Ein internationales Forschungsteam um Alejandra Rodriguez Sanchez von der Universität Potsdam veröffentlichte am Donnerstag entsprechende Ergebnisse im Journal "Scientific Reports". Die Auswertung entstand im Rahmen eines Projekts am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung.
Die Resultate widersprechen den Angaben zufolge der These, dass Such- und Rettungsaktionen einen sogenannten Pull-Effekt in Sachen Migration hätten, also einen Anreiz für gefährliche Überquerungsversuche schaffen und so womöglich indirekt zu mehr Todesopfern führen.
Umstrittene Pushbacks wirken
Der Abschnitt des Mittelmeers zwischen Nordafrika und Italien ist eine der am häufigsten genutzten irregulären Routen auf dem Seeweg nach Europa. Die Studie betrachtet Veränderungen bei der Zahl versuchter Überfahrten und bekannter Todesfälle zwischen 2011 und 2020.
Laut den Autoren wurde die Zahl der Grenzübertritte auf dem Seeweg nicht nennenswert von staatlich oder privat vorgenommenen Such- und Rettungsaktionen beeinflusst. Bedeutende Faktoren seien indes die Intensität von Konflikten, Rohstoffpreise, Naturkatastrophen, Wetterbedingungen, Währungsschwankungen und der Luftverkehr zwischen Nordafrika, Nahost und der EU.
Die Daten zeigten auch, dass die umstrittene Praxis sogenannter Pushbacks durch die libysche Küstenwache die Zahl der Überquerungsversuche reduziert habe. Das Abfangen und Zurückbringen von Booten nach Libyen sei mit schweren Menschenrechtsverletzungen verbunden. Auch die Menschenrechtssituation in Libyen selbst sei als untragbar dokumentiert worden.