"Wir feiern die Heimsuchung der seligen Jungfrau Maria und beten ihren Sohn an, Christus, unsern Herrn." – Mit diesen Worten beginnt die Stundenliturgie im deutschen Sprachraum für gewöhnlich am 2. Juli. Maria besucht ihre Verwandte Elisabeth, die ebenso wie sie schwanger ist. Die im Lukasevangelium beschriebene Begegnung mit den beiden noch ungeborenen Kindern Johannes und Jesus wird theologisch als erstes Aufeinandertreffen von Altem und Neuem Bund gedeutet. Der Gruß Elisabeths an Maria "Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes" hat Eingang in den Wortlaut des Ave Maria gefunden. Die Antwort der Gottesmutter, das Magnificat, ist fester Bestandteil der Stundenliturgie.
Fest durch Bonaventura eingeführt
Das verhältnismäßig junge Fest wurde 1263 vom franziskanischen Kirchenlehrer Bonaventura in seinem Orden eingeführt. Papst Pius V. nahm das Fest 300 Jahre später in den Römischen Generalkalender auf und legte als Datum den 2. Juli fest. Das ist der Tag nach Ende der Oktav des Geburtsfestes Johannes' des Täufers. Vermutlich um die Heilsereignisse in die logische Reihenfolge zu bringen, wurde das Fest im Rahmen der Neuordnung der Liturgie infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils auf den 31. Mai gelegt und beendet somit den traditionellen Marienmonat. Im deutschsprachigen Raum ist man jedoch – ebenso wie beispielsweise beim Apostel Matthias – beim alten Datum geblieben.
In diesem Jahr fällt das Fest Mariä Heimsuchung allerdings auf einen Sonntag. Im Directorium, dem liturgischen Fahrplan des Kirchenjahres, heißt es dazu fast lapidar: "Das Fest Mariä Heimsuchung entfällt in diesem Jahr." – Elisabeth muss also noch ein Jahr warten, bis ihre Verwandte Maria sie wieder besuchen kommt. Woran liegt das? Der Sonntag ist der Tag des Herrn, also eine Art Christusfest. Und dies steht im liturgischen Rang höher als die Heiligen inklusive der Gottesmutter. Sonntag sticht also Heiligenfest. Nur Feste des Herrn wie Verklärung oder Kreuzerhöhung werden auch gefeiert, wenn sie auf einen Sonntag fallen.
Als Patronatsfest am Sonntag möglich
Doch auch Heilige haben am Sonntag eine Chance, nämlich dann, wenn sie als Hochfest gefeiert werden. Das ist beispielsweise beim Geburtstag des Täufers, den Apostelfürsten Petrus und Paulus oder bei der Aufnahme Mariens in der Himmel der Fall oder auch ganz allgemein bei Patronatsfesten. So dürfte also in Mariä Heimsuchung-Kirchen an diesem Sonntag die liturgische Farbei nicht grün, sondern weiß sein.