Wie entwickelt sich die Zahl der Pflegebedürftigen?
Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt: Erhielten 2003 etwas mehr als 2 Millionen Menschen Leistungen der Pflegeversicherung, sind es derzeit rund fünf Millionen.
Hintergrund sind die Alterung der Gesellschaft, aber auch Reformen der Pflegeversicherung, die zu mehr Leistungsempfängern führten. Bis 2055 dürfte die Zahl nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes auf etwa 6,8 Millionen ansteigen.
Wie viele Personen werden zu Hause versorgt, und welchen Anteil hat die stationäre Versorgung im Heim?
Etwa fünf von sechs Pflegebedürftigen (84 Prozent oder 4,17 Millionen) wurden im Dezember 2021 zu Hause versorgt. Davon wurden 2,55 Millionen Pflegebedürftige ausschließlich durch Angehörige und Freunde gepflegt. Weitere 1,05 Millionen Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten und wurden zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflege- und Betreuungsdienste versorgt.
Rund ein Sechstel der Pflegebedürftigen (16 Prozent oder 0,79 Millionen) wurde in Pflegeheimen vollstationär betreut.
Gibt es Trends zu mehr ambulanter oder stationärer Pflege?
Im Vergleich zu Dezember 2019 sank die Zahl der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen bis Ende 2021 um 3 Prozent oder 25.000. Die Zahl der zu Hause gepflegten Personen nahm dagegen insgesamt um gut ein Viertel (26 Prozent) oder 858.000 zu. Die Zahl der durch ambulante Dienste betreuten Pflegebedürftigen stieg dabei um 6,5 Prozent oder 64.000. Die Zahl der überwiegend durch Angehörige versorgten Pflegebedürftigen wuchs um gut ein Fünftel (21 Prozent) oder 437.000.
Wie viele Heime und ambulante Pflegedienste gibt es?
Im Jahr 2021 wurden deutschlandweit 16.115 Pflegeheime und 15.376 ambulante Pflegedienste gezählt. Damit hat sich die Anzahl der Pflegedienste in letzten zwanzig Jahren um rund 50 Prozent, die Zahl stationärer Einrichtungen gar um knapp 60 Prozent erhöht. Der Ausbau der Pflegeinfrastruktur wird dabei vor allem von privaten Trägern vorangetrieben.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Pflege und Alter?
Ende 2021 waren 79 Prozent der Pflegebedürftigen 65 Jahre und älter, ein Drittel (33 Prozent) war mindestens 85 Jahre alt. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu sein. Während bei den 70- bis 74-Jährigen rund 9 Prozent pflegebedürftig waren, wurde für die ab 90-Jährigen die höchste Pflegequote ermittelt: In diesem Alter waren 82 Prozent pflegebedürftig.
Wie viele Menschen arbeiten in der Pflege?
Die verfügbaren Zahlen unterscheiden sich leicht je nach Kriterien. 2021 waren in Deutschland knapp 1,7 Millionen Pflegekräfte in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Laut Statistischem Bundesamt waren Ende 2020 knapp 486.100 Beschäftigte in Krankenhäusern in der Pflege tätig. Das waren 18 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Fast die Hälfte (49 Prozent) arbeitete in Teilzeit - insgesamt 238.000 Personen.
Auch in Pflegeheimen und ambulanten Pflege- und Betreuungsdiensten ist die Zahl der Beschäftigten gestiegen. Während im Jahr 2009 noch 679.000 ambulante und stationäre Pflegekräfte tätig wären, waren es 2019 rund 954.000 - ein Anstieg um 40 Prozent. Besonders die ambulanten Pflegedienste gewannen Personal hinzu: Von 2009 bis 2019 stieg die Zahl der dort Beschäftigten um 61 Prozent; im stationären Bereich war es ein Plus von 30 Prozent. Fast 65 Prozent oder 616.000 der Pflege- und Betreuungskräfte in ambulanten und stationären Einrichtungen arbeiteten im Jahr 2019 geringfügig oder in Teilzeit.
Häufig ist vom Fachkräftemangel in der Pflege die Rede. Wie groß ist die Lücke?
Der Bedarf an Altenpflege wird mit der Alterung der Bevölkerung in den nächsten Jahren deutlich steigen. Die Krankenkasse Barmer hat ausgerechnet, dass in Deutschland bis 2030 mehr als 180.000 Pflegekräfte allein in der Altenpflege fehlen werden.
Schon jetzt ist klar, dass in den nächsten zehn bis zwölf Jahren 500.000 Pflegefachkräfte in Rente gehen. Und schon heute dauert es 230 Tage, bis die Stelle einer Krankenpflegefachkraft besetzt werden kann, 210 Tage für die Stellenbesetzung einer Altenpflegefachkraft.
Wie teuer ist die Pflege in Deutschland?
Zum 1. Juli wird der Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,35 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent des Bruttoeinkommens angehoben.
Kinderlose zahlen künftig 4 Prozent. Das bedeutet Mehreinnahmen von rund 6,6 Milliarden Euro pro Jahr. Gemäß einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts wird der Beitrag bei Eltern mit zwei Kindern während der Erziehungsphase bis zum 25. Lebensjahr um 0,25 Beitragssatzpunkte je Kind bis zum fünften Kind weiter abgesenkt.
Und was ist mit den Pflegebedürftigen selber?
Wer in einer stationären Einrichtung lebt, muss Eigenanteile zahlen. Von den Kassen werden nur die reinen Pflegekosten anteilig oder ganz übernommen. Unterbringung und Verpflegung sowie weitere Kosten muss der Bewohner selbst tragen.
Zum Jahreswechsel stieg der durchschnittliche Eigenanteil der Bewohner auf 2.468 Euro pro Monat - Tendenz steigend, obwohl die Bundesregierung beschlossen hat, diese Kosten zu begrenzen. Rund ein Drittel der Bewohner können das nicht aus eigener Tasche bezahlen; sie rutschen deshalb in die Sozialhilfe.
Wie viel verdienen Pflegekräfte in Deutschland?
Politik, Gewerkschaften und Verbände haben über Jahre eine bessere Bezahlung in der Pflege gefordert. Seit vergangenem Jahr gilt eine sogenannte Tariftreueregelung: Arbeitgeber von stationären Heimen und ambulanten Pflegediensten sind verpflichtet, ihren Mitarbeitenden Tariflöhne zu zahlen, wenn sie mit den Kassen abrechnen wollen.
Außerdem wurden die Mindestlöhne erhöht. Die Löhne und Gehälter sind stark unterschiedlich. Nach Schätzungen verdient eine Pflegefachkraft in der Altenpflege durchschnittlich 3.344 Euro im Monat; eine Pflegefachkraft in der Krankenpflege kommt auf 3.807 Euro im Monat.
Wie soll der Personalmangel in der Pflege behoben werden?
Experten setzen auf die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte, verstärkte Werbung für die Pflegeausbildung und Attraktivitätssteigerungen im Pflegeberuf, damit Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit aufstocken und Pflegekräfte in den Beruf zurückkehren. Nach einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung können sich die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten und sogar 60 Prozent der Ausgestiegenen eine Rückkehr in den Beruf beziehungsweise ein Aufstocken der Stunden vorstellen - sofern sich die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern.
Das würde hochgerechnet bedeuten: Mindestens 300.000, aber möglicherweise bis zu 600.000 Vollzeit-Pflegekräfte stünden zusätzlich zur Verfügung.