Russland bombardierte auch eine orthodoxe Kirche in Odessa

Russische Raketen auf Gotteshaus und Weltkulturerbe

Russland hat abermals Odessa bombardiert. Bei der Attacke auf die Hafenstadt kam ein Mensch ums Leben. 19 weitere, auch Kinder, wurden verletzt. Die Altstadt, ein UNESCO-Weltkulturerbe, und die Verklärungskathedrale wurden beschädigt.

Die Verklärungskathedrale von Odessa ist nach Raketenangriffen stark beschädigt. (dpa)
Die Verklärungskathedrale von Odessa ist nach Raketenangriffen stark beschädigt. / ( dpa )

Bei erneuten russischen Angriffen auf die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer ist nach Angaben der Behörden mindestens ein Mensch ums Leben gekommen.

Kirchenmitarbeiter inspizieren die Schäden in der Verklärungskathedrale in Odessa nach russischen Raketenangriffen / © Jae C. Hong/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
Kirchenmitarbeiter inspizieren die Schäden in der Verklärungskathedrale in Odessa nach russischen Raketenangriffen / © Jae C. Hong/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ( dpa )

19 weitere Menschen wurden in der Nacht zu Sonntag verletzt, darunter vier Kinder, teilte der Chef der Militärverwaltung, Oleh Kiper, auf seinem Telegram-Kanal mit.

Deutliche Schäden an dem bekannten orthodoxen Gotteshaus

500 Sakralbauten in der Ukraine infolge der russischen Invasion zerstört

Mindestens 494 Sakralbauten in der Ukraine sind infolge der russischen Invasion in der Ukraine zerstört, beschädigt oder geplündert worden, und die Beschlagnahmung von kirchlichen Gebäuden als Standorte für russische Militärbasen vergrößert nach Berichten des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit das Ausmaß der Zerstörung zusätzlich.

Ikone der Muttergottes aus der Region Odessa (Ukraine) im Fuldaer Dom am 26. September 2022 in Fulda. Neben der Ikone hängt eine Fahne der Ukraine und eine Kerze brennt. Eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine hatte die Ikone mitgebracht / © Harald Oppitz (KNA)
Ikone der Muttergottes aus der Region Odessa (Ukraine) im Fuldaer Dom am 26. September 2022 in Fulda. Neben der Ikone hängt eine Fahne der Ukraine und eine Kerze brennt. Eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine hatte die Ikone mitgebracht / © Harald Oppitz ( KNA )

Den Behörden zufolge wurden Hafeninfrastruktur und sechs Wohngebäude beschädigt. Auch die Verklärungskathedrale wurde getroffen. Fotos in sozialen Netzwerken zeigten deutliche Schäden an dem bekannten orthodoxen Gotteshaus.

Laut dem ukrainischen Militär setzten die Russen bei ihren jüngsten Angriffen fünf verschiedene Typen von Raketen und Marschflugkörpern ein.

Immerhin hätten die meisten Geschosse von der Luftverteidigung abgewehrt werden können, hieß es.

Der Sekretär des Nationalen ukrainischen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, erklärte, Russland wolle durch Einschüchterung die internationalen Bemühungen zur möglichen Wiederaufnahme des Getreide-Abkommens sabotieren.

Bombardement vermeintlicher militärischer Ziele

Schon seit Tagen bombardiert Russland den ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa und zerstört dort Getreidelager – unter dem Vorwand, dort gebe es militärische Ziele.

Odessa war einer der Häfen, über die die Ukraine im Rahmen des internationalen Getreideabkommens Korn verschiffte. Russland ließ diese Vereinbarung zu Beginn der letzten Woche auslaufen.

In seiner am Samstagabend verbreiteten Videobotschaft hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland Terror gegen die Menschen in der Millionenstadt Odessa vorgeworfen und angekündigt, Russland dafür zu bestrafen.

Museen in der zum Weltkulturerbe ernannten Altstadt beschädigt

Bei den Angriffen wurden auch mehrere Museen in der zum Weltkulturerbe eingestuften Altstadt beschädigt, was heftige Kritik auslöste.

Das historische Zentrum von Odessa war infolge des russischen Krieges im Januar 2023 in die Unesco-Liste des gefährdeten Weltkulturerbes aufgenommen worden. 

Kirche bestätigt Beschädigung der Kathedrale

Russische Streitkräfte haben nach Kirchenangaben die zum Unesco-Welterbe gehörende orthodoxe Kathedrale in der ukrainischen Metropole Odessa am Schwarzen Meer schwer beschädigt.

Feuerwehrleute bauen ein Zelt vor der Verklärungskathedrale von Odessa auf, nachdem die Kirche durch russische Raketenangriffe in Odessa, Ukraine, schwer beschädigt wurde. Die russischen Angriffe auf die zum Weltkulturerbe eingestufte ukrainische Altstadt Odessa lösen heftige Kritik aus. Dabei sollen laut Informationen der Unesco mehrere Museen beschädigt worden sein.  / © Jae C. Hong/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
Feuerwehrleute bauen ein Zelt vor der Verklärungskathedrale von Odessa auf, nachdem die Kirche durch russische Raketenangriffe in Odessa, Ukraine, schwer beschädigt wurde. Die russischen Angriffe auf die zum Weltkulturerbe eingestufte ukrainische Altstadt Odessa lösen heftige Kritik aus. Dabei sollen laut Informationen der Unesco mehrere Museen beschädigt worden sein. / © Jae C. Hong/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ( dpa )

In der Nacht zu Sonntag habe eine Rakete den Hauptaltar getroffen, teilte die örtliche Diözese der Ukrainischen Orthodoxen Kirche mit.

