DOMRADIO.DE: Jetzt kurz vor dem Geburtstag den Decken Pitters gibt es bestimmt viel zu tun, oder?
Jan Hendrik Stens (Mitorganisator des 4. Europäischen Glockentags): Das Telefon klingelt unaufhörlich. Aber das ist ja schön, dass die Öffentlichkeit jetzt, bevor es losgeht, doch sehr interessiert ist. Jetzt hoffen wir, dass das Wetter hält. Freitag soll es eher trüb werden. Aber vielleicht hat der Heilige Petrus mit seiner Glocke dann doch noch ein Einsehen.
DOMRADIO.DE: Ist es denn ein Zufall, dass der Europäische Glockentag und der Geburtstag vom Decken Pitter zusammenfallen?
Stens: Nein, ist es nicht. Die Idee, einen solchen Europäischen Glockentag zum 100. Geburtstag der Petersglocke abzuhalten, ist schon ein paar Jahre alt. 2016 hatte ich diesen Vorschlag während unseres Kolloquiums zur Glockenkunde vom Deutschen Glockenmuseum eingebracht. Es gab solche Europäischen Glockentage schon häufiger.
Ich kann mich noch sehr gut an den von 1997 erinnern. Der fand in Erfurt zum 500. Geburtstag der Erfurter Gloriosa, auch einer sehr bedeutenden und bekannten Glocke, statt. Ich war gerade frischgebackener Abiturient und habe daran teilgenommen. Das hatte ich noch in Erinnerung und dachte, wenn der Decke Pitter 100 wird, dann sollten wir so etwas in Köln auch machen.
DOMRADIO.DE: Was ist an dieser Glocke, abgesehen von Ihrer Größe, so herausragend?
Stens: Die Petersglocke ist ein Identifikationsmerkmal, nicht nur in religiöser Hinsicht. Der Kölner sagt immer "Dat is e Jeföhl". Also der Dom, egal an was man glaubt, gehört für die Kölner dazu und der Decke Pitter eben auch. Diese Identifikation einer gesamten Stadtgesellschaft mit ihrer großen Glocke, das ist schon außergewöhnlich. Das zeichnet Köln aus und das zeichnet die Petersglocke aus.
DOMRADIO.DE: Ihr habt euch ja jede Menge einfallen lassen rund um den Geburtstag, zum Beispiel einen Glockenspaziergang und es gibt auch einen öffentlichen Glockenguss.
Stens: Genau, am Geburtstag selbst, jetzt am Freitag, soll abends ein einstündiges Glockenkonzert am Dom stattfinden. Direkt im Anschluss daran, ab 21:00 Uhr, werden auf der Papstterrasse und direkt unterhalb des Domes mehrere Glocken gegossen, wo die Öffentlichkeit auch zuschauen kann. Das sind relativ kleine Glocken, die größte wiegt etwas mehr als 50 Kilogramm und ist für die Elendskirche bestimmt. Dazu gibt es ein buntes Programm mit Musik und ein paar Interviews, die geführt werden. Das wird eine kurzweilige Sache.
DOMRADIO.DE: Es ist ja ein Europäischer Glockentag. Woher kommen denn all die begeisterten Glockenspezialisten und -spezialistinnen in diesen Tagen?
Stens: Es gibt ja keine Anmeldungen zum gesamten Glockentag. Letztendlich wird es uns wahrscheinlich überraschen, wie viele oder im schlimmsten Fall wie wenige Leute zu den Veranstaltungen und Konzerten kommen. Bei unserem Kolloquium zur Glockenkunde vom Deutschen Glockenmuseum war eine Anmeldung erforderlich und da sind wir mit 140 Teilnehmern seit Februar ausgebucht.
Die Teilnehmer kommen aus insgesamt neun europäischen Ländern, unter anderem aus dem Baltikum, aus Finnland und aus verschiedenen Nachbarländern Deutschlands. Also da sind wir wirklich bunt aufgestellt. Man merkt doch, dass es eine sehr europäische Veranstaltung wird und dass die Petersglocke und Köln sehr anziehend wirken.
DOMRADIO.DE: Wird die Petersglocke denn auch zum Geburtstag erklingen?
Stens: Sie wird an ihrem Geburtstag läuten und zwar abends im Rahmen dieses Glockenkonzerts, das eine Stunde dauern wird. Innerhalb dieser einen Stunde wird sie dreimal erklingen, einmal alleine, einmal mit anderen Glocken zusammen und ganz zum Schluss mit allen Domglocken, sofern die alle funktionieren.
DOMRADIO.DE: Das wird sich hoffentlich schön anhören. Worauf freust du dich am meisten?
Stens: Auf dieses Glockenkonzert am Freitag. Wenn sich das Wetter einigermaßen hält und da wirklich viele Menschen auf der Domplatte rund um den Dom versammelt sind und diese Klänge hören und genießen werden, dann wird das sicherlich ein schönes Erlebnis. Ich hoffe, dass das auch für die anderen genauso zählt.
Das Interview führt Michelle Olion.