Letzter Beyenburger Mönch und Sturmhelfer wird Schützenkönig

"Der König hat zu dienen"

Dirk Wasserfuhr ist der letzte Ordensbruder von Wuppertal-Beyenburg. 2021 warnte er mit der Sturmglocke, als der Hochwasserpegel stieg. Dafür wurde er geehrt. Jetzt ist der 64-Jährige auch noch Schützenkönig. Was heißt das für ihn?

Banner- und Holzadler und andere Abzeichen der Söldner beim Schützenfest in Sassenberg, Deutschland / © Mano Kors (shutterstock)
Banner- und Holzadler und andere Abzeichen der Söldner beim Schützenfest in Sassenberg, Deutschland / © Mano Kors ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie sind der Geistliche, also der Präses der Bruderschaft St. Annae et Katharinae, und somit im Vorstand.

Dass Sie am Sonntag gewonnen haben, klingt ungewöhnlich: Ein Mönch, der schießt und dann auch noch Schützenkönig wird. Inwiefern liegt das aber bei Ihnen in der Tradition des Ordens?

Dirk Wasserfuhr (letzter Ordensbruder der Kreuzherren im Kloster Steinhaus in Wuppertal-Beyenburg und Schützenkönig der Bruderschaft St. Annae et Katharinae in Beyenburg): Ja, die Bruderschaft ist ein Teil des Ordens, wenn auch nur auf der untersten Stufe der Ordenszugehörigkeit, als sogenannter Partizipant.

So ist der Orden mit der Bruderschaft eng verbunden und mehrere Mitbrüder haben in den letzten Jahrhunderten auch den Vogel abgeschossen.

DOMRADIO.DE: Trotzdem ist es nach 220 Jahren das erste Mal, dass ein Präses "abgeräumt" hat. Geben Sie zu, wie viel haben Sie trainiert?

Dirk Wasserfuhr

"Der König, so sagt es auch ein altes Königsgedicht, das bei der Krönung vorgetragen wird, hat vor allen Dingen die Aufgabe, zu dienen."

Wasserfuhr: Überhaupt nicht, denn an dem Vogel kann man kaum vorbei schießen. Und wenn er fällt, dann ist das Glückssache.

DOMRADIO.DE: Das Grundprinzip Ihres Ordens lautet Bescheidenheit. Jetzt sind Sie König, also zumindest Schützenkönig. Was hat das für Sie selbst für eine Bedeutung?

Aussicht auf die historische Stadt Beyenburg bei Wuppertal und ihren Stausee, Bergisches Land, Deutschland / © Majonit (shutterstock)
Aussicht auf die historische Stadt Beyenburg bei Wuppertal und ihren Stausee, Bergisches Land, Deutschland / © Majonit ( shutterstock )

Wasserfuhr: Der König, so sagt es auch ein altes Königsgedicht, das bei der Krönung vorgetragen wird, hat vor allen Dingen die Aufgabe, zu dienen – das ist die höchste Aufgabe.

Und für mich ist es eine Möglichkeit, vielleicht pastoral noch etwas auf den Weg zu bringen.

DOMRADIO.DE: Schützenkönig zu werden – wollten Sie das erreichen in Ihrem Leben? War das noch eine Idee im Hinterkopf?

Wasserfuhr: Das war immer schon ein Wunsch. Und ich bin glücklich, dass es im Jubiläumsjahr des Klosters gelungen ist. Wir feiern ja dieses Jahr das 725-jährige Bestehen.

Dirk Wasserfuhr

"Ja, das ist eigentlich ganz praktisch, denn dann wird das Ganze nur halb so teuer."

DOMRADIO.DE: Passend dazu ist es dann geglückt. Jetzt wird's aber schwierig mit einer Königin. Wie lösen Sie das?

Wasserfuhr: Ja, das ist eigentlich ganz praktisch, denn dann wird das Ganze nur halb so teuer. Ich brauche keine Kleider zu kaufen, ich esse nur halb so viel. Getrunken wird auch nur halb so viel.

DOMRADIO.DE: Wenn wir von "Bruder"schaft sprechen, bedeutet das aber nicht, dass Sie keine Frauen in Ihrem Verein haben, oder? Weshalb heißt Ihr Schützenverein Bruderschaft?

Wasserfuhr: Ja, der Verein heißt Bruderschaft, aber es wird immer von Brüdern und Schwestern gesprochen, weil die Frauen automatisch dazugehören. Und wir nehmen auch Frauen auf, die aber nur am Schießsport teilnehmen.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Wurzeln des deutschen Schützenwesens

Die Wurzeln des deutschen Schützenwesens liegen im Mittelalter, als in den Städten zur Verteidigung Schützengesellschaften gebildet wurden. Diese erhielten Schützenhäuser und das Privileg, sich eigene Statuten geben zu dürfen. Mit Nachbarstädten wurden Vergleichsschießen organisiert, zu denen auch Preise und Volksfeste gehörten. Die Tradition wurde weitergeführt, als die Schützen ab dem 30-jährigen Krieg ihre Verteidigungsfunktion verloren. Während der Befreiungskriege gegen Napoleon schlossen Schützen sich den Bürger- und Landwehren an.

Mitglieder eines Schützenvereins / © Friso Gentsch (dpa)
Mitglieder eines Schützenvereins / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
DR