Ukraines Bischöfe zelebrieren Märtyrer-Liturgie im Petersdom

"Außerordentliches Geschenk Gottes"

Die Bischöfe der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche wollen eine Göttliche Liturgie im Petersdom feiern. Der Messe vorstehen soll Großerzbischof Swjatowslaw Schewtschuk. Hintergründe sind eine Synode und ein Jahrestag.

Autor/in:
Marco Fetke
Geistliche tragen liturgische Gewänder bei der Eröffnung der Bischofssynode der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Geistliche tragen liturgische Gewänder bei der Eröffnung der Bischofssynode der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Die Göttliche oder Heilige Liturgie – wie die Feier der Eucharistie in der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche genannt wird – soll am 10. September im Rahmen der Bischofssynode der mit Rom unierten ukrainischen katholischen Kirche vom 3. bis zum 13. September gefeiert werden.

Neben ukrainischen Bischöfen werden zahlreiche Geistliche aus aller Welt zur Feier der Göttlichen Liturgie im Petersdom erwartet.

Ein Zeichen für die Gemeinschaft der Weltkirche

Neben der Synode der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche hat die Messe in der Basilika Sankt Peter auch den 400. Jahrestag des – auf heute ukrainischem Gebiet tätig gewesenen – katholischen Heiligen und Märtyrers Josaphat Kunzewitsch zum Anlass, der als Patron der katholischen Ukrainer gilt.

Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche / © Robert Kiderle (KNA)
Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche / © Robert Kiderle ( KNA )

In einem Kommentar für die Informationsabteilung der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche schrieb das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Schewtschuk: "Für die Bischöfe, die Geistlichen, die Ordensleute und die Gläubigen unserer Kirche ist das Gebet im römischen Petersdom ein außerordentliches Geschenk Gottes und ein Zeichen dafür, dass wir – vereint in der weltkirchlichen Gemeinschaft – inmitten der schrecklichen Prüfungen jenes Krieges, der unser Volk heimgesucht hat, nicht allein sind."

Sterbebereites Zeugnis für christliche Werte der Freiheit vor aller Welt

Anlässlich des Jahrestages des Martyriums des Heiligen Josaphats, dessen Reliquien im Petersdom aufbewahrt werden, wollten die ukrainischen Bischöfe "Gott um einen gerechten Frieden für unser Heimatland bitten und vor der ganzen Welt Zeugnis von den christlichen Werten der Freiheit ablegen, für die wir bereit sind, unser Leben zu geben".

Papst Franziskus mit ukrainischer Flagge / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus mit ukrainischer Flagge / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Gleichsam ruft Großerzbischof Schewtschuk zu Gebet und Dankbarkeit auf: "Möge unser gemeinsames Gebet Ausdruck der Gemeinschaft mit dem Heiligen Vater, dem Nachfolger auf dem Stuhl Petri und unserer Dankbarkeit für seine geistliche Sorge um das 'leidende ukrainische Volk' und seiner Stimme der Wahrheit im Hinblick auf das Thema Ukraine sein."

Synodenthema ist geistliche Unterstützung für Kriegsopfer

In einer Pressemitteilung im Mai zur ukrainischen Bischofssynode in Rom heißt es, dass das zentrale Thema der diesjährigen Synode "Pastorale Unterstützung für Opfer des Krieges" sein soll.

Im Dekret, in dem Großerzbischof Schewtschuk die Bischofssynode einberief, lud er sämtliche Bischöfe der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche zur Teilnahme an der Synode ein.

Nachdem die Synode 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Pandemie nur virtuell abgehalten werden konnte, sollte die Synode im Jahr 2022 in Kiew stattfinden. Wegen des russischen Angriffskrieges musste sie jedoch in die polnische Grenzstadt Przemyśl verlagert werden.

Kunzewitsch rang um die Einheit der Kirche in Vielfalt

Der Basilianermönch und spätere Erzbischof Josaphat Kunzewitsch wurde 1867 als erster Vertreter einer mit Rom unierten Kirche heiliggesprochen. Kunzewitsch wurde 1580 im heute ukrainische Włodzimierz geboren und verstarb 1623 im heute belarusischen Witebsk. Sein Leben und Wirken war geprägt vom Ringen um die Einheit der Kirche.

Eucharistie in der Kirche des Heiligen Basilius des Großen der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, am 16. Mai 2015 in Kiew, Ukraine / © Alicia Chelini (shutterstock)
Eucharistie in der Kirche des Heiligen Basilius des Großen der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, am 16. Mai 2015 in Kiew, Ukraine / © Alicia Chelini ( shutterstock )

Die 1596 beschlossene Union von Brest, die – bei Beihalt des ostslawischen Ritus – einen strukturellen und kirchenrechtlichen Anschluss der ruthenischen orthodoxen an die katholische Kirche im Königreich Polen-Litauen anstrebte, diente zur Kulisse dieses Ringens.

Mündete sie auch in Spaltung, erwuchs langfristig, trotz russischer Verbote, die ukrainische griechisch-katholische Kirche aus diesem historischen Ereignis.

Er stand zwischen den Stühlen und erlitt das Martyrium

Kunzewitsch, der als papsttreuer Anhänger des byzantinisch-orthodoxen Ritus leidenschaftlich für die Kirchenunion eintrat, stand zwischen den Stühlen: Während der polnische Klerus einen Übertritt zum lateinischen Ritus forderte, galt er vielen Orthodoxen als verhasster "Papist".

Am Ende war es eine Meute orthodoxer Eiferer, die ihn bei einem Besuch in Witebsk mit einer Axt erschlug und ihn den Wellen der Düna überließ. Seine Reliquien wurden aus dem Strom geborgen und seither verehrt.

1916 wurden die Reliquien aus Sorge vor orthodoxen Übergriffen nach Wien gebracht, seit 1963 werden sie im Petersdom verehrt. Papst Pius XI. schrieb zu Ehren Kunzewitschs die Enzyklika "Ecclesiam Dei admirabili", in der er den päpstlichen Anspruch auf die Vertretung der Einen und Heiligen katholischen Kirche unterstrich.

Was ist ein Märtyrer?

Der Begriff Märtyrer heißt übersetzt Zeuge. Die Christen der ersten Generationen legten, nachdem sie den Glauben angenommen hatten, Zeugnis von Jesus Christus ab, zunächst durch Worte und in der Verkündigung, durch die Unterweisung und in der Predigt. In der Mitte des 2. Jahrhunderts, als Christen wegen ihrer Zeugenschaft im römischen Reich verfolgt wurden, wurde der Begriff Märtyrer genauer gefasst. Alle wegen ihres Glaubens hingerichteten Christen hießen nun Märtyrer.

Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)

 

Quelle:
DR , KAI