DOMRADIO.DE: Der kleine, ökumenische Berliner Fußballverein KSV Johannisthal aus Berlin ist mit seiner Damen- und seiner Herrenmannschaft nach Rom gereist, um gegen die beiden Nationalmannschaften des Vatikan anzutreten. Mit dabei war unsere DOMRADIO.DE-Hörerin Franka T. Wie ist denn das Spiel ausgegangen, Herr Werner?
Elmar Werner (ehemaliger evangelischer Jugendpfarrer, Mitorganisator des Vatikan-Cups und Vorsitzender des KSV Johannisthal): Es war in jedem Fall ein Erfolg. Die Damen haben bei uns gewonnen. Und die Herrenmannschaft hat 7:1 verloren. Aber das war nicht so tragisch. Erstens war die vatikanische Mannschaft wirklich sehr stark – die hatten ein tolles Team – und zweitens stand es zwischenzeitlich auch mal 1:1. Hinzu kam, dass in der zweiten Halbzeit auch unsere älteren Gründungsmitglieder spielten, die teilweise schon über 60 sind. Die Vatikanis waren doch ein bisschen jünger.
DOMRADIO.DE: Unsere DOMRADIO.DE-Hörerin Franka T. stand gleich zwei Mal mit auf dem Platz und hat alles gegeben. Wie hat sie sich geschlagen?
Werner: Die hat sich gut geschlagen. Sie hat ja erst bei den Damen fast durchgespielt und dann noch bei den Herren eine ganz tolle Partie gegeben. Als sie gesehen hat, wie stark die waren, hat sie erst überlegt, ob sie da überhaupt mit auflaufen möchte. Ich habe sie dann überredet und sie hat in der zweiten Halbzeit mitgespielt und sich wirklich gut gehalten.
DOMRADIO.DE: Was haben denn die vatikanischen Herren auf dem Platz dazu gesagt, dass eine Frau aufgelaufen ist?
Werner: Eigentlich nichts. Die wussten ja vorher, dass auch eine Dame bei den Herren mitspielt. Die haben das ganz normal aufgenommen. Von ihrer spielerischen Leistung ist sie ja ziemlich stark. Es wurde dazu gar kein Kommentar abgegeben.
DOMRADIO.DE: Und hinterher wurde schön gefeiert?
Werner: Es wurde gefeiert. Wir haben im Stadion gegessen und getrunken, zusammen mit den Mannschaften des Vatikan. Wir waren eine Gruppe von insgesamt über 50 Leuten. Da war dann abends noch richtig was los.
DOMRADIO.DE: Sie hatten ein tolles Begleitprogramm mit Besichtigungen im Vatikan und Empfang. Welches Erlebnis wird Ihnen besonders im Gedächtnis bleiben?
Werner: Eigentlich alles. Die gesamte Reise war schon irre. Das haben wir auch alle gestern Abend gesagt. Ich denke, ein besonderes Erlebnis war der Empfang beim deutschen Botschafter in der deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl. Da wurden wir wirklich sehr freundlich empfangen und da gab es auch eine schöne Feier von Botschafter Kotsch und seiner Frau. Die waren auch gestern bei den Spielen. Sie haben zusammen mit unseren Fans auf der Tribüne gesessen, Stimmung gemacht und uns unterstützt.
DOMRADIO.DE: Ich weiß, dass Sie auch kleine Care-Pakete für die Vatikan-Fußballspielerinnen und -spieler mitgenommen haben. Da ist extra einer von Ihnen mit den ganzen Tüten im Auto von Berlin nach Rom gefahren. Was ist besonders gut bei den Römerinnen und Römern angekommen?
Werner: Wir hatten ja alles Mögliche darin... Deutsches Bier und deutschen Kaffee. Wir hatten auch einige Präsente vom ersten FC Union dabei, der uns unterstützt hat, zum Beispiel einen Schal vom Spiel Union gegen Amsterdam. Das fanden die schon super, alle anderen Sachen auch. Wir hatten auch vom Berliner Fußballverband Dinge dabei, das hat großen Anklang gefunden. Wir haben im Gegenzug jeder einen vatikanischen Rosenkranz bekommen.
DOMRADIO.DE: Der hilft vielleicht beim nächsten Spiel... Sie haben schon viele Spiele für Ihren kleinen ökumenischen Verein organisiert, sogar gegen die israelische Nationalmannschaft. Wie war das jetzt für Sie, als evangelischer Pfarrer im Herzen des Katholizismus zu wirbeln?
Werner: Ich finde, dass die Ökumene im Vordergrund steht. Das war überhaupt kein Thema. Wir hatten ja aus allen religiösen und nichtreligiösen Schichten Leute mit dabei. Ob evangelisch, katholisch oder atheistisch – das spielte gar keine Rolle. Es war ein besonderes Erlebnis und hat wirklich riesengroßen Spaß gemacht. Und sportlich haben wir uns wirklich wacker geschlagen. Unser bester Mann war Sven Beuckert von MSV Duisburg, der dort Trainer ist. Der ist mittlerweile fast 50 und hat sich wirklich toll gehalten. Es war ein rundum super Erlebnis, was, denke ich für alle, die dabei waren, im weiteren Leben auch großen Bestand haben wird.
DOMRADIO.DE: Wann ist das Rückspiel?
Werner: Wir haben mit dem Präsidenten vom Vatikanischen Fußballverband gesprochen. Wir wollen schauen, dass wir es im nächsten Jahr hinbekommen, eventuell auch in der Zeit der Europameisterschaft, dass sie dann vielleicht ein Spiel besuchen können. Das ist in jedem Fall angedacht. Wir sind in Kontakt und bleiben dran und hoffen, dass wir es hinkriegen, dass sie im nächsten Sommer zu uns kommen.
Das Interview führte Katharina Geiger.