Pianist Mohammed spielt bei Friedenstreffen im Vatikan

Harmonie zwischen Religionen feiern

Ein junger palästinensischer Pianist, der von einer Jüdin an einem christlichen Institut ausgebildet wurde – das kann Jerusalem auch sein. Diese Botschaft wird der Künstler im Juni auch vor dem Papst verbreiten.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Aussicht auf Ölberg
Aussicht auf Ölberg

Mit einem "Abend für Frieden und Brüderlichkeit" hat die katholische Kirche in Jerusalem ihren Beitrag für das am 10. Juni im Vatikan bevorstehende internationale Meeting "Not alone". Dabei soll die menschliche Geschwisterlichkeit im Mittelpunkt stehen. Auf dem Ölberg mit Blick auf die Kuppeln der Jerusalemer Altstadt präsentierte die Kirche im Heiligen Land am Dienstagabend einen jungen palästinensischen Pianisten aus Ramallah, der von einer aus der Ukraine stammenden jüdischen Musiklehrerin an einem christlichen Musikinstitut in Jerusalem ausgebildet wurde und inzwischen Weltkarriere macht.

Geschwisterlichkeit in Jerusalem

In seiner Begrüßung betonte der Lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa, dass die Papst-Enzyklika "Fratelli tutti" über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft für die von Spannungen, Kontroverse und Gewalt geprägte Stadt Jerusalem eine besondere Bedeutung habe. Das interreligiöse Musikinstitut "Magnificat", an dem der 20-jährige Pianist Mohammed al-Scheich zusammen mit christlichen, muslimischen und jüdischen Studenten ausgebildet wurde, sei hierfür ein Beleg und Ansporn. 

Nach einem Friedenslied skandierten die Anwesenden zum Abschluss in verschiedenen Sprachen – von Arabisch, Hebräisch und Russisch bisItalienisch und Französisch – "Friedensgrüße aus Jerusalem". Das Treffen am 10. Juni in Rom, an dem auch Papst Franziskus teilnimmt, und in dem Beiträge aus acht Orten rund um den Globus eingespielt werden, wird von der vatikanischen Fratelli-tutti-Stiftung organisiert. 

Ausnahmetalent al-Scheich

Der Pianist Mohammed al-Scheich, der beim Jerusalemer Abend Werke von Scarlatti, Chopin und Liszt vortrug, war mit zehn Jahren an das Magnificat-Institut der Franziskaner gekommen. Seine Lehrerin Emma Spitkowski, die aus Kiew über Moskau nach Jerusalem gelangt war, erkannte bald das Ausnahmetalent und förderte ihn. Inzwischen konzertierte er bereits in Moskau, Frankreich, in Deutschland, im sizilianischen Taormina und in China. Nach Abschluss seiner Ausbildung am Franziskaner-Institut spezialisiert er sich weiter an der Jerusalemer Universität, zu der er täglich über den Checkpoint von Ramallah aus einreisen muss.  

Das Magnificat-Institut, dessen Vokal-Ensemble an dem Abend zudem Renaissance-Musik und ein arabisches Liebeslied vortrug, wurde 1985 in der Jerusalemer Altstadt gegründet und wird seit sechs Jahren von dem italienischen Franziskaner Alberto Pari geleitet. Es versteht Musik "als Ort des Dialogs und der Bildung im friedlichen Zusammenleben, in dem Jugendliche der drei Religionen gemeinsam studieren, vereint durch ihre gemeinsame Leidenschaft für die Kunst der Musik", wie Pari der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Und der junge Pianist betonte, dass er sich genau wegen dieses interreligiösen und völkerverbindenden Ansatzes für das Magnificat-Institut interessiert habe und davon bis heute geprägt sei.  

Aufzeichnung auf dem Ölberg

Die Aufzeichnung für den "Petersplatz-Auftritt", bei dem etwa sieben Minuten des Jerusalemer Abends für Frieden und Brüderlichkeit gespielt werden, wurde im von der französischen Caritas getragenen Maison d'Abraham auf dem Ölberg aufgezeichnet. Das insbesondere für bedürftige Pilger aus Frankreich ausgerichtete Gästehaus war auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Paul VI. nach seiner ersten Auslandsreise 1964 auf dem Gelände des früheren syrisch-katholischen Priesterseminars ausgebaut worden. Neben der Pilgerbetreuung kümmert es sich auch um arme und bedürftige Palästinenser in der Umgebung. Unlängst hatte es mit 50 Frauen aus der Ukraine ein Friedensgebet für deren Heimat organisiert.

Quelle:
KNA