In Berlin entsteht die erste klimaneutrale Kirche

Das Blockheizkraftwerk unterm Altar

Kirchenräume sind oft groß und schlecht zu beheizen. Die Evangelische Apostel-Paulus-Kirchengemeinde in Berlin hat nun ein neues umweltfreundliches Wärmekonzept erarbeitet und wird klimaneutral. Große Umbauten sind nicht notwendig.

Bereits zu Weihnachten 2023 soll die Anlage Wärme für die Gemeinde produzieren / © Frederic Riedel (Apostel-Paulus-Kirchengemeinde Berlin-Schöneberg)
Bereits zu Weihnachten 2023 soll die Anlage Wärme für die Gemeinde produzieren / © Frederic Riedel (Apostel-Paulus-Kirchengemeinde Berlin-Schöneberg)

DOMRADIO.DE: Die Apostel-Paulus-Kirche im Stadtteil Berlin-Schöneberg wird die erste klimaneutrale Kirche Berlins. Wodurch wird die Kirche denn klimaneutral?

Michael Raddatz (Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg): Die Kirche wird klimaneutral, indem wir unter den Altar ein Blockheizkraftwerk bauen, in den Keller, und damit eine Lösung finden für diese zweitgrößte Kirche Berlins mit 1.200 Plätzen. Bei einem Blockheizkraftwerk ist es so, dass da eine Wärmekopplung stattfindet. Das heißt, wir betreiben dieses Kraftwerk mit zertifiziertem Biogas und speisen gleichzeitig Strom ein. Und dadurch wird sie dann klimaneutral.

Michael Raddatz

"Es ist eine einfache Lösung, weil wir im Grunde nur den Kessel neu bauen mussten und die Restheizung so erhalten bleibt."

DOMRADIO.DE: Muss dazu innen oder außen in der Kirche was umgebaut werden?

Raddatz: Das ist das Besondere. Es gibt ja nicht so einfach für diese großen Räume herkömmliche Lösungen. Also eine Wärmepumpe wäre schwierig, müsste sehr groß sein und würde einen kompletten Umbau des Gebäudes erfordern. Und Solarzellen sind ja bekanntermaßen nicht mit jedem Denkmalschützer zu vereinbaren. Und so ist es eine einfache Lösung, weil wir nur den Kessel im Grunde neu bauen und die Restheizung so erhalten bleibt.

 © Frederic Riedel (Apostel-Paulus-Kirchengemeinde Berlin-Schöneberg)
© Frederic Riedel (Apostel-Paulus-Kirchengemeinde Berlin-Schöneberg)

DOMRADIO.DE: Aus welchen Stoffen wird die Energie denn dann erzeugt?

Raddatz: Dieses zertifizierte Biogas setzt uns in den Stand, dass wir praktisch nicht Lebensmittel verbrennen, also Mais oder Palmöl oder was auch immer, sondern praktisch Reststoffe.

DOMRADIO.DE: Und was wird die Kirchengemeinde als erstes davon spüren oder merken, wenn man in die Kirche reingeht?

Raddatz: Also erst mal, dass sie Heiligabend mit der gleichen Wärme wie das Jahr vorher feiern kann, aber nun weiß, dass sie klimaneutral dort ist. Und, so hoffe ich, dass sie aus noch vollem Halse singen wird.

Das Interview führte Dagmar Peters.

 

Quelle:
DR