Misereor will garantierte Fallprüfung für Schutzsuchende

"Wird europäischen Standards nicht gerecht"

Das Bischöfliche Hilfswerk Misereor hat von der europäischen Politik eine Garantie der Einzelfallprüfung für alle Schutzsuchenden verlangt. Der Leiter des Berliner Büros von Misereor, Jonas Wipfler, mahnte zudem die Bundesregierung.

Geflüchtete aus Äthiopien sitzen am Flughafen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Geflüchtete aus Äthiopien sitzen am Flughafen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Er forderte sie auf, die Standards einzuhalten, die sie im Koalitionsvertrag zugesichert habe.

Wipfler warf der Bundesregierung vor, ihre Position geändert zu haben und nun Grenzverfahren an EU-Außengrenzen zu befürworten. Das Prinzip der Einzelfallprüfung, des Zugangs zu einem Rechtsbeistand und zu einem fairen Verfahren in allen Prozessschritten sei aber der Kern des Flüchtlingsschutzes.

Hotspot-Zentren führen nicht zu schnelleren Verfahren

Die Erfahrungen der vergangenen Jahre an den EU-Außengrenzen zeigten, "dass Grenzverfahren für Asylsuchende absehbar zu Lagern führen, die europäischen Standards nicht gerecht werden und die besonderen Schutzbedürfnisse der Ankommenden nicht im Blick haben".

Flüchtlinge aus Syrien / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Flüchtlinge aus Syrien / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Keiner der so genannten Hotspot-Zentren der EU habe in der Vergangenheit zu mehr Flüchtlingsschutz und überzeugenden und schnellen Verfahren geführt, sondern zu mehr Leid und Ungerechtigkeit, mahnte Wipfler.

Schnellverfahren für bestimmte Herkunftsnationalitäten bedeuteten im Endeffekt "geschlossene Lager vor den europäischen Grenzen". Der EU-Gerichtshof habe diese Praxis bereits 2020 im Fall von Ungarn verurteilt. Es steht zu befürchten, dass schlechte humanitäre Bedingungen und kaum Zugang zu rechtlichem Beistand die Folgen seien.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA