DOMRADIO.DE: Sie sind der Leiter der deutschsprachigen katholischen Seelsorge in Südkorea. Wie haben Sie ganz persönlich auf die Nachricht reagiert?
Dr. Edgar Krumpen (Diakon und Leiter der Deutschsprachigen Katholischen Seelsorge in Südkorea): Ich habe die Nachricht direkt vom Weltjugendtag in Lissabon von der Königsbrunner Pfarrjugend bekommen und ich war erst verblüfft und dann habe ich mich einfach sehr gefreut. Es ist ein sehr schönes Zeichen von Papst Franziskus, dass er die Jugend nach Südkorea einlädt.
Südkorea ist ein Land, das bei den jungen Leuten sehr beliebt ist. Ich glaube, dass das insgesamt weltweit sehr gut ankommen wird. Ich freue mich sehr auf dieses große Ereignis.
DOMRADIO.DE: Südkorea hat mehr als 50 Millionen Einwohner und immerhin knapp sechs Millionen davon sind Katholiken. Und ihre Zahl wächst sogar noch. Was bedeutet das denn dann für die katholische Kirche in Südkorea, dass 2027 ein solches Mega-Event kommt?
Krumpen: Ich denke, dass es in allen koreanischen Diözesen große Freude auslösen wird und dass es vielleicht auch noch mehr Gespräche gibt. Ich selber bin im Gespräch mit Menschen in Korea, die sich für den katholischen Glauben interessieren, die mit Fragen, mit Anliegen, auch mit ihren Problemen kommen.
Ich halte es auch für eine große Chance für den interreligiösen Dialog - zwischen katholischer Kirche und dem Buddhismus.
Es ist sicherlich auch eine logistische Herausforderung, wenn so viele Menschen nach Korea kommen. Aber inhaltlich denke ich, ist es eine sehr gute Chance, sich noch besser kennenzulernen und die Religionen in Korea noch ein bisschen mehr zu verbinden.
DOMRADIO.DE: Wie ist denn die katholische Kirche in Südkorea? Kann man die beschreiben, hat sie bestimmte Charakteristika?
Krumpen: Ich erlebe die katholische Kirche in Korea als sehr intensiv, die Liturgie wird sehr bewusst gefeiert. Es ist eine Kirche, die sich selber finanzieren muss, es gibt ja keine Kirchensteuer.
Deswegen wird bewusst geschaut, dass die Menschen, die in den Gottesdienst kommen, die zur Gemeinde gehören, auch ihren Beitrag finanziell leisten. Sie ist eine Kirche, die durchaus begeisterungsfähig ist, mit vielen Priesterweihen. Die Zahl der Priesterweihen geht gerade vielleicht ein bisschen zurück, aber im weltweiten Vergleich sind es sehr viele.
Ich glaube, dass es eine noch relativ junge Kirche ist, die vielleicht noch ein bisschen ihren Weg sucht, aber ich arbeite gerne mit ihr zusammen.
DOMRADIO.DE: Seoul ist der Austragungsort. Das ist eine riesige Metropole mit etwa zehn Millionen Einwohnern. Können Sie sich da schon ein solches Treffen vorstellen, wenn dann vielleicht auch eine Million Jugendliche noch dazukommen?
Krumpen: Ich glaube, dass das eine logistische Herausforderung wird. Der Verkehr in Seoul als Hauptstadt ist schon ziemlich überlastet. Wir haben beispielsweise vor unserer Haustür eine zehnspurige Straße, auf der es nie ruhig wird. Da sind immer viele Autos unterwegs.
Auch die U-Bahnen und die Busse sind sehr voll. Ich habe gestern nach dem Empfang dieser Nachricht gedacht: Ja, das wird spannend im öffentlichen Nahverkehr und es wird spannend, so viele Menschen in die Stadt zu integrieren. Aber ich glaube auch, dass die Koreaner insgesamt sehr gelassen damit umgehen können.
Das ist ja nicht das erste Großereignis, das in Korea stattfindet. Ich glaube, dass es da gute Strategien geben wird. Es wird sicherlich viele Gespräche zwischen katholischer Kirche in Korea und der Regierung einerseits und mit dem Vatikan andererseits geben. Ich bin zuversichtlich, dass die großen Probleme gelöst werden. Aber eine Herausforderung bleibt es allemal.
DOMRADIO.DE: Sie sind Leiter der deutschsprachigen katholischen Seelsorge in Südkorea. Glauben Sie, dass für die Mitglieder Ihrer Gemeinde der Weltjugendtag auch eine große Rolle spielen wird?
Krumpen: Ganz sicher. Unsere Gemeinde ist sehr dynamisch, wir haben etliche Berufstätige mit Familien, die zwei, drei Jahre bleiben und dann von ihren Firmen in ein anderes Land geschickt werden.
Die Familien, die Menschen, die dann 2027 da sein werden, werden sicherlich interessiert sein. Ich habe jetzt schon eine ganze Reihe von sehr positiven Reaktionen auf diese Entscheidung des Papstes für Korea bekommen. Wir werden beim Weltjugendtag sicherlich auch viele Menschen aus Deutschland und den deutschsprachigen Ländern empfangen können.
Wir werden sicherlich auch eingebunden werden. Denn unsere Auslandsseelsorge ist ja nicht nur deutschsprachig, sondern auch englisch-, französisch-, spanisch und italienischsprachig.
Wir bilden gemeinsam die International Catholic Parish, also die internationale katholische Pfarrei in Seoul. Was ich von den anderssprachrigen Mitgliedern bislang mitbekommen habe, ist, dass die Begeisterung für den Weltjugendtag ansteckt und sicherlich immer größer werden wird.
Das Interview führte Mathias Peter.