Wie ein Inder zum rappenden Mönch wurde

"Ich bin in der Kirche der DJ"

Rund 35.000 Abonnenten folgen ihm auf YouTube und warten jeden Freitag auf ein neues Video. Der Franziskaner-Mönch Sandesh Manuel will mit seinen Musikvideos Kinder und Jugendliche für die frohe Botschaft begeistern. Mit Erfolg?

Pater Sandesh Manuel (privat)
Pater Sandesh Manuel / ( privat )

DOMRADIO.DE: Wie kommt man dazu, als Franziskanerbruder Rapmusik mit priesterlichem Dienst zu verbinden?

Pater Sandesh Manuel OFM (Indisch-Österreichischer Ordenspriester des Franziskanerordens): Warum nicht? Rap ist eine Sprache. Aber viele denken in die Richtung von Drogen, Sex, Alkohol, Frauen usw. Aber Rap ist wirklich eine wunderschöne Möglichkeit, Dinge direkt zu sagen. Meine Überlegung war, meine christliche Botschaft in eine Sprache für Jugendliche zu vermitteln.

DOMRADIO.DE: Vor einem Jahr hatten Sie 17.000 Abonnenten auf Ihrem YouTube-Kanal, jetzt sind es schon 35.000. Wie sehen denn Ihre Gemeindemitglieder das? Sind konservative Menschen da nicht eher kritisch? 

Pater Sandesh Manuel (privat)
Pater Sandesh Manuel / ( privat )

Pater Sandesh Manuel: Einige fragen schon, ob das denn sein muss, da ich in ihren Augen die Kirche zur Disco mache. Dann entgegne ich aber, dass ich in der Kirche der DJ bin und es mir um die Botschaft geht.

Man sollte bedenken, dass wir besonders in der katholischen Kirche immer weniger werden. Wir tun ganz wenig für die Jugendlichen und Kinder, um sie auch ein bisschen zu motivieren, diese wunderschöne Botschaft zu erhalten. Sie sprechen eine ganz andere Sprache als die Sprache in der Kirche. Sie fühlen sich fremd, wenn sie in eine Kirche kommen.

DOMRADIO.DE: Gibt es auch spezielle franziskanische Prinzipien oder Werte, die Sie in die Musik legen?

Pater Sandesh Manuel: Ich habe eine ganz bestimmte Botschaft. Obwohl ich Franziskaner und ein katholischer Priester bin, ich bin erstmal ein Mensch. Das darf man nicht vergessen. Menschlichkeit ist die größte Religion der Welt. Das haben mir Jesus und der Heilige Franz von Assisi beigebracht. Das ist meine Botschaft.

Wenn jemand fragt, was denn eigentlich meine Zielgruppe sei, so antworte ich: "Die Menschen". Ich mache Volkslieder, ich jodle, ich tanze für alle Menschen. Es ist ein bisschen außergewöhnlich für einen Priester, so etwas zu tun. Ich bin sozusagen "out of the box", aber ich bin nicht "out of the room".

DOMRADIO.DE: Sie sind Inder und jodeln, rappen oder machen Folklore. Hat man Ihnen nicht auch schon mal vorgeworfen, dass Sie sich zum "Deppen" machen?

Pater Sandesh Manuel: Ja, hat man. Viele denken, dass ich ein Kasperl bin. Aber wenn sie mich beobachten und meine Botschaft sehen, sieht es anders aus. Ich studiere Jazz und Pop in Wien. Ich habe auch klassische Gitarre gelernt. Ich studiere bewusst und stelle mich nicht als Kasperl vor. Ich mache mich nicht über etwas lustig. Ich bin respektvoll, integriere mich.

Der Heilige Franz von Assisi war ein "Gaukler Gottes". Ich möchte nicht wie ein katholischer Priester da oben stehen. Ich möchte nicht mit meinen Fingern predigen. Ich möchte einfach unterhalten. Durch Musik und durch diese einfache, lockere Art, komme ich mit vielen Leuten ins Gespräch, besonders mit denen, die nichts mit der Kirche zu tun haben. Und das freut mich.

Pater Sandesh Manuel (privat)
Pater Sandesh Manuel / ( privat )

DOMRADIO.DE: Gibt es auch Gottesdienste, in denen sie rappen?

Pater Sandesh Manuel: Ja, ich rappe auch in Gottesdiensten. Aber ich bin auch kein Depp, dass ich einfach in jedem Gottesdienst rappe. In unsere Gottesdienste kommen sehr viele ältere Menschen.

Aber wenn es ein Jugendgottesdienst ist, wird bestimmt gerappt. Dann erfahre ich auch Zuspruch. "Du bist ein guter Priester oder war das eine coole Messe", höre ich da oft. Das ist die Sprache der Kinder und Jugendlichen. Wenn man ihre Sprache spricht, dann kommen sie. Dann machen sie mit.

DOMRADIO.DE: Welche Ziele und Träume haben Sie als rappender Franziskaner?

Pater Sandesh Manuel: Mein einziger Traum ist, dass ich glücklich bin. Mein Lieblingszitat lautet "Du kannst die ganze Welt nicht ändern. Du solltest dich selber ändern." Dafür arbeite ich. Ich mache Musik, weil mir das hilft.

Und ich möchte auch für mehr Menschlichkeit arbeiten. Menschlichkeit ist das, was Jesus und Franziskus mich gelehrt haben.

Das Interview führte Oliver Kelch.

Franziskaner

Der heilige Franz von Assisi (1181/82-1226) gründete zwischen 1210 und 1220 den Orden der Franziskaner, der sich bis heute auf vielen Gebieten für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt. Mit Suppenküchen und Kleiderkammern helfen die Patres und Brüder Menschen in Not. Außerdem leisten sie Seelsorge in Gefängnissen, Altenheimen und Krankenhäusern. In Initiativen und Menschenrechtsgruppen engagieren sich Franziskaner für Umweltschutz und eine gerechtere Wirtschaft.

Orden der Franziskaner / © Dr. Gilad Fiskus (shutterstock)
Orden der Franziskaner / © Dr. Gilad Fiskus ( shutterstock )
Quelle:
DR