Der Begriff Märtyrer heißt übersetzt Zeuge. Die Christen der ersten Generationen legten, nachdem sie den Glauben angenommen hatten, Zeugnis von Jesus Christus ab, zunächst durch Worte und in der Verkündigung, durch die Unterweisung und in der Predigt. In der Mitte des 2. Jahrhunderts, als Christen wegen ihrer Zeugenschaft im römischen Reich verfolgt wurden, wurde der Begriff Märtyrer genauer gefasst. Alle wegen ihres Glaubens hingerichteten Christen hießen nun Märtyrer.
Schon im zweiten Jahrhundert wird an den Gräbern der Blutzeugen statt des üblichen Totengedenkens ein eucharistisches Mahl gefeiert. Nicht nur die Angehörigen, sondern die ganze Gemeinde feierte einen offiziellen Kult, der allerdings noch lokal begrenzt war. An die Eucharistiefeiern über den Gräbern der Märtyrer erinnern heute noch die Reliquien, die in jeden Altar eingelassen sind. Der erste Märtyrer der Christenheit war der Diakon Stephanus. Er hat darum im Heiligenkalender einen bevorzugten Platz, den 26. Dezember, gleich nach dem Geburtsfest Jesu.
Auch im Judentum, im Islam und in anderen Religionen ist von Märtyrern die Rede, wenn es um Glaubens- und Blutzeugen geht. Zunehmend wird der Begriff aber auch im nicht-religiösen Umfeld benutzt. Meist geht es dann um Menschen, die wegen gesellschaftlicher oder politischer Ansichten leiden oder gar sterben.
Das können politische Aktivisten sein, Freiheitskämpfer oder andere Verteidiger von Menschenrechten, die für ihre Überzeugungen eintreten und dafür persönliche Opfer in Kauf nehmen. Genannt werden hier etwa Mahatma Gandhi, Martin Luther King oder auch Widerstandskämpfer aus der Nazizeit. (KNA)