Limperg sieht vor Gericht keinen Spielraum für Glauben

"Nicht Maßstäbe meines Handelns"

Für die Präsidentin des Bundesgerichtshofs, Bettina Limperg, hat ihr persönlicher Glaube vor Gericht nichts zu suchen. Auch bei schwierigen Fällen tröste sie ihr Glaube bei der Arbeit nicht, helfen könne er aber trotzdem.

Symbolbild Richterin mit Richterhammer / © nampix (shutterstock)
Symbolbild Richterin mit Richterhammer / © nampix ( shutterstock )

"Als Richterin bin ich an Recht und Gesetz gebunden. Da ist kein Spielraum für Glauben", sagte sie den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag). "Meine christlichen Werte können vor Gericht nicht Maßstäbe meines Handelns sein", so Limperg, die evangelische Präsidentin des dritten Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt war.

Bettina Limperg / © OeKT/Philip Wilson (epd)
Bettina Limperg / © OeKT/Philip Wilson ( epd )

"Trostlosigkeit, die sich nicht wegbeten lässt"

Manche Fälle gingen ihr nahe, erläuterte die Juristin. Wenn etwa ein Mensch, der als Kind Opfer von Gewalt und Missbrauch wurde, später selbst zum Täter wird. "Wenn er Muster gelernt und so tief verinnerlicht hat, dass er aus denen nicht herausfindet." Dann bleibe sie selbst manchmal auch ratlos zurück, "weil alles so ausweglos und schicksalhaft erscheint".

Ihr Glaube tröste in solchen Augenblicken nicht, erklärte die Richterin. "Ich persönlich glaube auch nicht, dass irgendwann schon alles gut wird oder dass es eine höhere Gerechtigkeit geben wird, in der sich alles auflöst." Manche Situationen seien und blieben schlimm. "Es gibt Verzweiflung und Trostlosigkeit, die sich nicht wegbeten lässt." Glaube und Gebet hälfen ihr jedoch dabei, die Situation auszuhalten.

Keine billige Vertröstung

Limperg sprach sich zudem gegen die Vorstellung aus, dass etwas spätestens im Himmel ein gutes Ende nimmt. "Eine solche Perspektive würde ich einer gequälten Kreatur nicht zumuten. Es klänge wie eine Ausrede, um das Schlimme auf der Welt zu erleichtern." Stattdessen sei es Auftrag des Menschen, auf der Erde für so viel Gerechtigkeit wie möglich zu sorgen: "Wir können das nicht Gott überlassen." Gerechtigkeit bezeichnete sie als Prozess, nicht als Punktlandung.

Quelle:
KNA