Die Reform der Kirchenmusik passierte vor allem in Italien

Hauptsache Italien

Ausdrucksstärker, farbiger, flexibler: die Neuerungen in der Musik an der Schwelle zum 16. zum 17. Jahrhundert betrafen auch die Kirchenmusik – Venedig war eines der Zentren der neuen Klänge.

Blick auf den Markusdom mit dem Campanile im Vordergrund  / © Aliaksandr Antanovich (shutterstock)
Blick auf den Markusdom mit dem Campanile im Vordergrund / © Aliaksandr Antanovich ( shutterstock )

Die klassische Vokalpolyphonie der Renaissance folgte strengen Regeln und produzierte ein klangschönes Stimmengeflecht, dem aber aufgrund des Kompositionsstils im Bereich des Ausdrucks Grenzen sowohl bei weltlicher Musik (Madrigale) wie geistlicher (Messvertonungen etc.) gesetzt war.

Um die menschlichen Emotionen, die Affekte, besser darstellen zu können, war eine andere Art des Musizierens nötig - die entwickelte sich Ende des 16. Jahrhunderts und wurde “Seconda pratica” genannt. Für eine bessere Textausdeutung stützt harmonisch ein Generalbass die Singstimmen, die nun freier und mit weniger Regeln die Worte in Musik fassen können. Zugleich entwickelte sich die Oper, die antike Sagen und Dramen musikalisch erzählen wollte.

Claudio Monteverdi / © Gemeinfrei
Claudio Monteverdi / © Gemeinfrei

Zentrale Figur dieser Veränderung ist Claudio Monteverdi – sowohl seine geistliche wie weltlichen Kompositionen setzten damals Maßstäbe. Er trug entscheidend am Umschwung des Musikstils weg von der Renaissance hin zum Frühbarock bei. Er war der Mitbegründer der Gattung der Oper und vollendete das Madrigal. Dazu hatte er eine der wichtigsten Musikerstellen der damaligen Zeit inne, er war Kapellmeister am berühmten Markusdom in Venedig.

Markusdom in Venedig / © Malira (shutterstock)

Damit war Italien das Zentrum der neuen Musik, die auch im Bereich der Kirchenmusik nach und nach verwendet wurde. Die Komponisten dieser Zeit konnten in beiden Stilen komponieren und wechselten teilweise in einem Werk den Stil.

Die ausdrucksstarke Musik Italiens mit den Opern zog Musiker aus ganz Europa an. Welchen Einfluss Monteverdi auf die damalige Zeit hatte, lässt sich auch daran erkennen, wo sich überall Abschriften seiner Musik befinden. Der wohl wichtigste deutsche Komponist vor Johann Sebastian Bach – Heinrich Schütz – hielt sich zweimal zu Studienzwecken in Venedig auf, obwohl er beim zweiten Besuch selbst schon anerkannter Hofkapellmeister in Dresden war.

Dresden / © Mistervlad (shutterstock)

Besonders bei seinem zweiten Aufenthalt im Jahr 1628 ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die beiden begegneten – zumindest war die Musik Monteverdi das bevorzugte Studienobjekt von Heinrich Schütz, denn italienische Musik galt damals wie erwähnt als modern und richtungweisend. So finden sich sogar in Schweden Abschriften der Werke Monteverdis - vermutet wird, dass besagter Heinrich Schütz in Venedig Kopien erstellte und über den Deutschen weitere Abschriften bis nach Skandinavien kamen.

Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen am Sonntagabend ab 20 Uhr beispielhafte Werke aus dieser Epoche.

Quelle:
DR