Augsburger Bischof Meier rät vor Weltsynode zu Realismus

"Enttäuschungen vermeiden"

Der Augsburger Bischof Bertram Meier warnt vor Beginn der katholischen Weltsynode in Rom vor überzogenen Hoffnungen auf Reformen in der Kirche. Er rät "das Tempo etwas herauszunehmen". Zu viel Veränderung bringe Schwierigkeiten.

Bertram Meier / © Dieter Mayr (KNA)
Bertram Meier / © Dieter Mayr ( KNA )

"Ich möchte Enttäuschungen vermeiden, indem ich Hoffnungen dämpfe. Es wird bei diesem Treffen der Weltsynode keine Beschlüsse zu Reformthemen geben, wie wir sie in Deutschland haben", sagte Meier der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch) mit Blick auf den Fortgang der Beratungen im Oktober. Papst Franziskus werde mit seinen engen Mitarbeitern im Anschluss eine Prioritätenliste für das folgende Treffen 2024 erstellen. "Letztlich entscheidet er über mögliche Reformen." 

Dennoch werde die Weltsynode auch dann kein Misserfolg sein, "wenn nicht all unsere Voten des Synodalen Wegs behandelt, geschweige denn positiv beschieden werden", so Meier mit Bezug auf die Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland (Synodaler Weg). "Es wäre ratsam, das Tempo etwas herauszunehmen – zu viel Veränderung bringt uns in Deutschland und auf Ebene der Weltkirche in Schwierigkeiten."

Große Ungleichzeitigkeit

Innerhalb der Weltkirche gebe es eine große Ungleichzeitigkeit, erinnerte Meier. Dies gelte etwa bei der Frage der Segnung für gleichgeschlechtliche Paare und Paare, die nicht in einer klassischen Ehe miteinander verbunden seien, zwei wichtige Themen während der Gespräche des Synodalen Wegs zwischen Deutscher Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken als Laienvertretung.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Solche Segnungsfeiern würden etwa in einem afrikanischen Land auf Unverständnis stoßen. "Dort müssen wir als Kirche zunächst einmal dafür kämpfen, dass Homosexualität nicht mit härtesten staatlichen Strafen belegt wird." Ein deutscher Reformbeschluss lasse sich nicht ohne Weiteres auf die Weltkirche übertragen.

Er selbst nehme auch Themen mit, die ihm reformorientierte Gruppen unlängst noch einmal in Briefen genannt hätten wie die Weihe von Frauen zu Priesterinnen und Maßnahmen gegen Klerikalismus. "Ich nehme auch diese Anliegen mit und bringe sie in die Synode ein. Aber ich werde nicht als Lobbyist dieser Themen auftreten", betonte der Bischof.

Keine Diskussionsgruppen in deutscher Sprache 

Interessant sei, dass es bei dieser Bischofssynode anders als früher keine Diskussionsgruppen in deutscher Sprache gibt. Er selbst werde Teil einer Gruppe in italienischer Sprache sein. "Ich sehe das als dringende Einladung Roms, dass wir Deutsche uns weltweit besser einbringen und unsere Ideen erläutern sollten." Dies empfinde er nicht als römische Kritik an deutschen Reformforderungen, sondern als "Chance, uns zu outen".

Bei der von Papst Franziskus für Oktober 2023 und Oktober 2024 einberufenen Weltsynode soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Dabei haben auch nicht geweihte Männer und Frauen Stimmrecht. Letztlich entscheidet der Papst über mögliche Beschlüsse.

AfD-Mitglieder nicht pauschal ausgrenzen 

Meier äußerte sich im Interview auch zum Umgang der Kirche mit AfD-Mitgliedern. Sie dürften nicht pauschal von Ämtern in der katholischen Kirche ausgeschlossen werden, etwa dem des Lektors oder der Lektorin. "Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen", sagte Meier. "Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke", mahnte der katholische Bischof. In solchen Fällen gehe es vielmehr darum, das Gespräch zu suchen.

Die laut Umfragezahlen wachsende Zustimmung vieler Menschen zu der rechtsgerichteten Partei stelle auch die katholische Kirche vor eine Herausforderung. Die AfD habe sich mittlerweile in der Parteienlandschaft etabliert, sagte Meier. "Das heißt: Wir müssen gut hinschauen und prüfen", so der Bischof. Die katholische Kirche werde aber immer dafür sorgen, dass menschenverachtende oder demokratiefeindliche Gruppierungen und Einzelpersonen benannt werden. 

"Wähler müssen eigenständig entscheiden"

"Die AfD lediglich als Partei der Protestwähler zu interpretieren, greift mittlerweile deutlich zu kurz", fügte er hinzu. Die Wähler müssten generell ihre Entscheidung verantwortungsvoll eigenständig treffen. "Die Zeiten, in denen es Wahl-Hirtenbriefe mit Empfehlungen gab, sind vorbei - und das ist gut so", so der Augsburger Bischof. 

Er rufe aber dazu auf, Parteiprogramme zu studieren und sich mit einzelnen Kandidaten zu befassen. Für Katholiken gelte es, die politischen Kräfte zu stärken, die Menschlichkeit, Versöhnung, Frieden und soziale Gerechtigkeit verträten. Wie die Kirche trete die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein - "und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen".

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hatte im August erklärt, eine AfD-Mitgliedschaft sei aus ihrer Sicht mit der Übernahme eines Kirchenamtes unvereinbar: "Ein aktives Eintreten für die AfD widerspricht den Grundwerten des Christentums."

Bistum Augsburg

Augsburger Dom / © Tatsuo Nakamura (shutterstock)

Das Bistum Augsburg zählt mit knapp 1,3 Millionen Katholiken zu den großen deutschen Diözesen. Gemessen an Mitgliederzahl und Finanzkraft ist es das zweitgrößte in Bayern. Es umfasst rund 13.700 Quadratkilometer und erstreckt sich von Neu-Ulm bis zum Starnberger See und vom Donau-Ries bis zu den Allgäuer Alpen. Die rund 1.000 Pfarreien werden seit 2012 und noch bis 2025 zu rund 200 Pfarreiengemeinschaften zusammengeführt.

 

 

Quelle:
KNA