Görlitzer Verwaltungschef sieht schwere Bistums-Probleme

In der Existenz bedroht

Der Verwaltungschef des Bistums Görlitz, Markus Kurzweil, sieht wegen finanzieller Zwänge existenzielle Bedrohungen für die Diözese. Probleme entstehen vor allem wegen des geplanten Wegfalls des Strukturbeitrages für 2025.

Turm der Kathedrale Sankt Jakobus in Görlitz / © Sven Döring (KNA)
Turm der Kathedrale Sankt Jakobus in Görlitz / © Sven Döring ( KNA )

Mit diesem unterstützen westdeutsche Bistümer die ostdeutschen Diözesen, so der Generalvikar im Interview des Portals katholisch.de (Montag). Ohne diese finanziellen Zuwendungen werde das Bistum Görlitz auf Dauer nicht bestehen können.

Tafelsilber gibt es keins

"In unserem Bistum machen die Zuwendungen aus dem Strukturbeitrag rund ein Drittel unserer laufenden Erträge aus, derzeit sind das rund 4,4 Millionen Euro. Ohne dieses Geld wäre unser Bistum langfristig nicht überlebensfähig. Wir würden dann in absehbarer Zeit Haushaltsdefizite schreiben, unser Eigenkapital aufzehren und irgendwann zahlungsunfähig sein", erklärte Kurzweil.

Görlitzer Jakobuskathedrale / © Sven Döring (KNA)
Görlitzer Jakobuskathedrale / © Sven Döring ( KNA )

Es sei unmöglich, 4,4 Millionen einzusparen. "Unser Bistum betreibt keine Schulen und keine Krankenhäuser, wir haben keine Akademie und auch kein Dommuseum. 'Tafelsilber', wie es vielleicht noch in anderen Diözesen vorhanden ist, haben wir - auch historisch bedingt - nie besessen", betonte der Verwaltungschef.

Im Bistum Görlitz lebten rund 30.000 Katholiken auf etwa 10.000 Quadratkilometern - im Erzbistum Köln seien es rund 1,8 Millionen Katholiken auf gut 6.000 Quadratkilometern. Schon heute sei nur eine "seelsorgliche Grundversorgung" möglich. "Noch weniger wäre nicht zu verantworten", sagte Kurzweil.

Noch keine Pläne für Auflösung des Bistums

Im Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) gehen Kurzweils Angaben zufolge Überlegungen dahin, dass man alle Bistümer in den Blick nimmt - "und im Bedarfsfall schnell finanzielle Unterstützung leisten kann". Insgesamt empfange er von Verantwortlichen des VDD ermutigende Signale. So sei man auch bereit, Berechnungsmodelle zu erarbeiten, "die unserer finanziellen Lage angemessen sind".

Bischof Wolfgang Ipolt / © Sven Döring (KNA)
Bischof Wolfgang Ipolt / © Sven Döring ( KNA )

Für eine Auflösung des Bistums gebe es jedoch keine Pläne: "Wir haben die Frage einer Auflösung unseres Bistums vor gut drei Jahren einmal mit dem Apostolischen Nuntius diskutiert - und haben von ihm die klare Aussage bekommen, dass der Vatikan keinerlei Pläne hat, eine Diözese, die erst 1994 gegründet wurde, gut 30 Jahre später schon wieder aufzulösen", betonte der Generalvikar.

Bistum Görlitz

Das Bistum Görlitz ist der Mitgliederzahl nach die kleinste deutsche Diözese. Auf einer Fläche von rund 9.700 Quadratkilometern im Osten Brandenburgs und Sachsens leben rund 30.000 Katholiken, das sind weniger als vier Prozent der Bevölkerung.

Durchschnittlich besuchten im Jahr 2021 trotz coronabedingter Beschränkungen rund zehn Prozent der Bistumsmitglieder den Sonntagsgottesdienst in den 16 Pfarreien. In dieser Hinsicht liegt die Diözese Görlitz seit langem an der Spitze der 27 deutschen Bistümer. Der bundesweite Durchschnitt lag 2021 bei gut vier Prozent.

Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak (KNA)
Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA