Bei Weltsynode im Vatikan bleiben Journalisten draußen

Medien erhalten nur dosierten Einblick 

Vieles soll anders werden bei der Weltsynode in Rom. Neben Bischöfen und Priestern haben jetzt auch Männer und Frauen ohne Weihe Stimmrecht. Was sich vorerst nicht ändert, ist die Kommunikation an die Medien.

Autor/in:
Severina Bartonitschek & Ludwig Ring-Eifel
Bischöfe in der Synodenaula im Vatikan (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bischöfe in der Synodenaula im Vatikan (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Im jahrelangen Vorlauf zur Weltsynode, die im Oktober in Rom beginnt, gab es immer wieder Momente ungewohnter Transparenz. Katholikinnen und Katholiken aus aller Welt durften ihre Ideen und Anliegen für das anstehende Großereignis formulieren.

In allen Erdteilen tagten Kontinentalversammlungen; manche Debattenbeiträge und Reden wurden gestreamt; Journalisten hatten - nach kirchlichen Maßstäben - vergleichsweise freien Zugang zu den Teilnehmern.

Papst: Mitwirkung des gesamten "Volkes Gottes" wichtig

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

So entstand, begleitet von einem gewissen Medieninteresse, ein Arbeitspapier mit Wünschen und Fragen, über die ab 5. Oktober im Vatikan gesprochen werden soll. Wichtig war dem Papst eine Mitwirkung des gesamten "Volkes Gottes", mit dem er sich aufmachen möchte in eine bessere Zukunft für die katholische Kirche.

Die Neuerungen und Öffnungen weckten Hoffnungen - auch auf eine andere Kommunikationsstrategie des Vatikans zu dem Ereignis. Der hohen Teilnehmerzahl entsprechend wird die Synode nicht in der kleinen Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle im Vatikan tagen. In dieser Halle ist viel Platz - auch für Wort- und Bildjournalisten. Ein Livestream von den Plenarversammlungen wäre technisch kein Problem.

Synodensekretariat im Vorfeld zu Medien relativ mitteilsam

Hoffnung weckte auch das Verhalten des Synodensekretariats, das sich im Vorfeld im Umgang mit Medien relativ mitteilsam und transparent zeigte. Doch je näher das zentrale Ereignis im Vatikan rückt, desto mehr wird der Einfluss der Kommunikationsbehörde des Heiligen Stuhls spürbar. Und diese Behörde bewegt sich - allen Kurienreformen zum Trotz - inhaltlich weiter an der mehr oder weniger langen Leine des vatikanischen Staatssekretariats.

Wie das Ringen zwischen Synodensekretariat, Kommunikationsbehörde und Staatssekretariat um die finale Strategie ablief, können Vatikan-Insider nur ahnen. Das Ergebnis war, ganz ohne Zwischentöne, bei der letzten "Fliegenden Pressekonferenz" des Papstes am Montag zu hören: Dessen Antwort auf die Frage nach möglichen Direktübertragungen aus der Synodenversammlung war ein schlichtes "Nein". Die Synode sei nun mal kein TV-Format, so Franziskus.

Papst: Geschützter Raum fördere die Redefreiheit 

Paolo Ruffini ist der Präfekt des Dikasteriums für Kommunikation. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Paolo Ruffini ist der Präfekt des Dikasteriums für Kommunikation. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Stattdessen sollen Kommunikationschef Paolo Ruffini und sein Stab täglich über die Ereignisse in der Halle berichten. Franziskus begründete das Vorgehen mit dem religiösen Charakter der Synode, die nun mal kein Parlament sei, und damit, dass ein geschützter Raum die Redefreiheit der Teilnehmer fördere.

Hörbaren Unmut löste das unter den Vatikanjournalisten im Papstflieger aus. Auf Nachfrage reagierte Franziskus mit Unverständnis - und erklärte einer mitreisenden US-Pressevertreterin, das sei doch schon "sehr offen, meine Liebe, sehr offen". Die Presseabteilung werde respektvoll mit den Reden aller umgehen und versuchen, ohne Geschwätz die Dinge über die Synodenfortschritte zu sagen, die für die Kirche konstruktiv sind.

Kardinal Hollerich: Es brauche freie Aussprachen

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Kurz darauf pflichtete der Inhalte-Koordinator der Synode, der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich, dem Papst bei. Bei einem Treffen von europäischen "Medienbischöfen" in Luxemburg sagte er, die Synodenversammlung brauche "einen geschützten Raum von nicht-öffentlichen Beratungen". Es gebe keine vorgefertigten Beschlussvorlagen; die Synodalen müssten daher die Inhalte gemeinsam entwickeln. Dafür brauche es freie Aussprachen.

Dass synodale Debatten unter direkter Medienbeobachtung ähnlich wie Debatten im Parlament mitunter an Schärfe gewinnen und damit einen breiten Konsens erschweren, war bei den Vollversammlungen des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg in Frankfurt immer wieder zu beobachten. Ob der Vatikan deshalb aber zu einer komplett gelenkten Mitteilungsstrategie zurückkehren kann? Diese hat er zuerst beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) und danach bei den meisten Versammlungen der Weltbischofssynode über Jahrzehnte eingeübt. Doch erscheint dies vielen Beobachtern nicht mehr zeitgemäß.

Einfluss inoffizieller Kanäle dadurch gestärkt?

Letztlich, so die in diesen Tagen oft geäußerte Meinung unter den Vaticanisti, stärke der Vatikan damit den Einfluss inoffizieller Kommunikationskanäle. Eine vierwöchige Versammlung von mehr als 350 Menschen, aus der niemand etwas an vertraute Medienvertreter durchsticht oder über Soziale Medien selbst durchsickern lässt, scheine im 21. Jahrhundert nur noch schwer vorstellbar. 

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA