Das sagte Roth der Katholischen Nachrichten-Agentur am Montag.
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bezeichnete die Kritik an Kuppelkreuz und Inschrift dagegen als "Unfähigkeit und Unwillen, religiösen Text und religiöses Zeichen noch zu verstehen und historisch angemessen zu lesen".
Umstrittenes Erbe
Der vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) aus Bibelversen zusammengesetzte und beim Wiederaufbau des Schlosses rekonstruierte Schriftzug lautet: "Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind."
Roth sieht Widerspruch zu Weltoffenheit
Nach Auffassung Roths steht die Inschrift für ein Königtum, "das seinen Machtanspruch allein auf Gott begründete und eben nicht auf die Macht und Selbstbestimmung des Volkes". Dies widerspreche dem Bekenntnis zur Weltoffenheit des Humboldt Forums, das im Schloss untergebracht ist. Das Forum vereint Berlins völkerkundliche Sammlungen und will auch über den Beitrag der Kirchen zum Kolonialismus informieren.
Roth betonte, der historische Kontext des Schriftzugs solle auf jeden Fall durch ein besonderes Projekt deutlich werden. Die auf 400.000 Euro angesetzten Kosten für eine nächtliche Überblendung mit erläuternden Texten sei jedoch "viel teurer als angenommen". Deshalb solle ein Alternativvorschlag entwickelt werden. "Trotz Kreuz auf der Kuppel soll klar werden, dass der Neubau ein offener Ort für jeden ist."
Interreligiöser Dialog noch möglich?
Thierse erklärte in der in Ostfildern erscheinenden theologischen Zeitschrift "Communio" (Mai/Juni 2023), der preußische König sei "gewiss kein Demokrat" gewesen. "Aber Kreuz und Bibelzitat belegen eher nicht seinen absoluten Herrschaftsanspruch oder den des Christentums". Schließlich sollten demnach alle Menschen, "auch er als König", ihre Knie beugen vor Jesus Christus und ihm Rechenschaft geben. Angesichts dessen sei es ein "irritierender Absolutheitsanspruch, dass unter dem Zeichen des Kreuzes interkultureller und interreligiöser Dialog nicht möglich sein soll".