Er meldete sich nach der Rückkehr aus dem Urlaub auf der Facebook-Seite der katholischen Kirchengemeinde Sankt Lambertus Mettmann zu Wort.
Er werde "als Priester und Seelsorger andere Wege finden, auch solche Menschen in Glaube und Kirchesein zu unterstützen, die ins 'lehramtliche Kreuzfeuer' geraten sind". Dazu gehörten neben queeren Menschen auch wiederverheiratete Geschiedene.
Anonyme Anzeige im Vatikan
Ullmann hatte Ende März in Mettmann einen "Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare" gefeiert. Nach einer anonymen Anzeige im Vatikan hatte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki auf Bitten aus Rom dem Pfarrer solche Feiern künftig untersagt.
Sein Handeln habe gegen die Lehre der Kirche verstoßen, wonach gleichgeschlechtliche Partnerschaften und Partnerschaften von Menschen, die nach einer Scheidung wieder zivil heiraten, nicht gesegnet werden könnten.
Nachdem der Fall kürzlich publik geworden war, erhielt Ullmann zahlreiche Solidaritätsbekundungen, etwa des Düsseldorfer und des Kölner Stadtdechanten, etlicher weiterer Priester, des Katholikenrats, der Initiativen Maria 2.0 und #OutInChurch und des Festkomitees Kölner Karneval. Die NRW-Bistümer Aachen, Essen und Münster erklärten, sie wollten solche Segensfeiern nicht untersagen.
Briefwechsel mit dem Erzbistum
Ullmann berichtete erstmals auch über weitere Details, die zu dem Konflikt geführt hatten, und über seinen Briefwechsel dazu mit dem Erzbistum: An der Segnungsfeier haben demnach "etwa 25 getrenntgeschlechtliche Paare" teilgenommen. Lediglich ein Paar sei offensichtlich queer gewesen: "Es war aber explizit niemand ausgeschlossen. Es handelte sich also nicht um einen besonderen gleichgeschlechtlich ausgerichteten Gottesdienst."
Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Unter ihnen sind Personen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung die größte Gruppe.
Schaden von der Kirche abwenden
In seinem Schreiben an das Erzbistum Köln hatte der Pfarrer weiter erklärt, er habe - "um Schaden von der Kirche abzuwenden" - den Gottesdienst vor dem Hintergrund der hohen Zahl von Kirchenaustritten als Pilotprojekt zugelassen: "Zahlreiche Gemeindemitglieder, darunter mehrere vielseitig Engagierte, äußerten mir und anderen Pastoralen Diensten gegenüber die Absicht, aus der Kirche austreten zu wollen, es sei denn, ich als Leitender Pfarrer täte erkennbar etwas gegen diesen 'Exodus' aus der Kirche."
Für ihn als Priester sei es "auch eine persönliche Gewissensfrage, wie weit Menschenwürde und Respekt vor Diversität in jeder Beziehung in den Gemeinden unserer Kirche Platz finden dürfen." Es befremde ihn, wenn im Pochen auf die Rechtsordnung der Kirche "in diesem gesamtgesellschaftlichen Klima der Massenabwendung von Glaube, Kirche und Gemeinde erneut Einzelinitiativen lehramtlich restriktiv nachgegangen wird".
Solidaritätsbekundungen
Nach wie vor sorgt das Vorgehen aus Rom und aus der Kölner Bistumsleitung nicht nur für ein anhaltendes Medienecho. Es gibt auch zahlreiche Aktionen und Bekundungen, die die Solidarität mit Pfarrer Ullman unterstreichen.
So hat die AG "Regenbogenkirche für alle" der Pfarreien St. Lambertus und St. Maximin in Mettmann am Sonntag ein Zeichen der Verbundenheit gesetzt. Nach dem Gottesdienst in der Kirche St. Thomas Morus wurden alle Gottesdienstbesucher eingeladen, einen großen Regenbogen mit Straßenkreide auf den Kirchplatz zu malen.
Seine Verbundenheit drückte auch Pfarrvikar Benedikt Bünnagel aus Flingern/Düsseltal aus. Er schreibt im dortigen Pfarrbrief, dass mit der Abmahnung von Pfarrer Ullmann das Anliegen einer menschenfreundlichen und einladenden Pastoral durch Kardinal Woelki radikal durchkreuzt werde. "Kardinal Woelki fördert mit solcherlei Verhalten weiterhin eine Kirche der Angst", so Bünnagel weiter.
Diese Vorgänge offenbarten erneut, dass im Erzbistum Köln ein System der Denunziation und Einschüchterung, der Drohung und des Machtmissbrauchs herrsche und auch gegen anderslautende Beteuerungen ungehindert weitergehe.
Noch im März habe Kardinal Woelki bei einem Treffen mit Vertreter*innen der Initiative #OutInChurch zu der pastoralen Praxis in Mettmann gesagt, dass er derartige Handlungen nicht sanktionieren werde. "Diese aktuellen Vorgänge machen
deutlich, dass auf das Wort dieses Kardinals keinerlei Verlass ist", schreibt Bünnagel.