Frieden, Gerechtigkeit und humanitäre Hilfe. Das waren laut den offiziellen Verlautbarungen die Hauptthemen bei dem mit Spannung erwarteten Treffen zwischen dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. und dem Sondergesandten des Papstes, Kardinal Matteo Zuppi.
Einigkeit hinsichtlich humanitärer Probleme
"Die Kirchen können sich gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen", sagte Kyrill bei der Begegnung am Donnerstag in Moskau nach Angaben der russischen Staatsagentur RIA Nowosti. Es sei wichtig, dass alle Kräfte der Welt zusammenarbeiteten, um einen großen bewaffneten Konflikt zu verhindern.
Man sei sich einig gewesen, dass es aktuell besonders dringend sei, sich auf die Lösung humanitärer Probleme zu konzentrieren, ergänzte das Patriarchat am Abend. Beide Seiten wollten weiter Kontakt halten. Konkrete Vereinbarungen wurden nicht bekannt nach Zuppis Besuch im Rahmen seiner Ukraine-Friedensmission beim Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche.
Der Patriarch ist ein wichtiger Verbündeter von Russlands Präsident Wladimir Putin in dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wiederholt rief Kyrill I. zur Unterstützung der russischen Invasion auf. Zudem versprach er russischen Soldaten, sie würden von all ihren Sünden reingewaschen, wenn sie im Krieg fallen. Zwar sprach er sich in den vergangen Monaten auch mehrmals dafür aus, so schnell wie möglich wieder Frieden einkehren zu lassen, doch eine sofortige Waffenruhe verlangte er bisher nicht.
Gespräch mit Putin-Berater "ohne konkrete Entscheidungen"
Papst Franziskus hatte Zuppi, der auch Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz sowie Erzbischof von Bologna ist, Ende Mai zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission ernannt. Vor drei Wochen war der Kardinal bereits in die Ukraine gereist und hatte dort unter anderen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj gesprochen.
Zuppi will in Moskau nach Vatikanangaben "zu Gesten der Menschlichkeit" ermutigen und so dazu beitragen, Wege für einen gerechten Frieden zu finden. Am Mittwoch hatte er mit Putins außenpolitischem Berater Juri Uschakow unter anderem humanitäre Fragen in Zusammenhang mit dem Krieg erörtert - offenbar "ohne konkrete Entscheidungen oder Vereinbarungen". So zitierten russische Agenturen Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: "Wenn nötig, wird der Dialog fortgesetzt."
Haftbefehl gegen Kinderrechtsbeauftragte
In der Vergangenheit hatte der Vatikan beim Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Moskau und Kiew geholfen. Zuppi traf sich am Donnerstag auch mit Russlands Kinderrechtsbeauftragter Maria Lwowa-Belowa. Gegen sie liegt seit März ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder nach Russland vor.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 soll sie nach Angaben aus Kiew die Entführung von mehr als 19.000 Kindern aus den ukrainischen Gebieten angewiesen haben, die von der russischen Armee besetzt sind. Das Haager Gericht sieht darin ein mutmaßliches Kriegsverbrechen und erließ deswegen internationale Haftbefehle gegen Putin und Lwowa-Belowa. Moskau gibt an, die Kinder vor den Kämpfen in Sicherheit gebracht zu haben.
"Wir haben humanitäre Fragen in Zusammenhang mit Militäreinsätzen und dem Schutz von Kinderrechten diskutiert", teilte Lwowa-Belowa nach dem Treffen mit Zuppi via Telegram mit. Christliche Liebe und Barmherzigkeit seien hilfreich bei der gegenseitigen Verständigung. Selenskyj hatte den Papst im Mai bei einem Gespräch im Vatikan darum gebeten, sich für die Rückkehr der ukrainischen Kinder einzusetzen.