DOMRADIO.DE: Sie sind der Geistliche, also der Präses der Bruderschaft St. Annae et Katharinae, und somit im Vorstand.
Dass Sie am Sonntag gewonnen haben, klingt ungewöhnlich: Ein Mönch, der schießt und dann auch noch Schützenkönig wird. Inwiefern liegt das aber bei Ihnen in der Tradition des Ordens?
Dirk Wasserfuhr (letzter Ordensbruder der Kreuzherren im Kloster Steinhaus in Wuppertal-Beyenburg und Schützenkönig der Bruderschaft St. Annae et Katharinae in Beyenburg): Ja, die Bruderschaft ist ein Teil des Ordens, wenn auch nur auf der untersten Stufe der Ordenszugehörigkeit, als sogenannter Partizipant.
So ist der Orden mit der Bruderschaft eng verbunden und mehrere Mitbrüder haben in den letzten Jahrhunderten auch den Vogel abgeschossen.
DOMRADIO.DE: Trotzdem ist es nach 220 Jahren das erste Mal, dass ein Präses "abgeräumt" hat. Geben Sie zu, wie viel haben Sie trainiert?
Wasserfuhr: Überhaupt nicht, denn an dem Vogel kann man kaum vorbei schießen. Und wenn er fällt, dann ist das Glückssache.
DOMRADIO.DE: Das Grundprinzip Ihres Ordens lautet Bescheidenheit. Jetzt sind Sie König, also zumindest Schützenkönig. Was hat das für Sie selbst für eine Bedeutung?
Wasserfuhr: Der König, so sagt es auch ein altes Königsgedicht, das bei der Krönung vorgetragen wird, hat vor allen Dingen die Aufgabe, zu dienen – das ist die höchste Aufgabe.
Und für mich ist es eine Möglichkeit, vielleicht pastoral noch etwas auf den Weg zu bringen.
DOMRADIO.DE: Schützenkönig zu werden – wollten Sie das erreichen in Ihrem Leben? War das noch eine Idee im Hinterkopf?
Wasserfuhr: Das war immer schon ein Wunsch. Und ich bin glücklich, dass es im Jubiläumsjahr des Klosters gelungen ist. Wir feiern ja dieses Jahr das 725-jährige Bestehen.
DOMRADIO.DE: Passend dazu ist es dann geglückt. Jetzt wird's aber schwierig mit einer Königin. Wie lösen Sie das?
Wasserfuhr: Ja, das ist eigentlich ganz praktisch, denn dann wird das Ganze nur halb so teuer. Ich brauche keine Kleider zu kaufen, ich esse nur halb so viel. Getrunken wird auch nur halb so viel.
DOMRADIO.DE: Wenn wir von "Bruder"schaft sprechen, bedeutet das aber nicht, dass Sie keine Frauen in Ihrem Verein haben, oder? Weshalb heißt Ihr Schützenverein Bruderschaft?
Wasserfuhr: Ja, der Verein heißt Bruderschaft, aber es wird immer von Brüdern und Schwestern gesprochen, weil die Frauen automatisch dazugehören. Und wir nehmen auch Frauen auf, die aber nur am Schießsport teilnehmen.
Das Interview führte Katharina Geiger.