Die Reliquien werden in den kommenden zehn Tagen bei Gottesdiensten und Nachtgebeten präsentiert. Die Wallfahrt wird begleitet von Konzerten, Ausstellungen und Angeboten für Kinder, Jugendliche und andere Zielgruppen.
Die Wallfahrt steht unter dem Motto "Entdecke mich". Bischof Helmut Dieser lud in seiner Predigt bei der Erhebungsfeier dazu ein, Jesus zu entdecken.
Reliquien verweisen auf Beziehung von Mensch und Christus
"Ihn entdecken, das erst klärt dann mit letzter Gewissheit auf, wer ich bin", so der Bischof. Er warnte vor dem Druck, so sein zu wollen, wie Influencer oder vermeintlicher Mainstream es vermittelten.
"Etwas Anderes sein sollen und sich selbst dazu machen zu müssen, zerstört den Menschen", so Dieser.
Die vier in Aachen aufbewahrten Heiligtümer würden dabei helfen zu erkennen, worauf es ankomme, so der Bischof, weil sie symbolisch aufzeigten, "wer Christus ist und wer wir für ihn sind".
Kleid, Lendenschurz, Windeln und ein Enthauptungstuch
Bei den Reliquien handelt es sich laut der Überlieferung um ein Kleid der Gottesmutter Maria aus Jesu Geburtsnacht, Windeln Jesu, das bei der Kreuzigung getragene Lendentuch sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers.
Für ihre Echtheit gibt es keine historischen Nachweise.
Die Kirche heute sieht in ihnen Zeichen, die auf Jesus und sein Leben und Sterben hinweisen. Karl der Große hatte sie in die Kaiserstadt gebracht.
Traditionelle Öffnung des Marienschreins mit den Reliquien
An der Erhebungsfeier am Freitagabend nahmen rund 1.000 Menschen im Aachener Dom teil; außerdem wurde der Gottesdienst auf eine große Bühne auf dem Katschhof im Schatten des Doms übertragen.
Gemäß alter Tradition der Erhebungsfeier bat Dompropst Rolf-Peter Cremer zunächst den Bischof, den Marienschrein mit den Reliquien öffnen zu dürfen. Auch Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos) war der Tradition entsprechend an der Zeremonie beteiligt.
Kardinäle und Bischöfe aus In- und Ausland feiern Gottesdienste
Die Heiligtumsfahrt findet normalerweise alle sieben Jahre statt, war durch die Corona-Pandemie aber um zwei Jahre verschoben worden. Mehrere Kardinäle und Bischöfe aus dem In- und Ausland werden in den kommenden Tagen Gottesdienste feiern; außerdem bietet die Heiligtumsfahrt ökumenische Akzente.
Am 19. Juni werden die Reliquien wieder in den Marienschrein gelegt, der dann wieder neu verschlossen wird. Die nächste Heiligtumsfahrt soll im Jahr 2028 stattfinden.