Sozialpfarrer begrüßt härteres Jugendstrafrecht in Italien

"Zweigleisiges Handeln"

Kirchenvertreter in Italien begrüßen die Verschärfung des Jugendstrafrechts. Zugleich fordern sie, nicht nur mit härterem Durchgreifen, sondern auch mit Bildung und anderen Angeboten ein Abgleiten in die Kriminalität zu verhindern.

Ein Polizeiauto in Italien / © Mino Surkala (shutterstock)
Ein Polizeiauto in Italien / © Mino Surkala ( shutterstock )

Der in Italien bekannte Sozialpfarrer des Elendsviertels Caivano am Nordrand von Neapel, Don Maurizio Patriciello, schreibt in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Avvenire" (Samstag): "Brauchten wir eine härtere Gangart? Ich sage das mit großem Bedauern, aber ich glaube: Ja." Er betonte, erforderlich sei ein "zweigleisiges Handeln: hartes Vorgehen gegen Kriminalität auf der einen und Bildung und Erziehung auf der anderen Seite".

Patriciello, der Regierungschefin Giorgia Meloni vergangene Woche in Caivano begrüßt hatte, erklärte, Mafia, Camorra und 'Ndragheta hätten die bisher vom Jugendstrafrecht geschützte Position der Minderjährigen ausgenutzt. "Sie lassen die Jugendlichen für sich die Drecksarbeit erledigen, weil sie wissen, dass die nichts zu fürchten haben." Daher sei eine Gesetzesverschärfung nötig gewesen. Der Pfarrer erinnerte an den jüngsten Fall in Neapel, wo ein 16-jähriger mutmaßlicher Auftragsmörder einen Menschen tötete und sich anschließend mit seinen Freunden zum Kartenspiel traf.

"Streunende Hunde beißen irgendwann"

Ähnlich wie Patriciello äußerte sich der Mailänder Erzbischof Mario Delpini: "Wenn Jugendliche allein gelassen werden, entwickeln sie sich zu einer Horde von streunenden Hunden. Und streunende Hunde beißen irgendwann." Die Regierung mache ihren Job - aber auch die Familien seien gefordert. Die bloße Unterdrückung von Kriminalität reiche nicht aus, so der Erzbischof des größten Bistums in Europa.

Die Regierung Meloni hatte am Donnerstag einen Gesetzentwurf zur Verschärfung des Jugendstrafrechts beschlossen. Demnach können künftig Straftäter ab zwölf Jahren öffentlich verwarnt und mit bis zu 1.000 Euro Geldbuße belegt werden. Minderjährige Straftäter ab 14 Jahren können für bis zu vier Jahre in Sicherheitsverwahrung genommen sowie zu Gemeinwohlarbeit verpflichtet werden.

Radikale Rechte feiert Wahlsieg in Italien

Der Wahlsieg von Giorgia Meloni und deren rechtsradikaler Partei Fratelli d'Italia hat bei ihren rechten Verbündeten in Europa Jubel und Genugtuung, vielerorts aber vor allem Sorgen hervorgerufen. Die Nationalistin und EU-Skeptikerin wurde bei der Wahl klar stärkste Kraft, nach Hochrechnungen vom Montagmorgen kommen die "Brüder Italiens" auf mehr als 26 Prozent der Stimmen. Die gesamte Rechtsallianz hat wegen der Besonderheiten des italienischen Wahlrechts künftig eine klare, absolute Mehrheit im Parlament.

Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsradikalen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) / © Oliver Weiken (dpa)
Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsradikalen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) / © Oliver Weiken ( dpa )
Quelle:
KNA