Zum Abschluss einer vierjährigen Forschungsphase haben Experten bei einem Kongress in Osnabrück Roboter- und KI-gestützte Systeme für die Pflege vorgestellt.
Vertreter von insgesamt zehn interdisziplinären Verbundprojekten präsentierten in dieser Woche ihre Ergebnisse im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes. Diese reichen von relevanten ethischen und juristischen Fragen über die Programmierung von Algorithmen bis hin zu Trainings in Pflegeteams und der Begleitung von Angehörigen.
Entlastung für Pflegekräfte?
Dabei ging es um die Leitfrage, ob Roboter und Künstliche Intelligenz (KI) Pflegekräfte bei ihrer Arbeit entlasten können, so dass mehr Zeit für Zwischenmenschliches bleibt. Und: Wie können diese Technologien helfen, dass alte Menschen länger selbstständig leben können?
Mario Brandenburg (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium, forderte in einem Grußwort für die bis Donnerstag laufende Tagung "ein eindeutiges Verständnis für den Einsatz solcher Systeme". Es müsse darum gehen, Menschen zu entlasten, um mehr zwischenmenschliche Kommunikation zu ermöglichen. Roboter könnten dabei unterstützen.
"Überwindung von Skepsis nötig"
Ein eigenes Projekt widmete sich Maßstäben, wie robotische Unterstützung in der Pflege begründet und bewertet werden kann. Derzeit gebe es weltweit knapp 200 Pflegetheorien, sagte Manfred Hülsken-Giesle von der Universität Osnabrück. Keine sei auf der Höhe aktueller technologischer Entwicklungen. Bisher werde Robotik vor allem technisch bewertet und noch nicht aus Sicht der Pflege. Das von Hülsken-Giesle koordinierte Projekt entwickelte ein Bewertungsinstrument, mit dem bezeichnenden Namen "Ready?". Mit ihm sollen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen einschätzen können, ob und welche Systeme für sie geeignet sind.
Um Robotik und KI in die Pflege alter, kranker oder behinderter Menschen einzuführen, muss laut Andreas Hein von der Universität Oldenburg viel Skepsis überwunden werden. "Wir müssen mit Demut an eingespielte Prozesse und Teams herangehen", so Heim. Schließlich gehe es um ein "Kernverhältnis zwischen Menschen", um physische Interaktion und Kommunikation zwischen Pflegekräften und Patienten. "Macht es vor allem praxistauglich", so Heim, hätten die an seinem Projekt beteiligten Pflegekräfte und -wissenschaftler gefordert.
Robotikmodelle zeigen Möglichkeiten auf
Zur Veranschaulichung dessen, was schon möglich ist, stellten Entwickler diverse Robotikmodelle vor. Diese reichen von der Begleitung und Unterstützung alleinstehender Senioren in deren Wohnungen über Heberoboter zur Umlagerung schwerer Patienten bis zu KI-Puppen für die Interaktion mit demenzkranken Menschen.
Auch werden humanoide Roboter entwickelt, die in Forschungs- und Ausbildungssituationen Intensivpatienten simulieren; bisher geschah dies durch eigens geschulte Schauspieler. Die Simulation ist nötig, weil Technik in der Entwicklung noch keine gesetzliche Zulassung hat. In der Planung sind auch Allzweckgeräte, die Patienten im Rollstuhl schieben, sie zu rehabilitierenden Bewegungen anleiten, Medikamente besorgen oder bei der Dokumentation von Behandlungen helfen.
Angesichts der Tatsache, dass sich um KI nun vor allem milliardenschwere Konzerne kümmern, seien Wissenstransfer und Zusammenarbeit von Hochschulen und sozialen Systemen umso wichtiger, warnte der Osnabrücker Pflegewissenschaftler Kai-Uwe Kühnberger. Während KI bei Banken, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfer etwa für massiven Stellenabbau sorge, würden Ärzte, Pflegekräfte, Patienten und Angehörige durch KI zunehmend unterstützt. "Hoffentlich in geregelten Bahnen", fügte Kühnberger hinzu. Noch aber fehlten entsprechende Standards und Normen.