Warum das jugendpastorale Zentrum in Bonn umgezogen ist

"Jugendarbeit gehört nicht in Hinterhöfe"

Mitten in der Bonner Innenstadt ist ein neues jugendpastorales Zentrum entstanden. Christian Jasper erklärt, warum die neue Lage viele Menschen anlockt, welche Angebote junge Menschen gern annehmen und wie der neue Name zustandekommt.

Einweihung der neuen Räume des EKKO am 27. August / © Jennifer Flor-Wilczek (KJA)
Einweihung der neuen Räume des EKKO am 27. August / © Jennifer Flor-Wilczek ( KJA )

DOMRADIO.DE: Die katholische Jugend hat ihr Zentrum jetzt mitten in der Bonner Innenstadt, direkt am Bonner Münster. Das Erzbistum Köln hat das finanziert. Warum ist das jugendpastorale Zentrum denn dahin verlegt worden?

Kaplan Dr. Christian Jasper (Stadtjugendseelsorger in Bonn): Wir hatten vorher mit dem Campanile ein wunderbares jugendpastorales Zentrum in der Bonner Altstadt und hatten jetzt die Chance, mitten ins Herz der Stadt an das Bonner Münster in der Fußgängerzone zu ziehen, wo man wirklich auch Aufmerksamkeit erzeugt und die jungen Menschen dort abholt, wo sie sowieso sind.

Das hat uns überzeugt. Außerdem war es natürlich ein tolle Chance, jetzt auch einen neuen, frisch renovierten Raum beziehen zu können, der nochmal ganz neuen Glanz ausstrahlt.

Kaplan Dr. Christian Jasper / © Vera Drewke (privat)
Kaplan Dr. Christian Jasper / © Vera Drewke ( privat )

DOMRADIO.DE: Unter dem Namen "EKKO" werden hier unterschiedliche Angebote für junge Menschen zusammengefasst. Was heißt "EKKO"?

Jasper: "EKKO" ist eine Kurzform vom griechischen Wort "ekklesia" und steht damit für die Kirche. Aber nicht nur für die Kirche als Ort, sondern auch für die Kirche als Gemeinschaft. Nach Gemeinschaft sehnen sich eigentlich alle Menschen und junge Menschen ganz besonders.

DOMRADIO.DE: Was passiert da alles unter einem Dach und wer ist dafür zuständig?

Jasper: Kern des jugendpastoralen Zentrums ist sicherlich die Junge Messe am Sonntagabend. Jeden Sonntagabend um 18 Uhr laden wir in die Münsterkirche ein, um gemeinsam mit jungen Leuten einen frischen Gottesdienst zu feiern, der, so denke ich, doch den Geschmack und die Fragen junger Menschen trifft. Und dazu machen wir ganz vieles, was die Gemeinschaft stärkt. Nach der Messe gibt es immer die Gelegenheit, zusammenzukommen.

Wir werden in dem neuen jugendpastoralen Zentrum natürlich auch andere Dinge tun: Es gibt Spieleabende, Gesprächsformate, die Gelegenheit, einfach zusammenzukommen um Kaffee zu trinken oder auch das nächste Referat vorzubereiten. Also alles, wofür junge Leute Platz brauchen.

DOMRADIO.DE: Viele Menschen treten aus der Kirche aus. Wie gut besucht sind denn die Messen für junge Menschen am Sonntag um 18 Uhr?

Jasper: Wir haben natürlich immer noch Platz. Daran soll es nicht scheitern. Aber dieses Angebot gibt es jetzt schon seit anderthalb Jahren im Bonner Münster und wir sind wirklich ganz zufrieden, dass es gut angenommen wird. Wir stoßen auf ein großes Interesse und eine große Nachfrage, weil junge Menschen eben doch merken, ob man sich wirklich für sie interessiert und ihnen den Platz einräumt, der ihnen zusteht.

DOMRADIO.DE: Die Münstergemeinde, die Stadtjugendseelsorge und die Katholische Jugendagentur Bonn sind beim EKKO mit vertreten, aber auch der Caritasverband. Was bietet der dort an?

Jasper: Im Vormittagsbereich wird die Caritas immer eine allgemeine Sozialberatung in dem Raum anbieten. Auch das sehr niederschwellig, so dass man einfach einmal vorbeikommen kann. Zweimal in der Woche will die Caritas dort auch ein integratives Angebot, einen Mittagstisch anbieten.

Christian Jasper

"Ich bin überzeugt, dass Jugendarbeit nicht nur in Hinterhöfe und Kellerräume gehört, sondern wirklich ins Herz der Stadt."

DOMRADIO.DE: Welche Vorteile hat es jetzt im Zentrum zu sein? Und was wird vielleicht auch anders und besser werden als vorher im Campanile?

Jasper: Ich bin überzeugt, dass Jugendarbeit nicht nur in Hinterhöfe und Kellerräume gehört, so charmant das manchmal auch sein kann, sondern wirklich ins Herz der Stadt, um die nötige Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das merken wir jetzt schon.

Es ist wirklich ein Hingucker. Die Räume sind sehr schön geworden und wenn sie jetzt voll mit jungen Leuten sind, dann merkt man, wie die Menschen sich ganz interessiert und neugierig umgucken und von außen vor diesen Schaufensterscheiben stehen und sich vielleicht auch fragen: Darf ich da eigentlich auch rein?

Genau den Effekt möchten wir erzählen: dass man die Leute nicht immer lange bitten und einladen muss, sondern dass wir sie einfach neugierig machen und dann dadurch anlocken.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie erhoffen sich ein bisschen Zulauf durch diese zentrale Lage, weil man einfach automatisch daran vorbeiläuft?

Jasper: Ganz genau. Wir merken wirklich, dass das Bonner Münster ein Magnet ist und dass die Menschen manchmal vielleicht auch erst aus touristischem Interesse kommen oder mal ganz vorsichtig schauen und dann Schritt für Schritt immer näher kommen. Genauso ist es gedacht.

Wir haben zum einen Menschen, die schon ganz engagiert in ihren Heimatgemeinde sind und das auch bleiben. Wir haben aber auch viele, die neu zugezogen sind und andere Leute kennenlernen möchten oder eben auch Menschen, die eigentlich gar nichts mit der Kirche zu tun haben. Alle sind bei uns herzlich willkommen.

DOMRADIO.DE: Mit welcher Art von Angeboten holen Sie denn viele junge Leute ab?

Jasper: Ein wichtiger Bestandteil sind ganz sicher Fahrten. Wir kommen jetzt ja gerade auch vom Weltjugendtag aus Portugal zurück und merken: Wo Gemeinschaft wächst und wo man Erfahrungen macht und über die später auch sprechen und im Glauben nachdenken kann, das kommt immer gut an!

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR