Am Freitag forderte der Bischof Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf, "sich mit konkreten Schritten für eine sofortige Öffnung des Latschin-Korridors und den Schutz der Armenier in Bergkarabach" einzusetzen.
Zuletzt hatte auch Baerbock eine Öffnung des einzigen Zugangs zur mehrheitlich armenisch besiedelten Enklave in Aserbaidschan gefordert. Seit Monaten ist das Gebiet abgeriegelt, seit Mitte Juni werden auch keine Hilfslieferungen mehr durchgelassen.
Bischof Serovpe Isakhanyan kritisierte die bisherige Haltung der Bundesregierung. Eine Äußerung des Regierungssprechers Steffen Hebestreit, die den Genozid-Begriff als "Kampfbegriff" und "Propaganda" in Zusammenhang mit Bergkarabach bewertete, erinnere viele Armenier an die Tatenlosigkeit des Deutschen Reiches während des Ersten Weltkrieges, "als man die Vernichtung der Armenier hinnahm, um das Kriegsbündnis mit dem Osmanischen Reich nicht zu gefährden", so die Mitteilung der armenischen Diözese weiter.
Warnung vor Genozid
Mittlerweile warnen zahlreiche Experten und Organisationen, wie Luis Moreno Ocampo, ehemaliger Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, vor einem Genozid an den christlichen Armeniern in Bergkarabach. Nach Angaben des Außenministers der völkerrechtlich nicht anerkannten "Republik Arzach", Sergey Ghazaryan, sind 95 Prozent der Bevölkerung bereits unterernährt.
Grundnahrungsmittel und medizinische Güter sind Berichten zufolge für die rund 120.000 eingeschlossenen Armenierinnen und Armenier, darunter auch bis zu 30.000 Kinder, kaum noch vorhanden. Lokale Medien berichten seit Mitte August von ersten Hungertoten.