Früherer Linksradikaler kommt zur Weltsynode im Vatikan

Papst zeigte ihm "Kirche der Armen und Verachteten"

An der Weltsynode der katholischen Kirche im Vatikan wird auf Wunsch von Papst Franziskus ein früherer italienischer Linksradikaler und heutiger Seenotretter teilnehmen. Die Flüchtlingshilfe führte ihn wieder zum christlichen Glauben.

Teilnehmer unterhalten sich im Sitzungssaal der Europa-Etappe der Weltsynode am 7. Februar 2023 in Prag (Tschechien) / © Björn Steinz (KNA)
Teilnehmer unterhalten sich im Sitzungssaal der Europa-Etappe der Weltsynode am 7. Februar 2023 in Prag (Tschechien) / © Björn Steinz ( KNA )

Wie die Tageszeitung "Corriere della Sera" am Samstag berichtet, wurde Luca Casarini auf Wunsch von Papst Franziskus auf die Liste der "Besonderen Abgesandten" gesetzt, die mit Rederecht, aber ohne Stimmrecht an der vierwöchigen Versammlung teilnehmen.

G8-Proteste und Hausbesetzungen

Casarini war laut italienischen Medienberichten in den 1990er Jahren in der Hausbesetzer-Szene aktiv. Als Anführer der "Tute Bianche" war er einer der Vorkämpfer bei den Protesten gegen den Gipfel der acht führenden Industrienationen im Juli 2001 in Genua.

Bei den teils gewalttätigen Demonstrationen, die von der italienischen Polizei mit großer Härte bekämpft wurden, wurde damals ein Demonstrant von einem Polizisten erschossen, es gab mehr als 500 Verletzte.

Papst half Casarini bei Rettung von Migranten

Casarini ist seit fünf Jahren in der Organisation "Mediterranea Saving Humans" tätig, die in Seenot geratene Migranten zu retten versucht. Er wird auch am "Mittelmeer-Gipfel" in Marseille teilnehmen, auf dem Papst Franziskus Ende September sprechen wird.

Dem "Corriere" sagte Casarini, er kenne den Papst gut, dieser habe ihm bei seinem Einsatz für die Rettung von Migranten geholfen. Seit er sich in der Flüchtlingsarbeit engagiere, habe er viele engagierte Priester, Ordensschwestern und freiwillige Helfer in Pfarreien kennengelernt.

Kontakt mit Christen brachte ihm den Glauben näher

Dadurch habe er sich dem christlichen Glauben wieder angenähert und begriffen, dass die Nächstenliebe die Grundlage des Handelns sein müsse. Die Liebe sei die stärkste Waffe.

Weiter erklärte Casarini, der einst für die linksradikale Partei "Sinistra Italiana" kandidierte: "Der Papst hat mir eine Tür geöffnet und mich der Kirche der Armen und der Verachteten näher gebracht. Er versucht, viele Dinge zu verändern, und diese Welt muss anders werden."

Einzige nichtkirchliche Hilfsorganisation auf der Synode

Casarini ist der einzige Vertreter einer nichtkirchlichen Hilfsorganisation, der im Oktober an der Weltsynode im Vatikan teilnimmt.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA