Anlaufstelle für Jerusalem-Besucher feiert Jubiläum

Christian Information Center

Wer die Jerusalemer Altstadt durch das zentrale Jaffa-Tor betritt, sieht sofort das markante helle Gebäude mit der großen Aufschrift "Christian Information Center". In diesen Tagen wird die Einrichtung 50 Jahre alt.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Blick auf Jerusalem / © Roman Sigaev (shutterstock)

Schon von Anfang an verstand sich das christliche Informationszentrum CIC gegenüber der Jerusalemer Zitadelle und dem Davidsturm nicht nur als Anlauf- und Betreuungsstelle für katholische Heilig-Land-Pilger. In der Aufbruchsstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) suchten die Franziskaner, denen die CIC-Leitung obliegt, bald den ökumenischen Brückenschlag zu anderen christlichen Kirchen. Darüber hinaus wurde es inzwischen zur gesuchten Informations- und Bildungsstätte über Christliches im Heiligen Land – auch für Angehörige anderer Religionen. Zu den "Kunden" gehören jüdische Guides ebenso wie muslimische Tourismus-Manager.

Geschichte und Öffnungszeiten

In erster Linie sind es aber Katholiken und katholische Gruppen, die sich für ihren Besuch in Jerusalem und dem übrigen Land beraten lassen: über die Heiligen Stätten des Christentums, ihre Geschichte, Öffnungszeiten, Möglichkeiten zu Gottesdienstfeiern, Betreuung durch Geistliche. Überhaupt über das vielfältige Christentum und seine vertrackten Beziehungen zur Region.

Jerzy Kraj, Direktor des Christian Information Center / © Andrea Krogmann (KNA)
Jerzy Kraj, Direktor des Christian Information Center / © Andrea Krogmann ( KNA )

Nach dem Tourismus-Einbruch infolge der Corona-Pandemie hat der Pilgerstrom inzwischen wieder das Niveau von 2019 erreicht,berichtete CIC-Chef Jerzy Kraj, ein polnischer Franziskaner, beim Festakt am Mittwochabend vor hochrangigen Kirchenvertretern undzahlreichen Mitarbeitern. Die Zahl der Anfragen, die vom CIC in vielen Sprachen beantwortet werden, liege im Vergleich sogar überdenen vor der Pandemie.

Post, Bank, Informationscenter

Auch wenn der Kontakt insbesondere der Gruppen heute in vielen Fällen telefonisch oder per Mail erfolgt, lohnt sich auch ein Besuch im Gebäude vor Ort – allein wegen seiner langen und spannenden Geschichte. Von einer muslimischen Familie Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem typischen hellen Jerusalemer Sandstein erbaut, wurde es von einem Armenier gekauft und war von 1859 bis 1917 an die Kaiserlich-Österreichische Post vermietet, an die noch ein Schild im Eingangsbereich erinnert.

Sie war damals stolz darauf, einen Brief nach Europa binnen vier Tagen zustellen zu können. Nach dem Ende der osmanischen Herrschaft nutzte die Banco di Roma das Gebäude für 30 Jahre, bevor die Franziskaner es 1964 erwarben und nach Planungen und Umbauten 1973 ihr Christian Information Center eröffneten.

Bezugspunkt für alle

Das CIC versteht sich heute als Informations- und Dialogzentrum. Als Anlaufstelle für alle am Christentum Interessierten, als Aus- und Weiterbildungsstätte mit Möglichkeiten zu Konferenzen und Kultur-Initativen, hieß es beim Festakt. Das CIC "möge immer mehr zu einem Bezugspunkt für alle werden, die das Heilige Land und seine Stätten besuchen", betonte der Franziskaner-Custos Francesco Patton.

Empfangsbereich des Christian Information Centers (CIC) am 23. Mai 2023 in Jerusalem  / © Andrea Krogmann (KNA)
Empfangsbereich des Christian Information Centers (CIC) am 23. Mai 2023 in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Dazu hat das CIC seine Angebotspalette ausgeweitet, will mit seinem Service ein möglichst breites Publikum erreichen. Auf der neugestalteten Homepage finden sich Angaben zu den verschiedensten christlichen Kirchen und ihren Einrichtungen im Heiligen Land, ihren Schulen, Kultur- und Bildungsstätten, Krankenhäusern, Caritas-Zentren und Sozialstationen, ihren Museen, biblischen, theologischen und archäologischen Instituten. Zudem gibt es viele praktische und technische Tipps, etwa zu christlichen Gästehäusern, Transportwegen und den wichtigsten Besuchspunkten der Stadt und im Land.

Fokus: Heiliges Land 

Das CIC verfügt nicht nur über einen Informationsdesk. Es ist auch zuständig für Film- und Drehgenehmigungen an den franziskanischen Stätten im Land. Schräg gegenüber bietet ein gut sortierter Buchladen Informationen in vielen Sprachen zu allen Themen des Heiligen Landes. Und im Gebäude selbst zeigt eine Ausstellung historische Aufnahmen und Dokumente sowie ein aktuelles Modell der Grabeskirche.

 Modell der Grabeskirche am 23. Mai 2023 im Christian Information Center in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Modell der Grabeskirche am 23. Mai 2023 im Christian Information Center in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Im zweiten Stock informiert eine Multi-Media-Schau in 40 Minuten über Jerusalem und das Heilige Land, die Entstehung des Christentums bis hin zum komplizierten und nicht unumstrittenen "Status quo", der das Nebeneinander der Kirchen vor allem in der Grabeskirche regeln soll. Ein Besuch des CIC lohnt sich schließlich auch wegen der Dachterrasse mit einem Cafe: Sie bietet einen einmaligen Blick über die Altstadt mit Grabeskirche und Felsendom – und dahinter sieht man den Ölberg.

Quelle:
KNA