Patriarch Porfirije plädiert für Frieden im Kosovo-Konflikt

Spannungen nach Bürgermeisterwahlen

Mit einem Friedensaufruf hat sich der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije an die Öffentlichkeit in Serbien und im Kosovo gewandt. Im Anschluss an einen Gottesdienst in Belgrad rief er zu Versöhnung im Kosovo auf.

Serbisch-orthodoxe Kirche in Belgrad / © Andrii Lutsyk (shutterstock)
Serbisch-orthodoxe Kirche in Belgrad / © Andrii Lutsyk ( shutterstock )

Das Patriarchat verbreitete die kurze Ansprache aus der Belgrader Sava-Kathedrale vom Montagabend per Video. Er bitte und bete um Sicherheit für die Serben im Kosovo, genauso aber auch für alle anderen Menschen, die im Kosovo lebten, so Porfirije.

Patriarch Porfirije / © Darko Vojinovic/AP (dpa)
Patriarch Porfirije / © Darko Vojinovic/AP ( dpa )

Am Montag war es im Norden des Kosovo erneut zu heftigen Zusammenstößen von Serben mit der Kosovo-Schutztruppe KFOR gekommen. Dabei wurden rund 30 KFOR-Soldaten und mehr als 50 Serben verletzt.

Boykottierte Bürgermeisterwahlen

Hintergrund der Zusammenstöße sind Bürgermeisterwahlen, die im April im mehrheitlich serbisch bewohnten Norden des Kosovo stattgefunden hatten. Die serbische Bevölkerung hatte die Wahlen boykottiert.

Spannungen im Nord-Kosovo / © Marjan Vucetic (dpa)
Spannungen im Nord-Kosovo / © Marjan Vucetic ( dpa )

Nun wollten aufgebrachte Serben die neuen Bürgermeister in einigen Orten daran hindern, in die Gemeindeämter zu gelangen. Sie verweigern die Zusammenarbeit mit den vier gewählten Bürgermeistern, da diese aus der albanischen Volksgruppe stammen.

Wer hat Schuld?

Erste Zusammenstöße hatte es bereits am Freitag gegeben. Im Anschluss daran versetzte Serbien seine Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft. Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti und der serbische Präsident Aleksandar Vucic beschuldigten einander am Montagabend gegenseitig für die Zwischenfälle.

Spannungen mit der serbischen Minderheit im Norden Kosovos gibt es immer wieder. Zwar erklärte sich der Kosovo 2008 für unabhängig von Serbien - die Regierung in Belgrad erkennt die Unabhängigkeit allerdings nicht an.

Frieden ist geboten

Kosovo und Metochien ist gemäß serbischer Verfassung eine autonome Provinz in Serbien. Sie ist das Kernland der serbisch-orthodoxen Kirche. Die Kirche lehnt eine Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch Serbien ab.

Kosovo-Flüchtlinge (dpa)
Kosovo-Flüchtlinge / ( dpa )

2021 hatte der frisch gewählte Patriarch Porfirije an die serbische Minderheit im Kosovo appelliert, in ihrer Heimat zu bleiben und durchzuhalten. Zugleich betonte er, ein gemeinsames Leben von Serben und Kosovo-Albanern in Frieden im Kosovo sei nicht nur möglich, sondern auch unbedingt geboten. 

Kosovo

Die Republik Kosovo liegt auf dem westlichen Teil der Balkanhalbinseln und hat etwa 1,9 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt ist Pristina mit offiziell mindestens 162.000 Bewohnern.

Ein bewaffneter Aufstand der kosovo-albanischen Miliz UCK, deren Ziel eine staatliche Unabhängigkeit war, führte in der damals noch zu Jugoslawien gehörende Region zu einer Nato-Intervention mit Luftangriffen auf Serbien. Von 1999 bis 2008 hatte die UN-Mission für die Übergangsverwaltung im Kosovo (UNMIK) das Sagen.

Passanten am 15. April 2023 in der Innenstadt von Pristina (Kosovo). / © Beate Laurenti (KNA)
Passanten am 15. April 2023 in der Innenstadt von Pristina (Kosovo). / © Beate Laurenti ( KNA )
Quelle:
KNA