Kardinal Parolin fordert gleiche Rechte in Nahost

"Identität als Christen niemals verstecken"

Volle Gleichberechtigung für die Christen in den Ländern des Nahen Ostens hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gefordert. Er feierte einen Gottesdienst für den in Syrien entführten und verschwundenen Priester Paolo Dall'Oglio.

Zerstörtes Aleppo / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Zerstörtes Aleppo / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Bei dem Gedenkgottesdienst sagte Parolin, die Nummer 2 des Vatikan nach dem Papst, am Samstagabend in Rom: "Um mit den Menschen anderen Glaubens in einen ernsthaften Dialog einzutreten, dürfen wir niemals unsere Identität als Christen verstecken, sondern müssen sie in ihrer wahren Dimension zeigen."

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am 30. Juni 2021 in Berlin. / © Walter Wetzler
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am 30. Juni 2021 in Berlin. / © Walter Wetzler

"Logik der Nächstenliebe und des Mitfühlens"

Wie "VaticanNews" weiter berichtet, ermutigte der Kardinal die Christen im Nahen Osten, "die Sprache des Himmelreiches, das heißt des Respekts und der Wertschätzung" zu sprechen. Nur so könne die "Logik der Arroganz, des Stolzes, der Waffen, der Diskriminierung und des Krieges" durch eine "Logik der Nächstenliebe und des Mitfühlens" ersetzt werden. 

Die Christen sollten sich nicht als "Minderheiten" begreifen, deren Existenz im Nahen Osten lediglich toleriert werde. Viel mehr seien sie "in Syrien, in Palästina, in Israel, im Irak und allen anderen Ländern der Region Bürger, deren Freiheiten garantiert werden müssen." Weiter sagte Parolin: "Sie sind vollwertiger Teil dieser Völker und haben stets engagiert und kompetent zu deren kultureller, wirtschaftlicher und politischer Entwicklung beigetragen. "

Verschwundener Jesuitenpater

Anlass des Gottesdienstes in der römischen Kirche Sant'Ignazio di Loyola war das Gedenken an das Verschwinden des Jesuitenpaters Dall'Oglio in Syrien vor zehn Jahren. Er hatte sich in Syrien für den Dialog von Christen und Muslimen eingesetzt. 

Parolin erinnerte daran, dass im selben Jahr mehrere christliche Geistliche in Syrien entführt wurden und bis heute spurlos verschwunden sind. Unter anderem nannte er den griechisch-orthodoxen Metropoliten Boulos Yazigi und den syrisch-orthodoxen Metropoliten Youhanna Ibrahim.  

Christen in Syrien

Syrien gilt als Wiege des Christentums. Vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg waren laut Daten der Linzer "Initiative Christlicher Orient" etwa 7 Prozent der damals 21 Millionen Syrer christlich. Aktuelle Zahlen sind schwer zu ermitteln, auch weil mindestens 5,5 Millionen Syrerinnen und Syrer aus dem Land geflohen sind. Nach verschiedenen Schätzungen soll es noch maximal 500.000 Christen in Syrien geben. Rund drei Viertel der Syrer sind sunnitische Muslime, etwa 12 Prozent gehörten vor dem Krieg der Sekte der Alawiten an, darunter auch der nun gestürzte Assad-Clan. 

Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld (KNA)
Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld ( KNA )
Quelle:
KNA