Neuer Verdacht im Fall von verschwundener Vatikanbürgerin

Phantombild aufgetaucht

Im Fall der vor 40 Jahren verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi wird eine alte Spur auf neu aufgerollt. Es gibt Hinweise, die auf ein familiäres Verbrechen hindeuten könnten.

Demonstranten fordern am 27. Mai 2012 in Rom eine Aufklärung des Verschwindens der 15-jährigen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi und halten ein Banner mit der Aufschrift "Verita per Emanuela Orlandi" (dt. Die Wahrheit über Emanuela Orlandi). / © Cecilia Fabiano/Agenzia Sintesi (KNA)
Demonstranten fordern am 27. Mai 2012 in Rom eine Aufklärung des Verschwindens der 15-jährigen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi und halten ein Banner mit der Aufschrift "Verita per Emanuela Orlandi" (dt. Die Wahrheit über Emanuela Orlandi). / © Cecilia Fabiano/Agenzia Sintesi ( KNA )

Aus Vatikanakten aus den 80er Jahren gehe hervor, dass der Onkel der damals 15-jährigen Emanuela deren ältere Schwester sexuell belästigt haben soll, berichtete der Fernsehsender La7 am Montagabend. Dies habe dem Vatikan der vormalige Beichtvater der Familie Orlandi bestätigt, dem sich die ältere Schwester anvertraut habe.

Zudem gibt es laut La7 ein Phantombild, das nach den Angaben eines Wachmanns und eines Polizisten gefertigt wurde, die Emanuela am Abend ihres Verschwindens mit einem Mann gesehen haben sollen. Das Phantombild dieses Mannes ähnele dem mittlerweile gestorbenen Onkel.

Keine Neuigkeit

Emanuelas Bruder, Pietro Orlandi, zeigte sich mehreren Presseberichten zufolge entrüstet. "Sie können nicht die Verantwortung für alles auf die Familie abschieben", sagte er. Seine Anwältin Laura Sgro ergänzte, die italienischen Behörden hätten den Verdacht gegen den Onkel bereits vor 40 Jahren ohne Ergebnis untersucht. Es handle sich mitnichten um eine Neuigkeit.

Pietro Orlandi hält ein Bild seiner Schwester Emanuela während einer Sitzblockade in der Nähe des Petersdoms / © Gregorio Borgia (dpa)
Pietro Orlandi hält ein Bild seiner Schwester Emanuela während einer Sitzblockade in der Nähe des Petersdoms / © Gregorio Borgia ( dpa )

Emanuela Orlandi, Tochter eines Vatikan-Angestellten, kehrte am 22. Juni 1983 von ihrem Musikunterricht in Rom nicht nach Hause zurück. Seitdem gibt es, zuletzt auch in einer Netflix-Reihe, Gerüchte und Verschwörungstheorien über ihren Verbleib.

Erneute Ermittlungen

Die italienische Staatsanwaltschaft hat in dem Fall erneut Ermittlungen aufgenommen; ebenso die vatikanische Staatsanwaltschaft auf Geheiß von Papst Franziskus. Die Strafverfolgungsbehörden beider Staaten haben sich Zusammenarbeit zugesichert und tauschen Informationen aus.

Im Vatikan neue Ermittlungen im Fall Orlandi

Die Staatsanwaltschaft des Vatikanstaates ermittelt im Fall der vor 39 Jahren verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi.

Wie die italienische Zeitung "Il Messaggero" berichtet, leitet der stellvertretende vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi die Ermittlungen.

Zuvor hatte die Familie Orlandi über Medien und durch ihren Anwalt Druck aufgebaut, um eine Wiedereröffnung des 2015 abgeschlossenen Falls zu erwirken. Durch die Netflix-Serie "Vatican girl" hatte der Fall 2022 weltweit neue Aufmerksamkeit erfahren.

Demonstranten mit Bild der seit 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi / © Andrew Medichini (dpa)
Demonstranten mit Bild der seit 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
KNA