklung Einbußen. Psychische Belastungen wurden nachweislich verschärft. Sie lösten nicht selten tiefgreifende Zukunftsängste und existenzielle Krisen aus - bis hin zu Suizidgedanken oder suizidalen Handlungen.

Angst und Panikattacken

In der Psychologie wird zudem das klinische Störungsbild einer so genannten Eco-Anxiety erforscht, lähmende Angst oder Panikattacken, die manche empfinden angesichts der dramatischen Klimakrise. Auch viele Mitglieder der Bewegung "Letzte Generation" sind Angehörige der Generation Z.

Und nach der Sinnhaftigkeit von Tun und Lassen fragen nicht nur die verächtlich "Klimakleber" genannten Aktivisten. Zuletzt war jede und jeder Zweite in der Generation Z bereit, den Job zu wechseln - oft ohne einen neuen in Aussicht zu haben.

Viele Möglichkeiten

Unsichere Zeiten verschieben Prioritäten, heißt es. Was zählt wirklich? Wenn ich angesichts von Klimawandel, Krieg, Energie- und Bankenkrise ohnehin nicht weiß, was morgen ist, warum dann nicht zumindest heute machen, was ich wirklich will?

Gleichzeitig haben junge Menschen so viele Möglichkeiten, dass sie oft nicht wissen, wie und was sie als nächstes wählen sollen. Zu vielen dieser Aspekte wollen die Kirchen nun Hinweise, Angebote und Begleitung anbieten.

Vor allem aber sollen junge Menschen während der "Woche für das Leben" selber zu Wort kommen. Weswegen sie in Osnabrück anstatt mit einer Diskussion akademischer Fachleute mit Workshops für junge Menschen beginnt. Bevor am Samstag die Kirchenoberen im Osnabrücker Dom die diesjährige Aktionswoche mit einem Gottesdienst eröffnen, sollen junge Menschen sich selbst äußern.

Workshops mit Tipps

Vier offene Workshops bieten die örtlichen Organisatoren an: zu den Themen Flucht und Migration, Klimawandel und Artensterben, Lebenskrisen und wie diese stark machen können sowie Tipps zu praktischem Recycling und nachhaltiger Weiterverwertung. Anschließend sollen die jugendlichen Teilnehmer offiziellen Kirchenvertretern berichten.

Den ökumenischen Eröffnungsgottesdienst um 17 Uhr im Osnabrücker Dom feiern die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, der Jugendbischof der Deutschen Bischofskonferenz und Osnabrücker Diözesanadministrator, Weihbischof Johannes Wübbe, sowie der evangelische Regionalbischof Friedrich Selter.

Eine Veranstaltungsübersicht zur Woche für das Leben bietet die Website www.woche-fuer-das-leben.de. Am Donnerstag waren dort aber nur knapp zwei Dutzend Angebote aufgelistet.

"Woche für das Leben" zur Generation Z (2023)

Die jährliche "Woche für das Leben" ist eine bundesweite Aktion der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland. Damit treten sie gemeinsam für den Schutz menschlichen Lebens in all seinen Phasen ein.

Aktion "Woche für das Leben" der Kirchen  / ©  Julian Stratenschulte (dpa)
Aktion "Woche für das Leben" der Kirchen / © Julian Stratenschulte ( dpa )
Quelle:
KNA