Der Vorsitzende der katholischen Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, kündigte am Mittwoch an, er werde am 7. Juli in Warschau und am 8. Juli im westukrainischen Pawliwka gemeinsam mit Kiews griechisch-katholischem Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk der Opfer gedenken.
Er hoffe auf "weitere Schritte auf dem Weg zur polnisch-ukrainischen Versöhnung", so Gadecki. Hierzu werde er mit Schewtschuk eine gemeinsame Erklärung veröffentlichen. Der Erzbischof ergänzte, dass Vergebung nicht gleichbedeutend mit Vergessen sei, "sondern eine notwendige Voraussetzung für den Prozess der Versöhnung darstellt, der nur auf dem Fundament von Liebe und Wahrheit aufgebaut werden kann". Gadecki äußerte sich vor Journalisten in Lidzbark Warminski (Heilsberg) in Nordpolen, wo am Mittwoch eine dreitägige Vollversammlung der polnischen Bischöfe endete.
Bis heute belastete Beziehungen
Bereits zum 70. Jahrestag der Massker in der damals deutsch besetzten, heute überwiegend westukrainischen Region Wolhynien hatten das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Schewtschuk, und der damalige Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, gemeinsam zur gegenseitigen Vergebung von Verbrechen und "ethnischen Säuberungen" aufgerufen. Die Pogrome belasten bis heute die Beziehungen zwischen Polen und der Ukraine.
Allein am 11. Juli 1943, dem Höhepunkt der Massaker, überfielen Einheiten der ukrainischen Partisanenarmee UPA rund 100 Dörfer. Sie beanspruchten das Gebiet, das bisher zu Polen gehört hatte, für einen künftigen ukrainischen Staat. Polnische Historiker gehen von bis zu 130.000 Todesopfern aus. Aber auch polnische Nationalisten töteten damals ukrainische Zivillisten – bis zu 20.000.
Versöhnungsprozess seit 1965
Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk hatte Ende Mai in Warschau sein Mitgefühl für die polnischen Opfer der Massaker ausgedrückt. In einer Ansprache vor dem polnischen Parlament sagte er, die Formel "Wir vergeben und bitten um Vergebung" solle Wirklichkeit werden. Mit diesen berühmten Worten hatten sich 1965 Polens katholische Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder gewandt und einen deutsch-polnischen Versöhnungsprozess gestartet.