Unter Leitung von Emanuelas Bruder Pietro zeigte eine Gruppe Plakate und Fotos des damals 15-jährigen Mädchens während des Mittagsgebets von Papst Franziskus. Zuvor hatten sie eine Mahnwache nahe der Engelsburg gehalten.
Franziskus erinnerte nach seinem Gebet an die vermisste Emanuela. Er sei ihren Angehörigen, insbesondere ihrer Mutter, nahe und bete für sie, so der Papst.
Gerüchte ebben nicht ab
Wie die italienischen Tageszeitung "Il Fatto Quotidiano" (Sonntag) berichtete, hatte Emanuelas Bruder in den letzten Tagen immer wieder seine Hoffnung geäußert, der Papst werde das vermisste Mädchen erwähnen und Stellung beziehen. "Er weiß, dass wir da sind", so Orlandi. Er hoffe auf Franziskus' Worte als Zeichen der Hoffnung.
Am 22. Juni 1983 verschwand Emanuela Orlandi spurlos. Die 15-jährige Tochter eines Vatikan-Angestellten kehrte damals von ihrem Musikunterricht nicht nach Hause zurück.
Seitdem gibt es, zuletzt auch in einer Netflix-Reihe, Gerüchte und Verschwörungstheorien: Es geht um Entführung, Erpressung, Beteiligung der Mafia oder angebliche vatikanische Sex- und Drogenpartys.
Beweise fanden sich bislang ebenso wenig wie die sterblichen Überreste des Mädchens. Zuletzt vermutete ein ehemaliger Polizist sie in einem geheimen Raum in der Engelsburg.
Neue Ermittlungen seit Anfang 2023
Auf Geheiß von Papst Franziskus nahm der neue Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi Anfang 2023 Ermittlungen in dem Fall auf. Es sei der starke Wunsch des Papstes und von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, vorbehaltlos Klarheit zu schaffen, erklärte Diddi dazu in einem Interview.
Ihm sei maximale Handlungsfreiheit gewährt worden mit der Auflage, nichts zu verschweigen. Zum 40. Jahrestag des Verschwindens vergangenen Donnerstag betonte Diddi den Fortgang der Ermittlungen und bestätigte eine Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden.
Die Einrichtung eines parlamentarischer Untersuchungsausschusses in Italien zieht sich derweil noch hin. Im März billigte die Abgeordnetenkammer die Maßnahme, eine Entscheidung verschob der Senat bislang immer wieder.
50 Menschen sterben in Frauengefängnis
Papst Franziskus gedachte während des Mittagsgebetes zudem der Opfer der Ausschreitungen in einem Frauengefängnis in Honduras. Er bete für die Toten, Verletzten und ihre Familien. Die Herzen sollten sich der Versöhnung öffnen, für ein geschwisterliches Zusammenleben auch im Gefängnis, appellierte der Papst.
Vergangene Woche waren bei Ausschreitungen in einem Frauengefängnis in Tamara etwa 50 Menschen ums Leben gekommen. Viele Frauen starben bei einem Brand im Gebäude, einige wurden erschossen. Ursache sollen Auseinandersetzungen zweier rivalisierender Banden in der Haftanstalt gewesen sein.