Ein Wachmann wurde demnach verletzt und in eine Klinik gebracht. Auf Bildern ist zu sehen, dass die Decke der Kathedrale eingestürzt ist.

Russische Raketen verursachten Feuer im Gotteshaus

Die Geschichte der Stadt Odessa

Die Millionenstadt Odessa mit ihrem Güterhafen gilt als Tor der Ukraine zum Schwarzen Meer. Allerdings wurde sie in der Geschichte auch immer wieder als Einfallstor zur Ukraine benutzt. Seit dem 10. Jahrhundert gehört die Region zur sogenannten Kiewer Rus. Wohl im 13. Jahrhundert gründeten hier ostslawische Siedler einen ersten Hafen, der in den folgenden Jahrhunderten immer wieder neue Herren erlebte: Tataren, Polen und Litauer, für die längste Zeit die Osmanen, die hier 1526 eine Festung anlegten, und 1789 russische Kosaken. 1794 wurde unter Zarin Katharina II.

Odessa aus der Vogelperspektive / © Hrecheniuk Oleksii (shutterstock)
Odessa aus der Vogelperspektive / © Hrecheniuk Oleksii ( shutterstock )

Durch den Beschuss brach ein Feuer im Gotteshaus aus, das von der Feuerwehr gelöscht werden musste, wie es hieß.

Laut den Angaben der ukrainischen Behörden von Sonntag wurden bei dem russischen Raketenangriff mehr als 40 Gebäude in Odessa beschädigt.

Ein Mensch kam demnach ums Leben. 22 Personen seien verletzt worden, darunter vier Kinder.

Die Diözese verurteilte "die Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine, diesen Terrorakt gegen das Hauptheiligtum und das geistige Zentrum der Stadt Odessa".

Angriff auf ein Meisterwerk christlicher Architektur

Das Oberhaupt der Kirche, Metropolit Onufri, äußerte seine tiefe Trauer über "den weiteren feindlichen Angriff auf die Stadt Odessa". Die Kathedrale sei ein Meisterwerk christlicher Architektur.

Aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte sich die ukrainische Kirche im Mai 2022 vom Moskauer Patriarchat losgesagt und sich für unabhängig erklärt.

Die Unesco hatte das historische Zentrum von Odessa im Januar in ihre Welterbeliste aufgenommen. Erst am Freitag verurteilte die Kulturorganisation der Vereinten Nationen die Zerstörung von mehreren Museen in der Stadt.

Unesco erwähnt Angreifer in Erklärung nicht

"Die Unesco fordert erneut ein Ende der Angriffe auf Kulturgüter", hieß es in einer Erklärung, in der Russland nicht erwähnt wurde. "Dieser Krieg stellt eine immer größere Bedrohung für die ukrainische Kultur dar."

Seit dem 24. Februar 2022 habe man an 270 Kulturstätten in der Ukraine Schäden registriert.

Die 1936 unter dem sowjetischen Machthaber Josef Stalin zerstörte Kathedrale wurde von 2000 bis 2002 originalgetreu wieder aufgebaut. Sie stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.

Selenskyj sieht "keine Entschuldigung für das russische Böse"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den russischen Angriff ebenfalls scharf: "Raketen gegen friedliche Städte, gegen Wohngebäude, eine Kathedrale (...) Es gibt keine Entschuldigung für das russische Böse", schrieb er auf Twitter.

Er kündigte "Vergeltung gegen russische Terroristen" für Odessa an. "Sie werden diese Vergeltung spüren", so Selenskyj.

Russland wies unterdessen den Vorwurf zurück, für einen direkten Angriff auf die Kathedrale verantwortlich zu sein. Vermutlich habe eine ukrainische Luftabwehrrakete das Gebäude getroffen, hieß es in einer Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums.

Caritas International leistet Nothilfe nach Zerstörung des Kachowka-Staudamms

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms am Fluss Dnipro bei Cherson hat die Caritas in der Ukraine im Katastrophengebiet die ersten Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Unter anderem verteilt die Caritas Hygienekits, Trinkwasser, leistet psychologische Unterstützung und hilft bei der Unterbringung der geflüchteten Menschen. Eine Unterstützung der Caritas International ist online per Spendenformular (hier klicken) möglich.

In der überfluteten ukrainischen Stadt Oleschky stehen Häuser unter Wasser. Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine entwickelt sich rasch zu einer langfristigen Umweltkatastrophe / © Uncredited/AP +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
In der überfluteten ukrainischen Stadt Oleschky stehen Häuser unter Wasser. Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine entwickelt sich rasch zu einer langfristigen Umweltkatastrophe / © Uncredited/AP +++ dpa-Bildfunk +++ ( dpa )
Quelle:
dpa