Es bestehe die Versuchung, die Seelsorge einigen "qualifizierten Akteuren" zu überlassen und den Rest der Gläubigen als bloße Empfänger von deren Aktionen zu sehen, sagte der Papst am Donnerstag vor der Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz im Vatikan.
Es sei jedoch jeder Getaufte dazu aufgerufen, sich aktiv im Leben und der Mission der Kirche einzubringen. Franziskus warnte zudem vor zu viel Bürokratie und Formalismus, die das Vorankommen und die Begegnung mit Männern und Frauen in der heutigen Zeit erschwerten.
Ferner wandte er sich gegen eine "furchtsame Haltung" des kirchlichen Lamentierens über "eine Welt, die uns nicht mehr versteht, und des Bedürfnisses, die eigene Bedeutsamkeit zu betonen und geltend zu machen."
Italienischer Synodaler Weg
Der Papst äußerte sich angesichts des Formats "Synodaler Weg" über die Zukunft der katholischen Kirche in Italien. Er trägt denselben Namen wie der Reformprozess in Deutschland, kennt aber keine Vollversammlungen, die über Beschlussvorlagen zur Kirchenreform entscheiden.
Die 2021 von der Italienischen Bischofskonferenz begonnenen Beratungen auf verschiedenen Ebenen sollen inhaltlich in die Weltsynode einfließen, die im Oktober 2023 und 2024 im Vatikan tagt.
Keine Kirche der Wenigen sein
Franziskus rief die italienische Kirche ferner zur Offenheit auf. "Wir müssen uns fragen, wie viel Platz wir in unseren Gemeinden wirklich den Stimmen von Jugendlichen, Frauen, Armen, Verzweifelten und vom Leben Verletzten geben und wie sehr wir ihnen zuhören", sagte der Papst.
Solange sie nur vereinzelt auftauchten, bleibe die Kirche eine Kirche der Wenigen anstatt eine synodale Kirche zu sein.
Bei einer Messe vor dem Treffen mit dem Papst hatte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, gepredigt. Der gemeinsame Weg im Dialog mit der Welt sei die Aufgabe und die "gesegnete Anstrengung" der Kirche in Italien, sagte der Erzbischof von Bologna.
Er warnte davor, sich auf dem Synodalen Weg von kleinteiligen Interessen, Hochmut und Programmen leiten zu lassen, die Sicherheit vorgaukelten, aber weit weg von den Menschen führten.