Zentralratschef Rose besorgt über Demokratiefeindlichkeit

Am Holocaust-Gedenktag

Romani Rose vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma beobachtet mehr Demokratiefeindlichkeit in Europa. Es gebe einen Rechtsextremismus, der "sich wieder durch Gewalt gegen Sinti und Roma, gegen Juden und andere Minderheiten äußert".

Holocaust-Gedenkstätte Berlin / © photosounds (shutterstock)
Holocaust-Gedenkstätte Berlin / © photosounds ( shutterstock )

Das sagte Rose laut einer verbreiteten Mitteilung aus Anlass des europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma am 2. August. "Es muss der Anspruch der Europäischen Union und seiner Mitgliedsstaaten sein, den Antiziganismus genauso zu ächten wie den Antisemitismus", forderte der Zentralrats-Vorsitzende.

Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma / © Monika Skolimowska (dpa)
Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma / © Monika Skolimowska ( dpa )

Armut und Rassismus

Die Lebenssituation von Sinti und Roma in vielen Ländern Europas sei immer noch geprägt von einem tief verwurzelten Antiziganismus. Mehr als 80 Prozent der Roma-Minderheit in Mittel- und Osteuropa seien von Armut bedroht, 50 Prozent litten unter schwerer materieller Not.

Erinnern für die Gegenwart 

Der Zentralrat sieht in Deutschland aber auch positive Entwicklungen. Gelobt wird der Abschlussbericht der "Unabhängigen Kommission Antiziganismus" von Bundestag und Bundesregierung, die Berufung eines Bundesbeauftragten gegen Antiziganismus sowie der Aufbau einer bundesweiten Melde- und Informationsstelle Antiziganismus. Der Polizei wirft Rose allerdings weiterhin eine "antiziganistische Sondererfassung und Kriminalisierung von Sinti und Roma" vor.

"Historisches Erinnern bedeutet immer auch gelebte Verantwortung für die Gegenwart", betonte er. Die Zahl der Sinti und Roma, die imHolocaust ermordet wurden, wird auf 500.000 Menschen geschätzt.

Der Völkermord an Sinti und Roma

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs durften Sinti und Roma auf Anordnung von Heinrich Himmler ab Mitte Oktober 1939 ihre Wohnsitze nicht mehr verlassen. Die große Mehrheit der deutschen und österreichischen Sinti und Roma wurde in Lagern interniert, um sie später zu deportieren. Von den erfassten rund 40.000 deutschen und österreichischen Sinti und Roma wurden über 25.000 ermordet. Insgesamt fielen geschätzte 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma dem Rassenwahn der Nationalsozialisten und dem an ihnen systematisch geplanten Völkermord zum Opfer.

Sinti und Roma

Mahnmal für Sinti und Roma in Berlin / © Markus Nowak (KNA)
Mahnmal für Sinti und Roma in Berlin / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
epd